„Ophelia's Got Talent“ - Talentshow mit Menschenaquarium | FLZ.de

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Veröffentlicht am 16.09.2022 15:18

„Ophelia's Got Talent“ - Talentshow mit Menschenaquarium

Eine Frau sitzt in der Inszenierung „Ophelia's Got Talent“ in einem Wasserbehälter. (Foto: Nicole Marianna Wytyszak/Volksbühne/dpa)
Eine Frau sitzt in der Inszenierung „Ophelia's Got Talent“ in einem Wasserbehälter. (Foto: Nicole Marianna Wytyszak/Volksbühne/dpa)
Eine Frau sitzt in der Inszenierung „Ophelia's Got Talent“ in einem Wasserbehälter. (Foto: Nicole Marianna Wytyszak/Volksbühne/dpa)

Mit Geschichten über Meerjungfrauen, Sirenen und die Rheinnixe Loreley sind viele Menschen aufgewachsen. Die Performancekünstlerin Florentine Holzinger hat sich nun für die Berliner Volksbühne mit derlei Sagengestalten auseinandergesetzt - und ein bildgewaltiges Spektakel geschaffen. Für „Ophelia's Got Talent“ wurden ein Wasserbecken im Bühnenboden eingelassen und zwei Aquarien aufgebaut, in denen die Tänzerinnen schwimmen.

Holzinger stammt aus Österreich und arbeitet mit nackten Frauenensembles. Deren starke Körper vollbringen etliche Stunts. Die „New York Times“ hat gerade über Holzinger geschrieben, sie treibe Performer bis zum Äußersten an - und das Publikum auch. Ein Beispiel: In einer Szene bohren sich zwei Frauen Angelhaken durch die Wange.

Holzingers Inszenierung beginnt mit einer Talentshow, die von Captain Hook moderiert wird. Bevor man den Theatersaal betritt, hängt an der Wand eine Triggerwarnung. Darauf wird vor Blut, Nadeln, selbstverletzenden Handlungen, Stroboskop-Licht sowie der Beschreibung von körperlicher und sexualisierter Gewalt gewarnt.

Im Laufe der rund zweieinhalb Stunden taucht ein ejakulierender Helikopter auf, es werden Schwerter und eine Kamera geschluckt, Franz Schuberts „Die Forelle“ und die Geschichte der Leda aus der griechischen Mythologie thematisiert, es geht um Vergewaltigung und Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung.

Weiblichkeit sei ikonografisch oft mit Wasser in Verbindung gebracht worden, heißt es in der Ankündigung zum Stück. „Und mit dem Tod: Stehend am wellenlosen Teich ist es synonym für die Domestizierung der weiblichen Subjektivität, Schaum auf dem Meer das Ergebnis ihrer Auflösung, ein Fischschwanz das Bild ihrer aberkannten Sexualität.“

Angekündigt war Holzingers Arbeit auch als „physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert“. Ein etwas hochtrabender Titel, was den Theaterbesuch nicht weniger interessant macht. Der Abend besteht aus mehreren Episoden: mal ein Matrosenlied, mal - so könnte man es lesen - Kritik an der Zerstörung der Natur. „Wer durchschaut alle billigen Theatertricks?“, heißt es an einer Stelle. „Wir“, rufen die Mädchen, die mit auf der Bühne stehen.

© dpa-infocom, dpa:220916-99-782980/2

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