Einmaliges Projekt in Schalkhausen: Hier entstehen Hauswände aus XXL-Legosteinen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 14.12.2025 17:00

Einmaliges Projekt in Schalkhausen: Hier entstehen Hauswände aus XXL-Legosteinen

Wie Lego-Steine werden bei dem Umbau des alten Rathauses in Schalkhausen die Komponente für die neuen Wände aufeinander gesteckt.  (Foto: Luca Paul)
Wie Lego-Steine werden bei dem Umbau des alten Rathauses in Schalkhausen die Komponente für die neuen Wände aufeinander gesteckt. (Foto: Luca Paul)
Wie Lego-Steine werden bei dem Umbau des alten Rathauses in Schalkhausen die Komponente für die neuen Wände aufeinander gesteckt. (Foto: Luca Paul)

Es geht ruckzuck: Maximal 48 Stunden sind vergangen und die Wände der ersten Haushälfte stehen. Nur Holzdübel und ein Schonhammer waren als Hilfsmittel erforderlich. Triqbriq heißt das System, das für den Aufbau des alten Rathauses in Schalkhausen verwendet wird. Es ist vermutlich der erste Einsatz der Bausteine in der Region.

Direkt neben der Grundschule saniert der Ansbacher Dr. Hans Mehringer das alte Gebäude. Wo früher einmal die Angelegenheiten der Verwaltung geregelt wurden und eine Arztpraxis war, gibt es schon seit Jahren Wohnungen. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen dieser Wohnungen, entschied sich Mehringer, das Dachgeschoss auszubauen. Und das stark geneigte Satteldach zu entfernen.

Die Holzbauklötze halten ganz ohne Leim zusammen

Für den Aufbau wählte der Geschäftsmann Holzbauklötze – die aussehen wie große Lego- oder andere Klemm-Bausteine. Genau so funktionieren sie auch. Seines Wissens nach sei das die erste Maßnahme in Mittelfranken, die mit Triqbriq – das ist der offizielle Name – erfolgt.

„Das Besondere daran ist, dass man kurze Holzabschnitte verwenden kann, um ein hochwertiges Endergebnis herzustellen.” Früher hätte man besonders lange Bäume für den Bau benötigt, um „die entsprechenden Dimensionen herauszubringen”, sagt Mehringer im Gespräch. Mittlerweile werden Brettschicht- oder Konstruktionsholz verwendet. Hierbei werden „mit einem relativ hohen maschinellen Aufwand und Leimeinsatz entsprechende Längen hergestellt”.

Mehringer ist begeistert von Triqbriq. „Es hat mich einfach insgesamt fasziniert”, sagt er. Vor allem, dass kein Leim benötigt wird. Weil er Holzwirtschaft studiert hat und seine Großeltern ein Sägewerk besaßen, habe ihn die Verarbeitung von Massivholz schon immer interessiert. Aus ökologischer, aber auch wirtschaftlicher Sicht überzeugte ihn das System. Die Steine werden aus gehobelten Kanthölzern hergestellt, aus Resten also.

Start-up bei der Sendung mit der Maus

Bevor es in die Planungsphase für das alte Rathaus ging, schaute sich Mehringer gemeinsam mit einem Architekten ein Haus in Frankfurt an. Dieses sei komplett aus Triqbriq-Steinen hergestellt worden. Der Geschäftsmann wollte ihm dort zeigen: „Dass das nicht nur eine versponnene Idee von mir ist”, sagt er. Vielmehr funktioniert es tatsächlich.

Für sein innovatives System hat das Start-up Triqbriq bereits einige Preise erhalten. Sogar in der „Sendung mit der Maus” wurde der Holzbau kürzlich erklärt. Die Maus-Redaktion hat das Unternehmen monatelang begleitet, wie es auf deren Internetseite heißt. Vom Wald, über die Produktion, bis hin zur Baustelle in Braunschweig: Dort ist eine Edeka-Filiale mit den Bausteinen entstanden. Theoretisch könnte diese sogar zurückgebaut werden.

Jedes Sägewerk könnte Triqbriq produzieren

„Um Bedenken zu nehmen und Vorfreude zu schaffen”, besichtigte Mehringer auch gemeinsam mit der Ansbacher Zimmerei, die den Umbau in Schalkhausen umsetzt, die Produktionsstätte in Tübingen. Theoretisch könne jedes Sägewerk Triqbriq produzieren, erzählt er. Denn das Unternehmen hat eine weltweite Lizenz, die erworben werden kann. An dem Bauunternehmen hat sich Mehringer auch selbst finanziell beteiligt.

„Für den eigentlichen Wandaufbau kann man Kräfte einsetzen, die kein bestimmtes Know-how benötigen”, ergänzt er. Damit meint er nur das Aufeinandersetzen der Blöcke. Natürlich sind Fachkräfte wie Zimmerer für alle weiteren Aufgaben unerlässlich.

Überzeugend war auch, dass der Wandaufbau sehr schnell geht. Holzklotz auf Holzklotz setzen, ein paar mal klopfen und zum nächsten. Der Aufbau erfolgt in Schalkhausen in zwei Abschnitten. Mit der ersten Hälfte haben die Arbeiter an einem Tag um 11 Uhr begonnen, am nächsten Tag waren sie fertig – auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern. Dr. Hans Mehringer ist von der Technik auf jeden Fall überzeugt.

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