Stillstand im Job, zu wenig zu tun, kaum Abwechslung – was harmlos klingt, kann auf Dauer zur Belastung werden. Wer sich über längere Zeit unterfordert fühlt, beginnt oft zu zweifeln:
Die Folge kann ein Zustand sein, der dem viel bekannteren Burn-out ähnelt. Nur entsteht er nicht durch Überforderung, sondern durch das Gegenteil: anhaltende Langeweile und Monotonie. Doch was steckt wirklich hinter dem sogenannten Bore-out? Wer ist besonders gefährdet, und wie lässt sich mit dem Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit umgehen?
Die Diagnose Bore-out gibt es nicht, stellt Prof. Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung klar. Der Begriff stamme nicht aus der Medizin oder Psychologie und sei daher auch nicht das Gegenteil eines Burn-outs. Vielmehr sei Bore-out von Unternehmensberatern erfunden worden. Der korrekte Fachbegriff lautet: Erleben von Monotonie.
Und: Nicht alle Menschen laufen Gefahr, sich von Langeweile und anhaltender Monotonie stressen zu lassen. Manche kommen gut damit klar, sie sehen ihren Job als Mittel zum Zweck, etwa um die Miete zu zahlen oder Reisen zu finanzieren. „Viele Menschen können gut mit Monotonie leben, die machen ihren Job, finden aber ihre Selbstbestätigung nach Feierabend, beispielsweise in Hobbys“, sagt Windemuth.
Stressen lassen sich eher Personen mit hohem Leistungsanspruch, die häufig unter Druck stehen und für ihren Beruf leben. Für sie hat es nichts Entspannendes, längere Zeit weniger oder nichts zu tun zu haben. „Für sie stiftet Arbeit Sinn und gibt Selbstwert“, sagt Windemuth.
Zwei wichtige Faktoren für die Anfälligkeit sind Selbstwert und Resilienz. Wer auch im beruflichen Kontext ein differenziertes Selbstbild hat und seine Leistungen, Fähigkeiten und Ziele kennt, ist weniger abhängig vom Zuspruch anderer Menschen oder der Sinnerfüllung durch Arbeit.
Dabei sind Phasen von Monotonie oder Langeweile im Job völlig normal und lösen auch nicht sofort Symptome aus. Ursachen können eine inhaltliche Unterforderung oder schlicht wenig Arbeit sein, etwa in Urlaubsphasen. Deshalb ist es schwer, der Langeweile präventiv vorzubeugen.
Hält dieser Zustand der Monotonie jedoch über längere Zeit an und festigt sich der Eindruck „es ist egal, ob ich hier bin oder nicht“, können die Symptome Tom Diesbrock zufolge ähnlich aussehen wie bei Stress:
„Dazu kommen Schlafstörungen, somatische Beschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Probleme“, sagt Diesbrock, Psychologe, Coach und Autor aus Hamburg.
Sich durch ein Coaching unterstützen zu lassen, kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, wie man aus der Situation rauskommt. „Viele schaffen das alleine oder mit Hilfe ihres sozialen Umfeldes“, sagt Diesbrock. Manchen Personen falle jedoch das strukturierte Arbeiten an der eigenen Persönlichkeit schwer.
Wenn man schon psychische oder psychosomatische Folgen spürt, nicht abschalten oder nicht schlafen kann, Magen-Darm oder Rückenprobleme hat, kann auch eine Psychotherapie angebracht sein.
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