Die deutsche Industrie ist schwach ins zweite Quartal gestartet. Die Auftragseingänge fielen im April gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Der Rückgang folgt auf einen Einbruch im März, der mit 10,9 Prozent sogar noch etwas deutlicher ausfiel als bisher bekannt. Zum Vorjahresmonat gingen die Auftragseingänge im April um 9,9 Prozent zurück.
„Nach dem starken Einbruch im März entwickelten sich die Auftragseingänge auch am Anfang des zweiten Quartals insgesamt schwach“, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Allerdings sei der Auftragsbestand noch immer auf vergleichsweise hohem Niveau. „Insgesamt deuten die schwachen Auftragseingänge aber noch nicht auf kurzfristige Wachstumsimpulse für die Industrieproduktion hin.“
Im Detail stieg die Nachfrage aus dem Inland im April, die Auslandsnachfrage gab hingegen nach. Investitions- und Konsumgüter wurden jeweils weniger geordert als im Vormonat. Die Bestellungen von Vorleistungsgütern zogen dagegen an. Für Belastung sorgten vor allem Großaufträge. Ohne diese schwankungsanfällige Komponente wären die Gesamtaufträge um 1,4 Prozent gestiegen.
Das Wirtschaftsministerium wies darauf hin, dass die Entwicklung nicht in allen Bereichen schwach verlaufen sei. Zuwächse hätten die Bereiche Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile sowie chemische Erzeugnisse verzeichnet. Rückgänge habe es dagegen in den Bereichen pharmazeutische Erzeugnisse und Maschinenbau gegeben.
Ökonom Ralph Solveen von der Commerzbank sprach von schwierigen Zeiten für die Industrie. Zwar dürfte die Produktion noch einige Monate durch die während der Corona-Pandemie liegengebliebenen Aufträge gestützt werden. „In der zweiten Jahreshälfte droht aber ein deutlicher Rückgang, der maßgeblich dazu beitragen dürfte, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen wird.“
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