Remis in Wolfsburg: Eintracht Frankfurt und die Ansprüche | FLZ.de

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Veröffentlicht am 06.03.2023 04:52

Remis in Wolfsburg: Eintracht Frankfurt und die Ansprüche

Frankfurts Randal Kolo Muani (l) im Duell gegen Wolfsburgs Micky van de Ven. (Foto: Swen Pförtner/dpa)
Frankfurts Randal Kolo Muani (l) im Duell gegen Wolfsburgs Micky van de Ven. (Foto: Swen Pförtner/dpa)
Frankfurts Randal Kolo Muani (l) im Duell gegen Wolfsburgs Micky van de Ven. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Niko Kovac hatte es noch vergleichsweise leicht, als er 2016 zu Eintracht Frankfurt kam. Der Club war damals ein Abstiegskandidat, für Platz sechs nach 23 Bundesliga-Spieltagen hätte man ihn womöglich auf Schultern über den Römer getragen. Und jetzt?

2:2 (2:2) spielte die Eintracht bei Kovac' neuem Club VfL Wolfsburg. Das Ergebnis reichte aus, um sich einen komfortablen Vorsprung auf alle Nicht-Europacup-Plätze zu bewahren. Es war aber zu wenig, um wieder bis auf einen Punkt an die Champions-League-Ränge der Fußball-Bundesliga heranzukommen.

In der Bewertung eines zeitweise rasanten Sonntagabend-Spiels überwog die zweite Sichtweise - und das ging dem Frankfurter Urgestein Sebastian Rode ziemlich gegen den Strich. Der 32-Jährige war schon dabei, als die Eintracht in der Saison 2011/12 letztmalig in der 2. Bundesliga spielte. Also sagte er im Kabinengang der Volkswagen Arena: „Unsere Erwartungshaltung ist mittlerweile so weit nach oben geschraubt, dass wir die Champions League erreichen sollen, erreichen müssen.“ Deshalb sei so ein 2:2 in Wolfsburg „natürlich für alle Außenstehenden zu wenig“.

Rode: „Wir können nicht jeden Gegner an die Wand spielen“

„Mir aber“, sagte Rode weiter, „wird das alles zu negativ bewertet. Wir spielen eine sehr, sehr gute Saison. Wir können nicht jeden Gegner an die Wand spielen. Ein Unentschieden in Wolfsburg ist nicht so dramatisch.“

DFB-Pokalsieger 2018, Europa-League-Halbfinalist 2019, Europa-League-Sieger 2022: In manchen Situationen wird die Eintracht zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. Ihr Ex-Trainer Kovac, der in seinen gut zwei Jahren in Frankfurt die sportlichen Grundlagen für diese Entwicklung schuf, hatte das schon vor dem Wiedersehen am Sonntagabend betont.

Alles in diesem Club wachse gerade kontinuierlich, sagte er. „Vor allem wächst auch der Anspruch. Die Eintracht ist nicht mehr zufrieden mit Platz zehn, sondern sie wollen immer mehr. Das ist im Club implementiert. Jeder, der nach Frankfurt kommt, weiß, was erwartet wird und was man erreichen möchte.“

Seit Anfang Februar hinkt die Mannschaft dieser Erwartung etwas hinterher. In der Bundesliga-Rückrunde gewann sie nur zwei von sechs Spielen. In der Champions League droht nach der 0:2-Hinspiel-Niederlage gegen den SSC Neapel das Achtelfinal-Aus.

Für die Eintracht ist alles weiter möglich

In Wolfsburg drehten die Frankfurter zwar einen schnellen 0:1-Rückstand durch Omar Marmoush (10.) innerhalb von nur vier Minuten um: Randal Kolo Muani (22.) traf zum 1:1, Evan Ndicka (26.) zum 2:1. Das 2:2 durch Yannick Gerhardt (43.) war aus Sicht des Gegners aber nur ein Mindestlohn dafür, dass der VfL in diesem Spiel deutlich mehr und deutlich bessere Chancen hatte.

Und so ist für die Eintracht in dieser Saison weiterhin alles möglich: von einem Champions-League-Platz, einem Champions-League-Weiterkommen und einem erneuten Pokalsieg bis hin zum Verspielen aller Ziele, wie es dieser Club in der zweiten Hälfte einer Saison auch schon häufiger gezeigt hat.

Trainer Oliver Glasner schloss sich in seiner Analyse am Ende seinem Kapitän Rode an. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht denken: Wir fahren überall hin und holen uns die Punkte im Vorbeigehen ab“, sagte der frühere Wolfsburg-Coach. „Ich kann mit diesem Resultat sehr gut leben, weil ich weiß, dass es sehr schwer ist, hier zu punkten. Ich bin mit dem Ergebnis im Reinen.“

© dpa-infocom, dpa:230306-99-843848/4


Von dpa
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