Letzte Brikettfabrik im Westen schließt | FLZ.de

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Veröffentlicht am 20.12.2022 10:40

Letzte Brikettfabrik im Westen schließt

Braunkohlen-Briketts liegen in der RWE-Brikettfabrik Wachtberg auf einer Halde. (Foto: Oliver Berg/dpa)
Braunkohlen-Briketts liegen in der RWE-Brikettfabrik Wachtberg auf einer Halde. (Foto: Oliver Berg/dpa)
Braunkohlen-Briketts liegen in der RWE-Brikettfabrik Wachtberg auf einer Halde. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Die letzte Braunkohlen-Brikettfabrik Westdeutschlands in Frechen bei Köln stellt am Mittwoch endgültig ihre Produktion ein. 120 Jahre lang wurde dort zermahlene Rohbraunkohle in Brikett-Form gepresst. Die knapp pfundschweren Energiepakete seien über Jahrzehnte das wichtigste Erzeugnis der rheinischen Braunkohlenindustrie gewesen, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft RWE. Briketts wurden in Haushalten und Industriebetrieben in ganz Westeuropa eingesetzt.

Später machten Öl und Gas den Festbrennstoffen Konkurrenz - vor allem bei der Beheizung von Wohnungen. Ab den 60er Jahren wurde Braunkohle immer mehr zur Stromerzeugung verwendet. Nachfrage nach Briketts gibt es allerdings immer noch: Weiter werden sie etwa in Baumärkten verkauft, um damit Kaminöfen zu befeuern. Ganze Wohnungen oder Häuser werden allerdings nur noch selten mit klimaschädlicher Kohle beheizt: Das Schornsteinfegerhandwerk zählte 2021 in Deutschland knapp 86.000 Heizungsanlagen, die mit Kohle (auch Steinkohle) liefen, die meisten im Handbetrieb.

Die Hälfte der Mitarbeiter geht in den Ruhestand

Während 2021 rund 685.000 Tonnen Briketts die Pressen in Frechen verließen, werden es in diesem Jahr nach RWE-Angaben rund 300.000 Tonnen sein. Zum Vergleich: 1960 fertigten im Rheinischen Revier noch 20 Fabriken insgesamt 13,6 Millionen Tonnen Briketts. Von den zuletzt rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Frechen geht rund die Hälfte in den Ruhestand. Die anderen arbeiten in anderen RWE-Betrieben weiter.

Die Einstellung der Brikettproduktion erfolgt laut RWE im Zuge des Kohleausstiegs. Auf dem Fabrikgelände soll bis zum endgültigen Ausstieg 2030 weiter Braunkohlenstaub gefertigt werden, der als Industriebrennstoff verwendet wird. Auf den freiwerdenden Flächen sollen nach Möglichkeit Industriearbeitsplätze entstehen. Einen Interessenten gebe es bereits, sagte der RWE-Sprecher.

Bereits am Dienstag ist in dem Werk eine kleine Feierstunde geplant. Die letzte Schicht am Mittwoch endet um 22.00 Uhr. Als Erinnerung für die Mitarbeiter und für Sammler soll ein Sonderbrikett in kleiner Auflage gefertigt werden.

Nach der Schließung der Fabrik in Frechen (Markenname: „Union“) werden Briketts in Deutschland dann nur noch im Lausitzer Braunkohlenrevier unter dem Markennamen „Rekord“ produziert. Die Fabrik steht im brandenburgischen Spremberg-Schwarze Pumpe. Rund 300 Menschen arbeiten nach Angaben des Betreibers Leag dort. In diesem Jahr würden dort rund 700.000 Tonnen Briketts hergestellt. 2023 seien etwa 800.000 Tonnen geplant.

© dpa-infocom, dpa:221220-99-964534/4

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