Täter sprengten Geldautomaten | FLZ.de

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Veröffentlicht am 04.02.2022 19:57

Täter sprengten Geldautomaten

Auch mehrere Feuerwehrleute waren im Einsatz, nachdem gestern am frühen Morgen in Lichtenau unbekannte Täter<br>den Geldautomat der VR-Bank im Erdgeschoss eines Wohnhauses gesprengt hatten. Durch die Explosion wurde<br>das Gebäude stark beschädigt. Die Glasscherben schleuderte es bis auf den Gehweg. <br> (Foto: NEWS5/Bauernfeind)
Auch mehrere Feuerwehrleute waren im Einsatz, nachdem gestern am frühen Morgen in Lichtenau unbekannte Täter
den Geldautomat der VR-Bank im Erdgeschoss eines Wohnhauses gesprengt hatten. Durch die Explosion wurde
das Gebäude stark beschädigt. Die Glasscherben schleuderte es bis auf den Gehweg.
(Foto: NEWS5/Bauernfeind)
Auch mehrere Feuerwehrleute waren im Einsatz, nachdem gestern am frühen Morgen in Lichtenau unbekannte Täter
den Geldautomat der VR-Bank im Erdgeschoss eines Wohnhauses gesprengt hatten. Durch die Explosion wurde
das Gebäude stark beschädigt. Die Glasscherben schleuderte es bis auf den Gehweg.
(Foto: NEWS5/Bauernfeind)

Eine ohrenbetäubende Explosion erschreckte am 26. Januar gegen 3.20 Uhr die Bewohner eines Gebäudes inmitten von Lichtenau (Landkreis Ansbach), in dessen Erdgeschoss die VR-Bank ihren Sitz hat. Unbekannte Täter hatten den Geldautomaten der Bank gesprengt.

Verletzt wurde nach den Erkenntnissen des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) niemand. Es ist für die Ermittlungen zuständig. „Die Spurensicherung ist noch vor Ort“, teilte am Mittag Ludwig Waldinger von der Pressestelle des Landeskriminalamts mit. Die Vorgehensweise in Lichtenau ist nach seinen Worten praktisch identisch mit der bei einer Geldautomatensprengung vergangene Woche am Dienstag, 18. Januar, in Zapfendorf bei Bamberg.

„Es wurden mehrere tausend Euro erbeutet“, so die Ansbacher Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier zur Lichtenauer Tat. Indes bewegt sich der Sachschaden laut Gaby Hofmeier sogar „im unteren sechsstelligen Bereich“. Allein der zerstörte Geldautomat, so LKA-Sprecher Waldinger, kostet rund 25 000 Euro, und der Schaden am Gebäude liege bei etwa 100 000 Euro.

Vor Ort waren nach der Sprengung nicht nur Polizisten, darunter der der Kriminaldauerdienst der Kripo, sondern vorsorglich auch Rettungskräfte. Und rund 100 Feuerwehrleute etwa aus Lichtenau, Ansbach, Sachsen bei Ansbach, Malmersdorf, Lichtenau-Herpersdorf, Schlauersbach und Petersaurach eilten herbei, berichtete auf FLZ-Anfrage Kreisbrandinspektor Hans Pfeiffer. Ebenfalls vor Ort waren Kreisbrandrat Thomas Müller, Kreisbrandmeister Christian Loy und Kräfte des Technischen Hilfswerks.

Es wurden auch deshalb so viele Wehrleute alarmiert, weil zunächst nicht ausgeschlossen worden war, dass die Sprengung mit Gas erfolgte, und das Haus einstürzen könnte. Vor allem jedoch war im ursprünglichen Lagebild lediglich von einer „Explosion in einem Gebäude“ die Rede, so Stefan Fischer, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Lichtenau, der den Einsatz leitete.

