Autotest: Der MG4 könnte dem ID3 gehörig Konkurrenz machen | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 30.11.2022 04:48

Autotest: Der MG4 könnte dem ID3 gehörig Konkurrenz machen

Der MG4 könnte für den ID3 zum ernsten Rivalen werden. Er ist deutlich günstiger als das E-Modell aus Wolfsburg, steht ihm aber bei Ausstattung und Fahrleistung in Nichts nach. (Foto: MG Motor UK/SAIC Motor/dpa-mag)
Der MG4 könnte für den ID3 zum ernsten Rivalen werden. Er ist deutlich günstiger als das E-Modell aus Wolfsburg, steht ihm aber bei Ausstattung und Fahrleistung in Nichts nach. (Foto: MG Motor UK/SAIC Motor/dpa-mag)
Der MG4 könnte für den ID3 zum ernsten Rivalen werden. Er ist deutlich günstiger als das E-Modell aus Wolfsburg, steht ihm aber bei Ausstattung und Fahrleistung in Nichts nach. (Foto: MG Motor UK/SAIC Motor/dpa-mag)

MG macht Ernst. In den letzten zwei Jahren hat die Automarke aus England, die seit einer Weile zum chinesischen Konzern SAIC gehört, lediglich umgebaute Verbrenner verkauft. Doch nun bringen die Hersteller mit dem MG4 ihr erstes dezidiertes Elektroauto. Die Preise beginnen bei 31.990 Euro.

Während chinesische Newcomer wie der Kleinwagenbauer Ora oder der Luxusspezialist Nio eher Randsegmente besetzen, versucht MG sein Glück mit einem mutig gezeichneten E-Modell für die mächtige Kompaktklasse.

20 Prozent Preisvorteil

Ähnlich groß wie der ID3, aber mindestens 20 Prozent günstiger als die meisten Stromer in dieser Liga, geht der MG4 selbstbewusst in den Preiskampf. Trotzdem können Familien mit ihm getrost auf ein zweites Auto verzichten: Bei 4,30 Meter Länge und 2,71 Metern Radstand gibt es ausreichend Platz auf allen Plätzen und mit bis zu 450 Kilometern auch einen brauchbaren Aktionsradius.

Waren chinesische Autos in dieser Klasse bislang entweder schlecht kopiert oder stark überzeichnet, hat der MG4 ein eigenständiges und stimmiges Design: Die Front ist gefällig, das konventionell geschnittene Steilheck etwas prätentiös aufgemacht. Hierfür sorgt ein markanter Dachspoiler sowie eine hervortretende Rücklichtleiste, die links und rechts winkelförmig abschließt.

Nicht kopiert, sondern optimiert

Innen erinnert der Chinese bei flüchtiger Betrachtung stark an die Wolfsburger ID-Modelle. Doch statt simpel zu kopieren, haben die MG-Entwickler stark optimiert: Es gibt zwar hier wie dort einen kleinen Bildschirm hinter dem Lenkrad und einen großen Touchscreen daneben.

Aber statt einer eigenwilligen Schaltung am Lenkrad bedient der MG-Fahrer ein schmuckes Drehrad vor der Mittelkonsole. Während die Finger der VW-Kundschaft bei Dunkelheit über Sensorleisten irren, lassen sich im MG die wichtigsten Funktionen zielsicher mit ganz konventionellen Schaltern bedienen. Und weil die VW-Buchhalter auch beim ID3 viel gespart haben, fällt das vermeintliche Billigauto bei der Materialauswahl nicht weit zurück.

Zumal sich MG zumindest bei der Ausstattung großzügig zeigt: Standardmäßig gibt es Navigation, Apple-CarPlay und ein Heer an Assistenzsystemen. Dazu zählen eine automatische Abstandsregelung und Kameras, die beim Abbiegen den Blick in den Toten Winkel übernehmen. Die beheizten Sitze, die Wärmepumpe und der WLAN-Hotspot bleiben hingegen dem Top-Modell vorbehalten. Allerdings kostet das mit 37.990 Euro gerade mal so viel wie das Einstiegsmodell der Niedersachsen.

Platzsparender Akku

Als Basis für den MG4 dient eine neue Konzern-Plattform, die über die nächsten Jahre wohl noch eine ganze Reihe eigenständiger E-Autos hervorbringen wird. Herzstück ist ein mit nur elf Zentimetern Höhe extrem flaches Batterie-Pack. Beim MG4 hat es je nach Modellvariante 51 oder 64 KWh, reicht für 350 oder 450 Kilometer und kann mit bestenfalls 135 kW geladen werden.

Vor dem Stromtanken lässt sich der Akku auf Knopfdruck konditionieren. Das sorgt am Ende trotz der eher mittelmäßigen Ladeleistung für kurze Stopps: Von 10 auf 80 Prozent kommt der MG4 unter optimalen Bedingungen in 35 Minuten. Außerdem beherrscht der MG das bidirektionale Laden und gibt seinen Strom etwa an ein E-Bike oder Laptop ab.

Ausgewogene Abstimmung

Den Antrieb übernimmt ein Motor an der Hinterachse, der im Basismodell 130 kW/170 PS und in Kombination mit der großen Batterie 150 kW/204 PS leistet und jeweils auf maximal 250 Nm kommt. Das reicht für Sprintwerte von weniger als acht Sekunden und ein Spitzentempo, das wie in dieser Klasse üblich auf 160 km/h limitiert ist.

Dabei würde man dem MG4 sogar mehr zutrauen. Denn während viele andere E-Autos unterhalb der Luxusliga eher lieblos abgestimmt sind, macht der MG4 durchaus Lust aufs Fahren. Er hat eine ausgewogene Balance, einen tiefen Schwerpunkt sowie eine schnell und direkt ansprechende Lenkung - die allerdings zu stark unterstützt wird. Außerdem macht sich die Stabilitätskontrolle bezahlt, die im Sportmodus auch ein paar Allüren zulässt.

Fazit: Gegen den MG4 könnte es der VW ID3 schwer haben

Die elektrischen Umbauten der alten China-Modelle waren das Vorspiel. Mit dem MG4 zündet die SAIC-Tochter nun die nächste Stufe. Klar braucht es auch eine starke Marke, einen guten Vertrieb und vor allem das Vertrauen der Kunden, wenn man sich mit dem Marktführer messen will. Doch das Wichtigste liefert der MG4 selbst: Ein eigenständiges Design, eine solide Technik, konkurrenzfähige Eckdaten und vor allem einen attraktiven Preis. Damit könnte er europäischen Vorbildern wie dem VW ID3 schnell den Rang ablaufen.

Datenblatt: MG4

Alle Daten laut Hersteller

© dpa-infocom, dpa:221109-99-447992/14


Von dpa
north