Nach fast fünf Monaten Streik gibt es eine „vorläufige Einigung“ zwischen der Gewerkschaft der Drehbuchautoren und den großen Studios und Streaming-Anbietern in den USA. Dabei handele es sich um eine grundsätzliche Übereinkunft, die nun aber noch final abgestimmt werden müsse, teilte die Writers Guild of America (WGA) gestern in Los Angeles mit.
US-Präsident Joe Biden begrüßte die Einigung, die die „Macht von Tarifverhandlungen“ beweise. „Es gibt einfach keine Alternative dafür, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenkommen und mit guten Absichten auf ein Abkommen hin verhandeln, das ein Unternehmen stärker macht und die Bezahlung, Zuschüsse und Würde sicherstellt, die den Arbeitnehmern gebührt“, hieß es in einer Mitteilung des Präsidenten.
Auf die vorläufige Einigung folgt den Angaben zufolge ein weiteres Prozedere bis zum Vertragsabschluss, an dessen Ende eine Ratifizierung-Abstimmung der Mitglieder steht. Nach WGA-Angaben könnten die Vorstandsgremien der beiden Gewerkschaften Ost und West in einem für Dienstag geplanten Treffen ihre Zustimmungen zu dem ausformulierten Papier geben. Dann könnten sie ebenfalls darüber abstimmen, die Arbeitsbeschränkungen aufzuheben und den Streik zu beenden, auch wenn das Votum der Mitglieder dann noch laufe.
Hollywoods Schreiber waren Anfang Mai in den Ausstand getreten. „Wir können mit großem Stolz sagen, dass diese Einigung außergewöhnlich ist - mit bedeutenden Gewinnen und Sicherungsmaßnahmen für Autoren in jedem Sektor unserer Mitgliedschaft“, hieß es von der WGA. Details könnten allerdings noch nicht mitgeteilt werden.
Zudem stellte die WGA klar: Niemand fange wieder an zu arbeiten, bevor die Gewerkschaft dies nicht ausdrücklich erlaube. „Bis dahin sind wir immer noch im Streik“. Nun sollten die WGA-Mitglieder aber nicht mehr für sich selbst, sondern höchstens noch zur Unterstützung der ebenfalls streikenden Schauspieler und Schauspielerinnen auf die Straße gehen.
Mehrere Tage lang saßen WGA-Vertreter und Vertreter des Dachverbands der Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers/AMPTP) zuvor am Verhandlungstisch - erstmals seit vielen Wochen. An den Gesprächen hätten unter anderem Disney-Chef Bob Iger und Konzernchef David Zaslav vom Medienriesen Warner Bros. Discovery teilgenommen, hieß es.
Nach erfolglosen Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen hatten die mehr als 11.000 Drehbuchautoren der Writers Guild Anfang Mai den Arbeitskampf begonnen. Die Schreiber forderten unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen, höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung und eine Regelung des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI).
Mitte Juli schlossen sich zudem die rund 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA den Autoren mit ähnlichen Forderungen an. Die Fronten zwischen den Produzenten und der Schauspielgewerkschaft sind weiterhin verhärtet - seit Streikbeginn im Juli gab es bislang keine Gespräche.
Der erste Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren in den USA seit mehr als 60 Jahren hat Hollywood nahezu lahmgelegt. Durch den Arbeitskampf konnten praktisch keine Filme und Serien mehr gedreht werden. Streikbedingt dürfen Schauspieler auch keine Werbung für ihre Filme machen. Filmstarts wurden verschoben, auch die Saison der Preisverleihungen ist betroffen. Der weltweit bedeutendste Fernsehpreis Emmy - ursprünglich für Mitte September angesetzt - wird nun erst im Januar 2024 verliehen. Auch die zunächst für November geplante „Governors Awards“-Gala mit der Vergabe der Ehren-Oscars wurde auf Januar vertagt.
Viele Beschäftigte in der Entertainment-Branche gingen in den letzten Wochen und Monaten mit Plakaten und Sprechchören auf die Straße. Auch Prominente wie Jane Fonda, Sean Penn, Bryan Cranston, Anna Kendrick oder Colin Farrell mischten sich unter die Streikposten.
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