Geschirr-Trends: Eleganz und der Charme des Unperfekten | FLZ.de

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Veröffentlicht am 02.08.2023 11:41

Geschirr-Trends: Eleganz und der Charme des Unperfekten

Der Klassiker ist zurück im Trend: Weißes, minimalistisches Geschirr. Hier ein Beispiel von Rosenthal. (Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn)
Der Klassiker ist zurück im Trend: Weißes, minimalistisches Geschirr. Hier ein Beispiel von Rosenthal. (Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn)
Der Klassiker ist zurück im Trend: Weißes, minimalistisches Geschirr. Hier ein Beispiel von Rosenthal. (Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

Es war nie weg und doch findet es sich jetzt auffällig oft wieder unter den Neuvorstellungen: Das weiße Geschirr erlebt derzeit ein Comeback auf dem Tisch.

Dabei ist es eigentlich der Klassiker unter den Tischwaren. Je nach Ausrichtung ist es entweder das gute Set für die besonderen Anlässe oder aber das schnörkellose Service für den Alltag. Da wirkt es fast überraschend, dass trendgebende Hersteller nun ausgerechnet die neuen weißen Sets unter ihren Produktneuheiten hervorheben.

Der weiße Teller betont die Speise

Für Branchen-Kennerinnen wie Christina Barton-van Dorp, Präsidentin des Handelsverbands Koch- und Tischkultur, ist es allerdings keine Überraschung. „Das ist der Gegenpol zu einem anderen aktuellen Trend, den roughen, handgemacht wirkenden Keramiken. Weißes Porzellan ist fürs Fine Dining das richtige. Hier zählen ganz dezente Dekore, die nicht so zeitgeistig sind.“

Fine Dining ist das kulinarische Erlebnis in exklusiven Restaurants, das viele Hobbyköche ihren Gästen inzwischen auch zu Hause bieten wollen. Das dazu passende zurückhaltend gestaltete Geschirr stellt die Speisen und ihre oft außergewöhnliche Anrichtung in den Mittelpunkt. „Häufig handelt es sich bei diesem gerade angesagten weißen Porzellan um hochwertigere, teurere Sets“, so Christina Barton-van Dorp.

Makel als Dekoration

Auch wenn die weißen Neuvorstellungen in diesem Jahr überraschen, ein anderer Geschirrtrend dominiert weiterhin den Markt: handgemacht wirkende Teller, Tassen und Schalen. Das Besondere: Makel sind ihre Dekoration. Die Teller sind oft nicht ganz rund, die Zierlinie schief gezogen. Teils wirken die Stücke unfertig.

So ein Geschirr bringe „gemütliche Stimmung auf den Tisch“, erläutert Julia Dettmer, die das Buch „Tischkultur 2023“ geschrieben hat. „Es fühlt sich doch gleich ein bisschen entspannter an, wenn man den Kaffee aus einer haptisch nicht ganz glatten Tasse trinkt, anstatt aus einem schnörkellosen, dünnwandigen Porzellantässchen.“

Angesagt sind insbesondere Sets mit changierenden Glasuren und großer Farbvielfalt. Die Hersteller greifen hier zu einem Kniff, erklärt Christina Barton-van Dorp: Die Stücke werden bei hohen Temperaturen im Ofen gebrannt, was die Farben viel besser zur Geltung bringe. „Farbe im Zuhause - das ist, wonach die Menschen im Moment auch lechzen“, so die Einrichtungsexpertin.

Das gute Sonntagsgeschirr kommt nicht aus der Mode

Für den Handel war dieser Trend zum makelbehafteten Geschirr zu Beginn übrigens eine Herausforderung, denn man musste den Kunden erklären, was ein echter Fehler und was gewollt ist, so Christina Barton-van Dorp. Sie vertritt als Präsidentin des Handelsverband Koch- und Tischkultur über 4000 Fachgeschäfte mit Tisch-, Küchen- und Wohnaccessoires.

Und nicht jeden kann man davon überzeugen. „Es gibt Kunden, die das mögen, und andere, die sich dann doch besser bei einem reinweißen Porzellan aufgehoben fühlen“, so Barton-van Dorp. Aber das gute alte weiße Geschirr scheint sich ja auch nicht zu überleben - ob man es schon im Schrank hat oder noch erwerben will. Die Auswahl ist groß, auch durch die aktuellen Neuheiten.

Die Tischkultur-Expertin Julia Dettmer rät sogar zur Investition in ein klassisches „Fine Bone China“ - ein besonders feines, hochwertiges weißes Porzellan, unter anderem aus Knochenasche. „Es wirkt filigran, ist aber sehr robust - hält also für Jahrzehnte“, so Dettmer. „Wählt man ein reinweißes Service, hat man auf jeden Fall einen Klassiker im Schrank, der zu jeder Gelegenheit passt und nie aus der Mode kommt.“

Die dritte trendige Alternative: Dunkles Geschirr

Und wer etwas ganz anderes sucht: Man findet derzeit auch häufig Teller, Tassen und Schüsseln in dunklen Farben. „Vor zehn Jahren war das ebenfalls noch unvorstellbar“, so Christina Barton-van Dorp. „Aber in den letzten Jahren gibt es das immer mehr - gerade Porzellan in dunklem Grün, Blau und Violett. Schwarzes Geschirr hingegen bleibt noch eine Nische.“

Wie der Trend zum weißen Klassiker trägt das dunkle Geschirr den aktuellen Koch- und Essgewohnheiten Rechnung. Viele Gerichte wirken auf schwarzem Untergrund besser - etwa weißer Reis oder buntes Gemüse.

© dpa-infocom, dpa:230608-99-984501/2


Von dpa
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