70 Jahre Anonyme Alkoholiker: „Hilfe auf Gegenseitigkeit“ | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 30.03.2023 06:04

70 Jahre Anonyme Alkoholiker: „Hilfe auf Gegenseitigkeit“

Infomaterial der „Anonymen Alkoholiker“ liegt auf einem Tisch. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)
Infomaterial der „Anonymen Alkoholiker“ liegt auf einem Tisch. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)
Infomaterial der „Anonymen Alkoholiker“ liegt auf einem Tisch. (Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild)

Die Anonymen Alkoholiker gibt es in Deutschland seit 70 Jahren. Vom 31. März bis 2. April wollen Betroffene, Angehörige und Interessierte beim Ländertreffen in München zum Austausch zusammenkommen. Rund 2000 Teilnehmer werden nach Angaben der Anonymen Alkoholiker (AA) erwartet. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, würdigte die Gruppe, die für „70 Jahre Engagement und Hilfe auf Gegenseitigkeit“ stehe.

Alkohol gehöre für viele Menschen im Alltag dazu, so Blienert. Rund neun Millionen Menschen in Deutschland konsumierten so viel Alkohol, dass es riskant werde. „Bei etwa 1,9 Millionen ist von einer Alkoholabhängigkeit auszugehen.“

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dankte ebenfalls für das Engagement der Anonymen Alkoholiker: Sie ergänzten und bereicherten die professionelle Versorgung niedrigschwellig durch eine psychologische und soziale Komponente. Alkohol sei neben dem Rauchen einer der wichtigsten verhaltensbedingten gesundheitlichen Risikofaktoren.

In Bayern haben laut Holetschek mehr als eine Million Erwachsene einen riskanten Alkoholkonsum, davon gelten etwa 280 000 Menschen als alkoholabhängig. Nicht akzeptabel sei ganz klar das sogenannte begleitete Trinken Jugendlicher im Beisein sorgeberechtigter Erwachsener. „Ein solches Verhalten sollte gesellschaftlich geächtet werden“, sagte der Minister am Freitag.

Bundesweit gibt es den Angaben nach etwa 2000 AA-Gruppen, die sich regelmäßig treffen, und zwar in Präsenz oder online. Auch telefonische Beratung bietet die Gruppe an.

Das erste Treffen fand am 1. November 1953 in München statt. Initiatoren waren hierzulande stationierte US-Soldaten, die in ihrer Heimat schon den Anonymen Alkoholikern angehörten. In einem Hotel veranstalteten sie das erste deutschsprachige AA-Meeting. Der Sitz der Anonymen Alkoholiker in Deutschland ist in Gottfrieding in Niederbayern.

Der Suchtmediziner Markus Backmund betonte jüngst: „Alkoholsucht ist eine tödliche Krankheit.“ Jährlich sterben in Deutschland nach seinen Angaben etwa 75 000 Menschen an den Folgen des Konsums von Alkohol, die Hälfte davon bei Unfällen wie einem Sturz auf dem Heimweg. Anders aber als etwa Krebskranke könnten sich Alkoholsüchtige selbst dafür entscheiden, ohne die Krankheit zu leben.

© dpa-infocom, dpa:230330-99-141175/4


Von dpa
north