Kein Gas im Spiel

Tests auch durch die Wehrleute ergaben, dass kein Gas für die Sprengung verwendet worden war, und somit keine Explosionsgefahr bestand. Daraufhin zog laut Pfeiffer ein Großteil der Feuerwehrleute wieder ab. Weiter im Einsatz blieben Kräfte der Feuerwehr Lichtenau. Sie sorgten für die Absperrung des Tatorts und die Umleitung des Verkehrs. Und auch Ansbacher Feuerwehrleute, die mit einem speziellen Messgerät für die Feststellung von Gefahrstoffen ausgestattet waren, blieben vorsorglich.

„Die Polizei hat mit unserer Unterstützung das Gebäude evakuiert, weil zunächst nicht klar war, ob noch Sprengstoffreste explodieren könnten“, erläuterte Feuerwehreinsatzleiter Stefan Fischer das Vorgehen in den dramatischen Minuten kurz nach der Explosion. Die Feuerwehr Lichtenau habe fünf der Bewohner aus den Etagen über der Bank mit einem Kleinbus zur Schulturnhalle gefahren, wo sie von der Polizei befragt werden konnten. Andere Bewohner kamen bei Angehörigen unter.

Mindestens ein Zeuge, so LKA-Sprecher Waldinger, sah die Täter, die sich bei derartigen Sprengungen, angesichts der bei allen Banken üblichen Videoüberwachung, stets maskieren: „Wir haben eine Zeugenaussage dazu, dass die Täter geflüchtet sind.“ Sie brausten „vermutlich“ mit einem dunklen Audi in Richtung der Autobahn A6 davon, was für die entsprechende Tätergruppe ebenfalls typisch ist, so Martin Hubert zur FLZ, ein Sprecher-Kollege von Waldinger.

Meist, so Martin Hubert, seien diese Audis nicht ganz neu, weil die Täter ausschließen wollten, durch modernste Technik geortet werden zu können. Die Kennzeichen der Tatfahrzeuge werden laut Waldinger meist kurz vor dem Verbrechen entwendet. Dass die Täter Lichtenau als Tatort auswählten, ist wegen der guten Fluchtmöglichkeiten durch die nahe Autobahn A6 kein Zufall, betonten die LKA-Sprecher. Sie äußerten beide den Verdacht, eventuell habe eine seit rund 15 Jahren aktive „Tätergruppierung aus den Niederlanden mit nordafrikanischem Migrationshintergrund“ die Tat ausgeführt.

Seriennummern der Scheine registriert

Den dafür verwendeten Fest-Sprengstoff, dessen Reste im Kriminaltechnischen Institut des LKA untersucht werden, stellen die Täter den Angaben zufolge meist selbst her.

Weil in den Niederlanden zum Schutz vor derartigen Sprengungen mit hohem finanziellen Aufwand Geldautomaten besser gesichert worden seien, seien die Täter zum Beispiel nach Nordbayern ausgewichen.

Ziel ist bei solchen Taten, am Automaten den Öffnungsmechanismus vom Geldausgabeschacht zum Tresor zu sprengen, um daraus möglichst viele Geldkassetten entwenden zu können. Ob diese im konkreten Fall durch Farbpatronen gesichert waren, die bei einer Sprengung die Scheine unbrauchbar machen, blieb gestern unklar. Aber die Seriennummern der Scheine aus dem Geldautomaten seien registriert, hieß es. Seitens des LKA vor Ort war jeweils ein Team der „Technischen Sondergruppe Entschärfung“ und des Sachgebiets „Waffen und Sprengstoff“, das laut Waldinger ermittelt.

Das bayerische Landeskriminalamt bittet die Bevölkerung um Mithilfe und stellt folgende Fragen: „Wem sind in den Nachtstunden im Bereich der Ansbacher Straße in Lichtenau verdächtige Personen aufgefallen? Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sprengung des Geldautomaten stehen könnten? Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder dem Fluchtfahrzeug geben?“ Hinweise nimmt das LKA unter der Telefonnummer 089/1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Kurt Güner

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