Sieben Wochen nach dem schweren Unglück im längsten Eisenbahntunnel der Welt, dem Gotthard-Basistunnel in der Schweiz, soll der Personenverkehr zumindest am Wochenende wieder anrollen. Ab Freitag werden einzelne Personenzüge den 57 Kilometer langen Tunnel wieder durchfahren, wie die Schweizer Bahnen SBB am Donnerstag berichteten. Am Freitag ist ein Zug Richtung Süden, am Sonntag einer Richtung Norden geplant. Der Tunnel verbindet die deutschsprachige Schweiz mit dem italienischsprachigen Kanton Tessin und ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen von Deutschland nach Italien.
Am 10. August war in dem Tunnel ein Güterzug entgleist. Die Räumungsarbeiten gestalteten sich schwierig. Mitte September mussten immer noch Zugteile geborgen werden. Insgesamt werden nach SBB-Angaben rund acht Kilometer Gleise und 20.000 Schwellen ersetzt. Bei dem Unfall war niemand verletzt worden. Durch die unbeschädigte Oströhre wurde der Güterverkehr am 23. August wieder aufgenommen. Die Gesamtreparatur dürfte aber nach Angaben der SBB Monate dauern.
Ursache für den Unfall des Zuges mit zwei Lokomotiven und 30 Güterwagen war wie vermutet ein Radbruch durch Materialermüdung. Das bestätigte die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) am Donnerstag in einem Zwischenbericht. Ein erstes Fragment sei zehn Kilometer nach Tunneleinfahrt gebrochen. Der Zug sei weitergefahren, während weitere Elemente des Rades Baujahr 2008 wegbrachen. Nach etwa 17 Kilometern sei die Achse auf die Betonschwellen geschlagen und habe die Weichenantriebe zerstört. Deshalb seien 16 Güterwagen entgleist und teilweise umgekippt. Es gebe keine technischen Mittel, solche Risse automatisch und frühzeitig zu erkennen. Die Sust empfahl eine bessere Sichtkontrolle aller Räder vor der Abfahrt eines Zugs.
Der erste Zug soll am Freitag um 17.33 Uhr ab Zürich Richtung Süden fahren. In Kürze sollen einige weitere Personenzüge am Wochenende verkehren. Das Tessin ist eine beliebte Wochenendausflugsregion für Schweizer aus dem Norden. Die Fahrten am Wochenende seien möglich, weil dann weniger Frachtzüge unterwegs seien. Außerdem ruhten die Reparaturarbeiten in der Weströhre. „Während der Arbeiten dürfen aufgrund des Rettungskonzepts keine Reisezüge durch die Oströhre verkehren“, teilten die SBB mit.
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