Polizei und Behörden sehen sich für das Oktoberfest gut gerüstet. Die Wiesn sei „das sicherste Volksfest der Welt“, sagte Einsatzleiter Christian Huber vom Polizeipräsidium München, räumte aber auch ein: „Es wird keine hundertprozentige Sicherheit geben.“ Die Sicherheitsbehörden versuchten alles, „an die 100 Prozent möglichst nah ranzukommen“. Man könne „von einem sehr hohen Sicherheitsniveau sprechen“.
Rund 600 Polizisten sollen auf dem Münchner Oktoberfest, das an diesem Samstag beginnt und bis zum 6. Oktober dauert, im Dienst sein. Dazu kommen 1.200 bis 1.500 von der Stadt eingesetzte Ordner, weitere engagieren unter anderem die Wirte für die Zelte.
Kontrollen an den Eingängen und eine hohe Polizeipräsenz gehören seit langem zum Sicherheitskonzept für die Veranstaltung, die als größtes Volksfest der Welt gilt und ein Millionenpublikum anlockt.
Als Konsequenz aus den mutmaßlich islamistischen Terrortaten von Solingen und München sollen Ordner erstmals an den Eingängen stichprobenartig und verdachtsabhängig Hand-Metalldetektoren einsetzen. Rund 40 dieser Geräte sollen zum Einsatz kommen, wie Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) sagte.
„Für Bayern und die Wiesn 2024 liegen uns derzeit keine konkreten Gefährdungshinweise vor. Die abstrakte Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus ist aber sehr hoch“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Vor allem der Nahost-Konflikt, der weiter zu eskalieren droht, verschärft das Gefährdungspotential, auch durch die Terrormiliz Islamischer Staat.“ Die Sicherheitsbehörden seien höchst wachsam, jedem Hinweis werde akribisch nachgegangen.
Mit Terrorsorgen vor dem Fest haben die Münchner schon Erfahrung. 2009 wurde nach einem Video des Terrornetzwerks Al-Qaida mit Wiesn-Bezug das Festgelände eilig mit Lastwagen gegen Angriffe gesichert. Damals wurden Sperrringe gezogen, die bis heute Gültigkeit haben. Etwa dürfen nur Anwohner mit dem Auto in die Zone um das Festgelände fahren. 2016 und 2017 wurden die Vorkehrungen nach Lastwagen-Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona weiter angepasst. Seit 2016 ist das Gelände komplett umzäunt.
Die Zufahrten versperren inzwischen Poller und Pflanzenkübel aus Beton - die mit bunten Blumen sogar den fröhlichen Charakter des Fests unterstreichen.
Zu dem stetig weiterentwickelten Sicherheitskonzept zählen wie schon in den Vorjahren auch die Verbote von größeren Taschen und Rucksäcken sowie von Messern und Glasflaschen. Über dem Gelände gelten in einem Radius von 5,5 Kilometern und einer Höhevon zehn Kilometern Flugverbote, auch für Drohnen. Mehr als 50 Videokameras helfen bei der Überwachung des Festplatzes. Polizeibeamte sind mit Bodycams unterwegs.
Auf dem Oktoberfest gilt ein Messerverbot - und noch „mehr als das“, wie Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl sagte. Es seien „alle Gegenstände auf der Wiesn verboten, die geeignet wären, jemanden zu verletzen“. Und Messer, die im Bierzelt gebraucht würden, um ein Hendl oder eine Schweinshaxe zu essen, müssten auch dort bleiben. Wer versuche, ein Messer aus einem Zelt mit auf das Festgelände zu nehmen, müsse mit Bußgeldern von bis zu 1.000 Euro rechnen. Ziel sei es, dafür zu sorgen, „dass die Wiesn für alle ein sicherer Ort ist“.
Auch die Bundespolizei ist für den Wiesn-Einsatz gerüstet. Bis zu 200 Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei werden zu Spitzenzeiten unterwegs sein, um die Sicherheit in Zügen und an Bahnhöfen zu gewährleisten, Schwertpunkte sind hier der Hauptbahnhof und die Hackerbrücke.
Wie jedes Jahr helfen auch Beamte aus anderen Bundesländern - und aus dem Ausland. Neben italienischen Polizeibeamten, die am zweiten und dritten Wiesn-Wochenende dazukommen, reisen Taschendieb-Fahnder aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland an. Denn das Fest lockt nicht nur Gäste, sondern auch Diebe an. „Tragen Sie Geld und Wertsachen immer eng am Körper und am besten in verschlossenen Taschen“, mahnten die Beamten.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung würdenkonsequent verfolgt, warnte die Polizei. „Das sollte jedem mutmaßlichen Täter klarsein.“ Mädchen und Frauen in Not können sich zudem an die Helferinnen der Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ wenden. Der sogenannte Safe Space ist im Servicezentrum auf der Theresienwiese hinter dem Schottenhamelzelt zu finden.
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