Christmas Shopping in New York City - das ist ein Kurztrip, den USA-Reisende vor Weihnachten gern machen.
Kaum ist Thanksgiving Ende November vorbei, funkeln überall in Manhattan bunte Lichter an den Fassaden der großen Kaufhäuser, der ikonische Weihnachtsbaum und die Eisbahn am Rockefeller Center sind hell erleuchtet. Und die Menschen im Viertel Dyker Heights in Brooklyn schmücken ihre Vorgärten so exzessiv wie wohl nirgends sonst in den ohnehin nicht gerade für Zurückhaltung bekannten USA.
Keine Frage also: Der New York City ist ein großes Erlebnis im Advent, aber auch ein anstrengendes.
Doch es gibt Alternativen in den USA, die nicht ganz so hoch drehen, aber ebenfalls richtig Lust auf Weihnachten machen. Wir stellen sechs von ihnen vor:
Im West Shore Park im Hafen von Baltimore (Maryland) hat man sich den Nürnberger Christkindlesmarkt zum Vorbild genommen und mit dem „Christmas Village“ eine kleine Stadt aus Holzbuden und einer beheizten Festhalle geschaffen, die ein bisschen an ein Bierzelt auf der Münchner Wiesn erinnert.
Es gibt deutsches Bier aus Maßkrügen, außerdem Bratwurst und verschiedenes Gebäck. Die „Gluhwine Pyramid“ wiederum erinnert an hölzerne Weihnachtspyramiden, wie man sie aus dem Erzgebirge kennt und wie sie in überdimensionaler Variante oft auch auf deutschen Weihnachtsmärkten stehen.
In der Hauptstadt Washington, nur ein Katzensprung von Baltimore entfernt, ist die National Portrait Gallery der Hintergrund für die Dutzenden Stände des „Downtown Holiday Market“. Die Stände sind mit weißen Planen verhüllt und sehen weniger weihnachtlich aus als manch andere Kulisse in der Hauptstadt. Trotzdem ist vieles im Angebot, das man sonst nur schwer findet: Die Veranstalter legen Wert darauf, dass kleine „Businesses“ repräsentiert sind. Jeden Abend spielen Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Musikstile auf.
Wer es richtig weihnachtlich haben möchte, findet am Weißen Haus den „National Christmas Tree“, der jedes Jahr ab Anfang Dezember feierlich erleuchtet wird. In diesem Jahr zum 100. Mal, denn Präsident Calvin Coolidge rief diese Tradition 1923 ins Leben. Um den großen Baum herum repräsentieren 58 kleinere Tannen die US-Bundesstaaten und Territorien.
Nach Washington oder Baltimore ist es von New York City aus nach amerikanischen Verhältnissen nicht weit - jeweils etwa vier Stunden sind es mit Auto oder Zug. Gleiches gilt für die Strecke nach Boston.
Was in New York die Dyker Heights ist, heißt in Boston „Somerville Illuminations Tour“: Auch hier ist eine ganze Nachbarschaft hell und bunt erleuchtet, mit Weihnachtlichem ebenso wie mit Maritimem, das Meer ist schließlich nicht weit.
Boston bringt an vielen Plätzen, etwa auf dem zentralen Boston Common, die Bäume mit Tausenden Lichtern zum Erstrahlen. Überall in der Stadt werden Schlittschuhbahnen aufgebaut. Weihnachtsmärkte gibt es ebenfalls, etwa den „Snowport at the Seaport“.
Auch in den amerikanischen Südstaaten dreht sich in der Vorweihnachtszeit alles ums Licht. In Virginia Beach darf man mit dem Auto über den Boardwalk fahren, der sonst Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Und während aus dem Autoradio Weihnachtsklassiker schallen, sind am Strand überdimensionale Lichtfiguren zu sehen: Highlights sind der Surfing Santa und tanzende Krabben. Kostenpunkt für die Autofahrt durch die „Holiday Lights at the Beach“: 30 US-Dollar. Tickets muss man vorher online kaufen.
Weiter südlich, in Florida, gibt es zur Weihnachtszeit vielerorts Bootsparaden in den Kanälen, die sich durch die Orte ziehen.
In Clarksville (Tennessee) wird die historische kleine Stadt mit zahlreichen Lichtern erleuchtet, am Cumberland Riverwalk brennen allabendlich rund eine Million Glühbirnen in Bögen und Figuren, außerdem lockt man hier mit einem „Christkindl Market“.
Auch in New Orleans in Louisiana wird bei überwiegend milden Temperaturen fast so viel geschmückt und gefeiert wie beim Mardi Gras, dem berühmten Karnevalsfest rund um den Faschingsdienstag.
Im Nordwesten Louisianas - abseits New Orleans - haben sich zehn Städte zum „Louisiana Holiday Trail of Lights“ zusammengetan. Von November bis Neujahr gibt es dort zahlreiche weihnachtliche Events, von denen man einige auf einem Mini-Roadtrip besuchen kann.
Vom Süden geht es in den Norden: Auch in Chicago hat man sich Anleihen an deutschen Weihnachtstraditionen genommen und veranstaltet auf dem Daley Plaza einen „Christkindlmarket“, German style. Dort erwarten einen dann Holzbuden mit rot-weiß-gestreiften Dächern, Tannenschmuck, Glühwein und Bratwurst.
Weil der Markt so ein Erfolg war in der Stadt, haben die Veranstalter ihn gleich noch an anderen Orten in der Umgebung etabliert, etwa in Aurora und Wrigleyville.
Vieles erinnert an der Daley Plaza an Deutschlands ältesten Markt in Nürnberg, selbst das Christkind war schon da. Das kann allerdings inzwischen im Fränkischen bleiben, denn seit einem Jahrzehnt hat Chicago sein eigenes Christkind im Goldgewand mit blonden Rauschgoldlocken. Ein bisschen mehr US-like.
In der „Windy City“ am Michigansee stehen auch die Chancen auf kaltes Wetter und Schnee gar nicht schlecht während der Vorweihnachtszeit.
Im kalifornischen Abschnitt der US-Westküste halten sich die weihnachtlichen Märkte und Events in Grenzen. Weiter nördlich jedoch, in Seattle im Bundesstaat Washington, ist die Vorweihnachtszeit ein Riesenereignis. Es leuchtet und blinkt, etwa am dekorierten „Pike Place Market“ und auf den Weihnachtsschiffen im Hafen.
Auf der North East Park Road könnte man schon im Sommer denken, man sei in einer Straße aus Lebkuchenhäusern gelandet. Diesen Eindruck machen die Tudor-Häuser bereits, wenn sie noch nicht überbordend weihnachtlich geschmückt sind. Im Winter ändert die Straße inoffiziell ihren Namen und wird zur „Candy Cane Lane“, also zur Zuckerstangenstraße.
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