Erschossener Messerstecher von Ansbach ist polizeibekannt | FLZ.de

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Veröffentlicht am 09.09.2022 12:48

Erschossener Messerstecher von Ansbach ist polizeibekannt

Rettungsfahrzeuge auf dem Parkplatz des Drogeriemarkts, in dessen 
Umfeld die tödlichen Schüsse fielen. (Foto: Zeynel Dönmez)
Rettungsfahrzeuge auf dem Parkplatz des Drogeriemarkts, in dessen 
Umfeld die tödlichen Schüsse fielen. (Foto: Zeynel Dönmez)
Rettungsfahrzeuge auf dem Parkplatz des Drogeriemarkts, in dessen 
Umfeld die tödlichen Schüsse fielen. (Foto: Zeynel Dönmez)

Polizeibeamte haben am Donnerstag gegen 18 Uhr in Ansbach einen 30-jährigen Mann erschossen. Der soll laut Zeugenaussagen mit zwei Messern bewaffnet gewesen und im südlichen Bereich des Bahnhofs extrem aggressiv aufgetreten sein. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen erfuhr, ist der erschossene Verdächtige von afghanischer Herkunft polizeibekannt.

Wie eine Augenzeugin der FLZ berichtete, soll der Mann auf der Treppe, die von den Bahngleisen zu einem Parkhaus an der Draisstraße und von dort über die Feuerbachstraße zu mehreren Einkaufsmärkten an der Welserstraße führt, auf einen Passanten losgegangen und diesen in den Schwitzkasten genommen haben. Als ein anderer Mann dem Opfer zu Hilfe kam, soll der Aggressor von diesem abgelassen und den Helfer in gleicher Weise attackiert haben. Andere Passanten hätten versucht, den Mann zu stoppen und ihm Geld angeboten, damit er aufhöre. Doch der habe nicht darauf reagiert.

Nach der Attacke auf der Treppe sei Blut am Arm eines der Opfer zu sehen gewesen, sagte die Augenzeugin. Mittlerweile ist klar, dass es zwei Verletzte gibt, 17 und 20 Jahre alt, wie die Polizei berichtet. Die beiden verletzten jungen Männer wurden ambulant behandelt und konnten noch am Donnerstagabend nach Hause gehen. Ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut, führte ein Polizeisprecher am Freitag aus.

Mindestens zwei Frauen riefen sofort mit ihren Mobiltelefonen die Polizei sowie den Rettungsdienst. Unmittelbar danach sei bereits ein Beamter vor Ort gewesen und habe den dann weitergehenden Täter mit gezogener Waffe zum Parkplatz des DM-Drogeriemarktes verfolgt, so die Augenzeugin, die von dort wenig später zwei Schüsse hörte.

Dazu heißt es im Polizeibericht, dass es mehreren Streifenbesatzungen gelungen sei, den Aggressor innerhalb weniger Minuten zu stellen. Als der Mann die Beamten aber angegriffen habe, „kam es zum Schusswaffengebrauch“. Ein Zeuge berichtet gegenüber unserer Redaktion von mehreren Schüssen, die er gehört hat. Dabei wurde der Angreifer so schwer verletzt, dass er trotz sofort eingeleiteter Reanimierungsversuche noch vor Ort verstarb.

Nach Einschätzung einer anderen Zeugin, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem nahen Aldi-Parkplatz aufgehalten hatte, handelte es sich beim ersten Schuss, den sie hörte, offenbar um einen Warnschuss. Denn danach habe sie gehört, wie ein Polizeibeamter gerufen habe, der Täter solle sich sofort auf den Boden legen. Kurz darauf sei der zweite, offenbar tödliche Schuss gefallen. Die Polizei bestätigte mittlerweile, dass mehrere Schüsse aus mehreren Dienstwaffen abgegeben wurden.

Zum genauen Hergang der Auseinandersetzung ermitteln seit Donnerstagabend Beamte des Bayerischen Landeskriminalamts. Diese übernehmen routinemäßig die Ermittlungen, wenn Schüsse aus Polizeiwaffen fallen.

Indes war von der Polizei zu erfahren, dass der Täter „Allahu akbar'“ („Gott ist groß“) gerufen habe. Allerdings lasse dies nicht zwangsläufig auf einen islamistisch-terroristischen Hintergrund der Tat schließen, betonten die Beamten.

Den Parkplatz des Drogeriemarktes sperrte die Polizei, die umgehend mit einem Großaufgebot vor Ort war, zur Spurensicherung ab und räumte das Parkhaus im Süden des Bahnhofs.

Im Zuge der Ermittlungen wurde mittlerweile auch die Wohnung des 30-Jährigen durchsucht und sein Handy sichergestellt, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitagvormittag. Das Mobiltelefon werde derzeit von Kriminalisten auf Hinweise durchsucht. Am Freitagnachmittag wollen Staatsanwaltschaft und Polizei in einer Pressekonferenz weitere Informationen zum Verdächtigen und seinem Motiv sowie zum Ablauf der Tat bekanntgeben.

Bereits vor der Pressekonferenz sickerte durch, dass der von der Polizei erschossene Verdächtige ein polizeibekannter afghanischer Staatsangehöriger ist. Wie die Deutsche Presse-Agentur weiter aus Ermittlerkreisen erfahren haben will, war der 30-Jährige im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen. Wegen Drogendelikten und mindestens eines Körperverletzungsdelikts war er schon vor der Attacke am Donnerstag der Polizei bekannt. Offiziell wollten sich die Beamten zunächst nicht zu der Nationalität äußern - aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es hieß.

Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben, bittet die Polizei dringend, sich mit den Ermittlern in Verbindung zu setzen. Sollten Foto-, Video- oder Audioaufnahmen vom Ereignisort, aus der unmittelbaren Umgebung oder sogar von „Tathandlungen“ vorhanden sein, bitten die Beamten, diese über das Upload-Formular der Polizei unter folgendem Link zur Verfügung zu stellen: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de.

In einer ersten Stellungnahme sprach Ansbachs Oberbürgermeister Thomas Deffner von einem furchtbaren Ereignis. Er kündigte an, sich über das Sicherheitskonzept für die Kulturveranstaltung „Grüne Nacht“ mit der Polizei noch einmal zu beraten. Die „Grüne Nacht“ findet am Samstagabend ab 18 Uhr statt.

Peter Zumach/Sebastian Haberl/Johannes Zimmermann

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