Sparsam, aber sportlich: Eine Testfahrt im McLaren Artura | FLZ.de

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Veröffentlicht am 29.06.2022 05:04

Sparsam, aber sportlich: Eine Testfahrt im McLaren Artura

Mit dem Artura bringt McLaren einen der ersten Supersportwagen mit Plug-in-Hybrid auf den Markt. (Foto: McLaren/dpa-mag)
Mit dem Artura bringt McLaren einen der ersten Supersportwagen mit Plug-in-Hybrid auf den Markt. (Foto: McLaren/dpa-mag)
Mit dem Artura bringt McLaren einen der ersten Supersportwagen mit Plug-in-Hybrid auf den Markt. (Foto: McLaren/dpa-mag)

680 PS, 720 Nm, von 0 auf 100 km/h in 3,0 Sekunden und bei Vollgas 360 km/h - das sind Zahlen, die bei einem Supersportwagen nicht überraschen. Doch wer im Datenblatt des McLaren Artura bis zum Verbrauch nach unten scrollt, der glaubt zunächst an einen Tippfehler.

4,6 Liter passen vielleicht zu einem Kleinwagen. Aber sicher nicht zu einem Edel-Sportler, der für die Flaniermeilen der Metropolen und natürlich die Überholspur gemacht ist. Die Zahl kann sich in diesem Segment also sehen lassen, genauso wie der CO2-Ausstoß von 104 g/km.

Und selbst wenn es in der Praxis auf einer flotten Landpartie leicht mal doppelt so viel wird, ist das messerscharf gezeichnete Coupé mit den vertrauten Scherentüren einer der aktuell sparsamsten Supersportwagen. Nicht nur das. Zu Preisen ab 230.500 Euro bringen die Briten im Sommer auch einen der ersten Tiefflieger mit Plug-in-Hybrid an den Start - und kommen damit dem Rivalen Ferrari zuvor.

Dafür hat McLaren einen komplett neuen Triebstrang entwickelt: Statt des bisherigen 3,8-Liter-V8-Motors kommt nun ein 3,0 Liter großer V6 mit zwei in die Mitte gerückten Ladern zum Einsatz, der auf 430 kW/580 PS kommt. Und im neuerdings achtstufigen Getriebe ist jetzt ein E-Motor mit 70 KW/95 PS integriert, den eine an der Haushaltssteckdose binnen 2,5 Stunden geladene Batterie von 7,4 kWh speist.

Auch wenn der Artura beinahe aussieht wie jeder andere McLaren vor ihm, ist er von Grund auf neu entwickelt. Er hat eine eigene Karbonstruktur und eine neue Aluminium-Karosse. Diese führt mithilfe des integrierten Spoilers und der Flügel die Luft so am Fahrzeug vorbei, dass Abtrieb, Widerstand und Kühlung optimiert werden. Die Neuentwicklung war auch nötig, weil die Briten Platz schaffen mussten für die Plug-in-Komponenten und gleichzeitig deren Gewicht einsparen wollten. Mit Erfolg: Der Artura ist genauso kompakt und knackig wie die anderen Modelle aus Woking. Und mit einem Leergewicht von 1498 Kilo ist er sogar leichter als die meisten konventionellen Konkurrenten.

Dennoch müssen die Kunden, vom winzigen Kofferraum einmal abgesehen, nicht auf den gewohnten Luxus verzichten: Es gibt hochwertige Kunststoffe und Velour, bequeme Sitze und ein Multimedia-System, das wie eine riesige Smartwatch vor der Mittelkonsole schwebt. Und auch bei den Assistenzsystemen geizt McLaren nicht. Eingebaut sind etwa eine automatische Abstandsregelung, die das Fahrzeug notfalls zum Halten bringt, oder eine Spurverlassenswarnung.

Jedoch lohnt es, sich dem Fahren voll und ganz zu widmen. Denn es mag Plug-in-Hybride mit mehr elektrischer Reichweite geben, schnellerer Ladetechnik und mehr Power. Und es gibt konventionelle Sportwagen mit stärkeren Motoren. Aber in der Kombination ist der McLaren in seiner Liga nahezu unerreicht. Präzise und scharf lässt sich der Wagen bewegen - erst recht, wenn sich der E-Motor unmerklich aber wirkungsvoll immer dann einmischt, wenn der Verbrenner beim Gangwechsel mal Luft holen muss. Dank eines maximalen Drehmoments von 720 Nm erlebt man so eine nahtlose Beschleunigung, die noch viel dynamischer wirkt als bei den anderen McLaren-Modellen.

Ungewohnt ist das nur beim Anlassen und anfahren. Denn statt dem kräftigen Motorsound herrscht hier nach dem Druck auf den Startknopf erst einmal Stille. Und solange der Fahrer mit Samtfüßen beschleunigt und nicht weiter als 31 Kilometer fährt, bleibt das bis 135 km/h auch erstmal so.

Schneller und schärfer als bisher und trotzdem ein bisschen sparsamer - auch als Plug-in-Hybrid wird aus einem Supersportwagen kein Sparmobil. Doch mit dem Artura bewegt sich McLaren so langsam in die richtige Richtung und bietet den Schnellfahrern zumindest ein bisschen Zukunft. Und das ist ja nur der Anfang: Bis 2025 wollen die Briten ihre gesamte Palette elektrifizieren und danach bald auch den ersten vollelektrischen Sportwagen bauen.

Datenblatt: McLaren Artura

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:220616-99-689279/14

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