Lotus Eletre im Test: Supersportler und SUV in einem | FLZ.de

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Veröffentlicht am 31.05.2023 04:48

Lotus Eletre im Test: Supersportler und SUV in einem

Sein sportlich-aggressives Design und bis zu 662 kW/900 PS machen den Eletre zu einem typischen Lotus. (Foto: Thomas Geiger/dpa-mag)
Sein sportlich-aggressives Design und bis zu 662 kW/900 PS machen den Eletre zu einem typischen Lotus. (Foto: Thomas Geiger/dpa-mag)
Sein sportlich-aggressives Design und bis zu 662 kW/900 PS machen den Eletre zu einem typischen Lotus. (Foto: Thomas Geiger/dpa-mag)

Porsche hat vor 20 Jahren damit angefangen, und alle haben nachgezogen. Seit Ferrari im Frühjahr den Purosangue herausgebracht hat, gibt es kaum noch einen Sportwagenhersteller, der nicht auch mindestens ein SUV im Programm hat.

Lotus hat sich bisher gegen diesen Trend gewehrt. Doch nun leisten sich die Briten, die vor allem für ihren radikalen Leichtbau bekannt sind, ebenfalls ein Schwergewicht und bringen im Sommer den Eletre an den Start.

Doch während die Konkurrenten von Aston Martin bis Lamborghini alle noch auf Verbrenner setzen, bauen die Briten den ersten elektrischen Supersportwagen unter den SUV. Auch beim Preis schert Lotus aus. Denn 95.990 Euro sind in dieser Liga vergleichsweise günstig.

Dank China-Connection extrem digital

Möglich wird dieser Kampfpreis nur durch die China-Connection, von der das neue Modell profitiert. Denn Lotus gehört mittlerweile wie Volvo zu Geely. So läuft der Eletre nicht daheim in Hethel, sondern in Wuhan vom Band. Dort sollen ihm ab nächstem Jahr ein elektrischer Gran Turismo im Stil des Porsche Taycan und später ein handlicheres SUV vom Format des Macan Gesellschaft leisten.

Den chinesischen Einfluss spürt man auch im Innenraum. Weniger, weil der Lotus opulent ausgestattet ist und erstmals etwas Luxus bietet. Sondern vor allem, weil er digital ist wie kaum ein anderes SUV, erst recht nicht in seiner Klasse.

Während der Ferrari nicht einmal über ein Navigationssystem verfügt, gibt es hier neben vielen digitalen Instrumenten ein großes Head-Up-Display und vor allem einen riesigen Flatscreen, der sich spektakulär vor die hohe Mittelkonsole dreht, wenn der Eletre zum Leben erwacht.

Bereit zum autonomen Fahren

Auch auf das autonome Fahren wurde der Lotus gut vorbereitet. Mit gleich vier Lidar-Sensoren, von denen drei automatisch ausfahren, einem Heer von Kameras und Radarsensoren hat der Eletre alle Hardware an Bord, die es für einen Autopiloten braucht. Und die Software kommt später „over the air“.

Ebenso neu ist für einen Lotus das ausreichende Platzangebot, die erstmals brauchbare Sitzbank im Fond, die schon fast einem Sofa ähnelt, und ein Kofferraum mit knapp 700 Litern Fassungsvermögen. Außerdem thront man nun in klimatisieren Ledersesseln hoch über der Straße. Doch all das wird nahezu unbedeutend, wenn der Eletre erst seine ungeheure Leistung ausschöpft.

So stark wie ein Supersportwagen

Schon im Basismodell kommen die beiden E-Maschinen auf 441 kW/600 PS, und im Topmodell Eletre R sind es 662 kW/900 PS. Kein Wunder also, dass der Eletre wie ein Supersportwagen beschleunigt und die 100er Marke im besten Fall in weniger als drei Sekunden reißt. Und auch das Spitzentempo von 265 km/h ist für einen E-SUV ziemlich beachtlich.

Jedoch kommt es bei einem Lotus nicht allein auf die Längsdynamik an. Sondern wie jeder Sportwagen aus Hethel vor ihm muss auch der Eletre für Kurvenfahrten etwas taugen. Klar kann der bis dato größte und schwerste Lotus nicht über seine mehr als fünf Meter Länge und über 2,5 Tonnen Gewicht hinwegtäuschen. Aber die adaptive Luftfederung, der variable Allradantrieb und die Hinterachslenkung lassen die Last zumindest ein bisschen vergessen. Für eine bessere Spurstabilität in engen Kurven sorgt zudem das Torque Vectoring.

Solange die Reifen gut greifen, ist das üppige Sport-SUV deshalb ausgesprochen agil und handlich. Die Energie dafür liefert eine Batterie, die über 100 kWh hat und im besten Fall für etwa 600 Kilometer reichen soll. An der Ladesäule geht der Lotus ebenfalls schnell zu Werke: Mit 350 kW Ladeleistung fließt binnen 20 Minuten der Strom für 400 Kilometer.

Design wie ein Hypercar

Bei Antrieb und Ambiente mag der Eletre vor allem auf die Chinesen-Connection setzen, und bei der Produktion natürlich erst recht. Aber zumindest das Aussehen ist britisch, denn gezeichnet hat Lotus den Wagen daheim in Hethel. Nicht zu übersehen sind daher die Parallelen zum 2000 PS starken Hypercar Evija Rivian. Das gilt für die aktive Aerodynamik genauso wie für die Lufttunnel im Blech und die schmalen Leuchten. Somit macht auch das sportlich-aggressive Design den Eletre zu einem typischen Lotus.

Fazit: Für SUV-Fahrer mit sportlichen Ambitionen

Treue Lotusfans werden den Eletre wohl eher als Sündenfall ansehen. Doch alle, die ein SUV mit spektakulären Fahrleistungen auf dem Niveau des Tesla Model X suchen und dabei auffallen wollen wie in einem Lamborghini Uris - für die dürfte der Eletre durchaus infrage kommen.

Datenblatt: Lotus Eletre R

Alle Angaben laut Hersteller

© dpa-infocom, dpa:230524-99-809322/19


Von dpa
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