„Geliebte Köchin“: Juliette Binoche als Küchenfee | FLZ.de

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Veröffentlicht am 05.02.2024 08:01

„Geliebte Köchin“: Juliette Binoche als Küchenfee

Eugénie (Juliette Binoche) ist eine außergewöhnliche Köchin. (Foto: Carole Bethuel/Weltkino Filmverleih/dpa)
Eugénie (Juliette Binoche) ist eine außergewöhnliche Köchin. (Foto: Carole Bethuel/Weltkino Filmverleih/dpa)
Eugénie (Juliette Binoche) ist eine außergewöhnliche Köchin. (Foto: Carole Bethuel/Weltkino Filmverleih/dpa)

Steinbutt in Milchsud, Kalbshaxe mit Minze und Thymian: In den Pfannen und Töpfen der großen Landküche des berühmten Feinschmeckers Dodin-Bouffant brutzelt und gart es. Mehr als 20 Minuten dauert die nahezu dialogfreie Eröffnungsszene, in der die Kamera buchstäblich in Töpfe blickt, um das Dünsten des Gemüses zu beobachten, und den Figuren folgt, wie sie Kräuter hacken, Fisch ausnehmen, Fleisch garen. Solche köstlichen und langen Kochszenen gibt es in „Geliebte Köchin“ viele.

Mit seinem jüngsten Film mit Juliette Binoche und Benoît Magimel macht Tran Anh Hung seinem Titel als Meister der Bilder wieder alle Ehre. Bereits mit „Der Duft der grünen Papaya“ eroberte der französisch-vietnamesische Regisseur mit seiner Ästhetik das Publikum.

Ode an die französische Küche

Der Film über die außergewöhnliche Köchin Eugénie (Juliette Binoche) und den leidenschaftlichen Gourmet Dodin-Bouffant (Benoît Magimel) wurde in Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. Die Geschichte über Kulinarik und Liebe ging für Frankreich auch ins Rennen um einen Oscar als bester fremdsprachiger Film, schaffte es aber nicht in die Endrunde der fünf nominierten Filme.

Der Film basiert auf dem Buch „La Vie et la passion de Dodin-Bouffant, gourmet“ des französisch-schweizerischen Schriftstellers und Mitbegründers der Akademie des Gastronoms Marcel Rouff aus dem Jahr 1924. Der Roman spielt im Frankreich des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Eugénie, die seit 20 Jahren für den Star-Feinschmecker als Köchin arbeitet.

Selten sahen Speisen so lecker aus

Er kreiert die Gerichte, sie setzt sie meisterhaft um. Zusammen schaffen sie einzigartige Speisen, die Gäste aus aller Welt anlocken. Doch die beiden teilen nicht nur ihre kulinarische Leidenschaft. Sie teilen auch Leben und Bett. Dodin will sie heiraten, Eugénie jedoch ist mit der Situation, so wie sie ist, sehr zufrieden.

Mit „Geliebte Köchin“ hat Tran Anh Hung nicht nur eine Ode an die französische Küche gedreht, sondern auch eine bewegende Liebesgeschichte. Binoche und Magimel gelingt es hervorragend, durch den kleinsten Blick, das leichteste Lächeln, die stille Verbindung zwischen dem Paar zum Ausdruck zu bringen.

Die Geschichte der „Food-Filme“ ist lang, aber selten sahen Speisen wohl so lecker aus wie hier. Man hat den Eindruck, den Duft des Gebäcks und gegarten Fleischs zu riechen. Jede Einstellung, jede Szene wird zu einem Gemälde, einem Mahlzeit-Stillleben. Ein Genre, das in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts seine Blütezeit erlebte.

Der 61-jährige Regisseur versteht das Kochen als Kunst. Mit seinen ästhetischen Darstellungen der Speisen appelliert er an unsere Sinnesfreuden. „Geliebte Köchin“ ist eine visuelle Gaumenfreude, die einen Schuss mehr Handlung vertragen hätte.

Geliebte Köchin, Frankreich, 2023, 135 Min., FSK ab 6, von Tran Anh Hung,135 Min., mit Juliette Binoche, Benoît Magimel, Pierre Gagnaire

© dpa-infocom, dpa:240202-99-849107/4


Von dpa
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