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Veröffentlicht am 07.01.2023 12:03

Wie Smartphones bald mit Satelliten funken

Kein Netz, was macht wohl der Satellit? Zwei Telefone des Herstellers Bullitt nehmen Kontakt zum Inmarsat-Satelliten auf. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Kein Netz, was macht wohl der Satellit? Zwei Telefone des Herstellers Bullitt nehmen Kontakt zum Inmarsat-Satelliten auf. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Kein Netz, was macht wohl der Satellit? Zwei Telefone des Herstellers Bullitt nehmen Kontakt zum Inmarsat-Satelliten auf. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Man muss nicht unbedingt in die Wüste fahren, um kein Mobilfunknetz zu haben. Auch etwa in der Eifel, im Brandenburgs Norden oder im Segelboot auf der Ostsee ist kein Handyempfang ein bekanntes Phänomen. Doch hier in der Wüste im Westen der Casino-Stadt Las Vegas können wir trotzdem SMS verschicken.

Ohne Verbindung zum Mobilfunknetz funkt das Smartphone vom britischen Hersteller Bullitt einen Satelliten im geostationären Orbit an. Bullitt Satellite Connect (BSC) heißt das System, was hier im Rahmen der Technikmesse CES vorgestellt wird.

Die Satelliten-SMS soll Versorgungslücken schließen

Bullitts Satellitenservice soll noch im ersten Quartal 2023 verfügbar sein. Und die Engländer beschränken sich nicht auf den Einbau in Geräten wie dem Outdoor-Smartphone Moto Defy. Der Dienst setzt auf gemeinsam mit Chiphersteller Mediatek entwickelte Hardware und eine App namens Bullitt Satellite Messenger. Elektronikhersteller können das lizenzieren und in ihre eigenen Geräte einbauen.

Dass ein Smartphone Inmarsat-Satelliten in 36 000 Kilometern Entfernung anfunken kann, liegt am Mediatek-Chip im Inneren. Er sendet Signale im L- und S-Band. Momentan sind SMS mit 144 Zeichen möglich, außerdem Notrufe auf Textbasis. Und man kann Nachrichten nicht nur senden, sondern auch empfangen.

Kein Dienst für den täglichen Einsatz im Alltag

Der SMS-Versand klappt unter den Testbedingungen in der Wüste an einem wolkenlosen Tag zuverlässig. Knapp 20 Sekunden beträgt die Laufzeit. Laut Bullitt braucht man nur freien Blick zum Himmel. Besteht dann kein Kontakt über das Mobilfunknetz, verbindet sich der Messenger mit dem Satellit. Empfänger erhalten die Satelliten-SMS als normale Nachrichten in ihrer SMS-App, können die Bullitt-App herunterladen und antworten.

Und wer braucht sowas? BSC ist kein System für Großstädter. Aber schon bei Wanderungen abseits der Städte, im Urlaub, auf Segeltouren, in den Bergen oder - wie hier in der Wüste - könnte man im besten Fall mit Freunden und Familie in Verbindung bleiben. Oder im schlimmsten Fall Hilfe rufen.

Bullitt-Gründer Richard Walton nennt weitere Szenarien: Rettungskräfte, die auf Verbindung angewiesen sind. Oder Millionen US-Bürger, die während des letzten Hurrikans in Florida für Tage ohne Strom und Mobilfunknetz waren.

Nicht zuletzt kann der Weg über den Satellit gerade für Flächenländer ein einfacher Weg sein, Netzlöcher zu stopfen und sich teure Infrastruktur zu sparen. Ist kein Funkmast vorhanden, weicht man auf den Satellit aus. Und die SMS sind erst der Anfang. Walton nennt im Gespräch ambitionierte Ziele. In zwei Jahren sollen Sprachanrufe möglich sein. Auch Datenübertragung ist geplant.

Auch Qualcomm ertüchtigt Androiden zum Satellitenfunk

Bullitt ist mit dem SMS-Service über Satellit nicht allein. Apple lässt die aktuellen iPhone 14 mit Globalstar-Satelliten kommunizieren. Aber momentan nur für Notrufe und Positionsangaben. Chiphersteller Qualcomm, einer der größten Halbleiterhersteller der Welt, hat auf der CES mit Snapdragon Satellite Hardware und einen ähnlichen Dienst vorgestellt.

Mit den Chips der zweiten Generation der Snapdragon-8-Plattform sollen Hersteller Satellitenfunk in ihre Smartphones einbauen können. Qualcomm nutzt für den Versand das L-Band des Iridium-Satellitensystems im niedrigen Erdorbit, für Notrufe setzt man auf Technik von Garmin. Neben Smartphones könnten künftig auch Notebooks, Tablets, Autos oder andere vernetzte Geräte mit den Satelliten funken.

Abo-Preise für die Satelliten-SMS beginnen bei 5 Euro

Zu Preisen hält sich Qualcomm bedeckt. Man sieht sich als Technologielieferant. Was die Hersteller mit der Hardware und dem Angebot für eigene Services gestalten, bleibt ihnen überlassen.

Bei Bullitt ist man da schon weiter. Je nach Anzahl der monatlichen Nachrichten sind Abos zwischen monatlich knapp 5 und 30 Euro geplant. 250 Nachrichten im Jahr kosten knapp 60 Euro. Empfänger zahlen nichts, auch die Antwort per Satellit geht zulasten der Abonnenten.

© dpa-infocom, dpa:230107-99-135037/5

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