Wieder im Kino: Godards Kultfilm „Die Verachtung“ | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 08.06.2023 16:21

Wieder im Kino: Godards Kultfilm „Die Verachtung“

Ein Ehepaar: Paul (Michel Piccoli) und Camille (Brigitte Bardot). (Foto: -/StudioCanal/dpa)
Ein Ehepaar: Paul (Michel Piccoli) und Camille (Brigitte Bardot). (Foto: -/StudioCanal/dpa)
Ein Ehepaar: Paul (Michel Piccoli) und Camille (Brigitte Bardot). (Foto: -/StudioCanal/dpa)

„Die Verachtung“ ist einer der bekanntesten Filme des französisch-schweizererischen Regisseurs Jean-Luc Godard (1930-2022). Das Werk von 1963 mit Brigitte Bardot in der Hauptrolle kommt nun digital restauriert zurück ins Kino.

Godard erzählt darin vordergründig vom Ende einer Liebe. Vor allem aber ist der Film eine Reflexion über das Kino und das Verhältnis von Kunst und Kommerz. Auch der legendäre deutsche Regisseur Fritz Lang („Metropolis“) ist darin zu sehen - als er selbst. Die Musik von Georges Delerue ist unvergesslich.

In „Die Verachtung“ (Originaltitel: „Le Mépris“) soll der Autor Paul (Michel Piccoli) für einen Film über Odysseus, den Fritz Lang dreht, das Drehbuch überarbeiten. Denn dem amerikanischen Produzenten Jeremy Prokosch ist der Film nicht kommerziell genug. Prokosch macht Pauls Frau Camille (Bardot) Avancen, wogegen Paul nichts unternimmt. Das bringt Camille gegen ihren Ehemann auf. So sehr, dass sie irgendwann nur noch Verachtung für ihn empfindet.

Der Mythos um Odysseus wird dabei mit der Liebesgeschichte im Film verschränkt. Die Protagonisten werden teils selbst wie mythische Gestalten inszeniert.

Viele Experimente

Godard bricht im Film mit Seh- und Hörgewohnheiten. Tonspuren und Farben ändern sich manchmal ganz abrupt. Am Anfang des Films werden die Credits nicht wie üblich schriftlich eingeblendet, sondern von einer Stimme aus dem Off gesprochen. Die Kamera steuert unterdessen direkt auf den Zuschauer zu. Es gibt viele solcher Experimente in „Die Verachtung“.

Besonders ist auch die Farbgebung des Films. Immer wieder leuchten die Kostüme, Möbel und andere Requisiten in „Die Verachtung“ auffallend rot, blau, gelb und weiß. Der Regisseur filmte zum Teil auch durch Farbfilter.

Der Film ist voller Anspielungen auf die Film-Industrie und -Geschichte. So ist der unkultivierte Produzent Prokosch wohl als Sinnbild für das von Godard wenig geschätzte Hollywood zu verstehen.

Interessanterweise hatte Godard Berichten zufolge beim Filmdreh ebenfalls Konflikte mit den Produzenten. So hätten sich diese beschwert, dass Bardot in einer Ursprungsfassung des Films nie nackt zu sehen sei - weswegen Godard zwar Nacktszenen in „Die Verachtung“ aufnahm, diese aber wie ein ironischer Kommentar inszeniert wirken.

Die Verachtung, Frankreich/Italien 1963, 99 Minuten, FSK ab 6, von Jean-Luc Godard, mit Brigitte Bardot, Jack Palance, Michel Piccoli, Giorgia Moll, Fritz Lang

© dpa-infocom, dpa:230602-99-915968/3


Von dpa
north