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Veröffentlicht am 19.05.2022 15:04

Was Sie zum Badesaison-Start wissen müssen

Wenn man mit aufgeheizter Haut ins kühle Wasser springt, ist das eine Belastung für den Kreislauf. Deshalb sollte man auch nicht mit vollem Magen schwimmen gehen. (Foto: Maja Hitij/dpa/dpa-tmn)
Wenn man mit aufgeheizter Haut ins kühle Wasser springt, ist das eine Belastung für den Kreislauf. Deshalb sollte man auch nicht mit vollem Magen schwimmen gehen. (Foto: Maja Hitij/dpa/dpa-tmn)
Wenn man mit aufgeheizter Haut ins kühle Wasser springt, ist das eine Belastung für den Kreislauf. Deshalb sollte man auch nicht mit vollem Magen schwimmen gehen. (Foto: Maja Hitij/dpa/dpa-tmn)

Na, haben Sie Badehose oder Bikini schon hervorgekramt? Langsam startet die Badesaison in den Freibädern, an den Seen und Küsten. Mit diesen Tipps wird sie noch ein bisschen besser - versprochen.

Um den Kreislauf nicht zu überfordern. Wenn wir aufgeheizt von der Sonne ins Wasser steigen, ist das eine große Belastung für den Kreislauf, sagt der Internist Matthias Riedl.

Denn durch die Kälte des Wassers ziehen sich die Blutgefäße in der Haut zusammen, das Blut wandert stärker in das Körperinnere und in den Gesamtkreislauf. „Es kommt also zu einer plötzlichen Umverteilung“, sagt Riedl, der dem Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) angehört.

Befindet sich zudem noch viel Blut im Bauchraum, weil dort eine große Mahlzeit verarbeitet wird, ist diese Umverteilung noch stärker. Schlimmstenfalls kommt es dann zu einem Kreislaufkollaps.

Wer sich gut mit Freibad-Pommes vollgefuttert hat, sollte also besser einen Moment abwarten, bevor es wieder ins Wasser geht.

„Wenn Sie im Freibad etwas anbieten, was fettig ist und Kohlenhydrate enthält, werden Sie damit Erfolg haben - so auch mit Pommes“, lautet der Erklärungsversuch von Arzt Matthias Riedl.

Bei Pommes mit Ketchup kommt sogar noch ein süßer Geschmack hinzu. Versuche mit Ratten hätten gezeigt, dass die Kombination aus fettig und süß die Tiere dazu bringt, besonders viel davon zu essen, so Riedl. Diese Ergebnisse lassen sich durchaus auf die Ernährungsvorlieben des Menschen übertragen.

„Und natürlich prägen sich bestimmte Verhaltensweisen kulturell ein“, sagt Riedl. Schon von klein auf verbinden viele Kinder den Tag am See oder im Freibad mit Pommes. Kein Wunder also, dass der frittierte Snack Erinnerungen an früher weckt - und deshalb so gut schmeckt.

„Bewährt hat sich die Drei-Punkt-Technik, bei der man auf dem Rücken liegt“, sagt Carsten Bücken, Vorsitzender des Deutschen Rennrutsch Verbandes (DRV) in Dissen (Niedersachsen). Aber nur drei Körperstellen berühren dabei die Rutsche, so dass man durch die geringe Reibung ordentlich Fahrt aufnehmen kann.

So geht's: Die Füße werden übereinandergeschlagen, so dass nur eine Ferse die Rutschfläche berührt. Die Schulterblätter bilden die beiden weiteren Berührungspunkte. Der Po wird nach oben gedrückt, hat also keinerlei Kontakt mit der Rutsche. Ohne Körperspannung geht da nichts, so Bücken. „Die Arme greift man über dem Kopf. Einige legen die Hände auch gerne in den Nacken, weil sie so mehr Kontrolle in den Kurven haben.“

Auch die Badekleidung beeinflusst das Rutsch-Tempo. Die enge Badehose ist besser als die Boxershorts: „Die hängt durch und wirkt als Bremsfallschirm“, sagt Bücken. Übrigens: Es hält sich der Tipp, dass man die Badehose in die Po-Ritze ziehen sollte, um die Reibung nochmals zu verringern. „Das ist allerdings Quatsch“, so das Urteil des Rennrutsch-Experten.

„Sorgen machen muss man sich in den hiesigen Badegewässern normalerweise nicht“, so Alexander Paffrath vom Präsidium der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Allerdings sollte man sich vor dem Baden im See bewusst machen, dass man mit dem Fuß oder Bauch gegen eine Wasserpflanze oder ein Tier stoßen könnte. „Denn unkontrollierte, hektische Reaktionen aufgrund von Panik sind die eigentliche Gefahr.“

Wer gedanklich also vorbereitet ist, bleibt eher ruhig - und dreht sich im Fall der Fälle am besten auf den Rücken, um etwa über Wasserpflanzen hinwegzuschwimmen.

„Besser nicht“, sagt Prof. Björn Bachmann, Oberarzt am Zentrum für Augenheilkunde der Universität Köln. „Aber das geht natürlich nicht wirklich, wenn man eine gewisse Brillenstärke hat.“ Dann sollte man sich eine Schwimmbrille aufsetzen. Oder man achtet darauf, den Kopf über Wasser zu halten.

Grund: Im Badewasser können Keime sein, zum Beispiel Akanthamöben. Das sind Parasiten, die über winzige Verletzungen in die Hornhaut gelangen und für schmerzhafte und langwierige Entzündungen sorgen. Wer Kontaktlinsen trägt, ist besonders gefährdet. Denn durch sie bekommt die Hornhaut weniger Sauerstoff und ist anfälliger für Verletzungen und Infektionen.

Nach Angaben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft sind diese Amöben vor allem in stehenden Gewässern zu finden, kommen aber auch in schlecht gechlorten Freibädern vor.

Ganz egal ob am Strand, im Freibad oder am See: „Hautpilz an den Füßen kann man sich überall dort einfangen, wo es feucht ist - also in Duschen oder auch Umkleidekabinen“, so Martina Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Verbandes für Podologie.

Daher schlüpft man am besten in Badeschlappen. Und: Nach dem Abduschen sollte man sich Zeit nehmen, die Zehenzwischenräume gut abzutrocknen. Denn in diesen feuchten, warmen Regionen findet der Hautpilz gute Lebensbedingungen.

Eine Regel, die für alle Bäder gilt, gibt es nicht. Michael Weilandt von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen weiß, wo Familien eine Antwort auf diese Frage finden: In der Badeordnung des jeweiligen Freibades.

Weilandt rät Eltern jedoch dazu, Badekleidung für den Nachwuchs einzupacken, auch wenn die nicht vorgeschrieben ist. „Kleine Kinder bis etwa zwei oder drei Jahre sollten ohnehin nicht nackt ins Wasser, sondern mit Schwimmwindel - allein aus hygienischen Gründen.“

© dpa-infocom, dpa:220518-99-339224/3

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