Schon seit Tagen wurde in Frankreich über ein mögliches Abschalten der Stromversorgung im Krisenwinter diskutiert, als in der Nacht zu Freitag in Paris plötzlich 125.000 Haushalte ohne Strom waren. Nur eine Panne, beruhigten die Behörden, die am Freitag dann wie angekündigt das kontrollierte Abschalten der Versorgung in einer Region simulierten.
Weil etliche Atomkraftwerke gewartet werden, wird im Januar mit Engpässen gerechnet. Die Regierung bereitet deshalb örtlich begrenzte Stromunterbrechungen bei Spitzenbelastungen vor. Damit soll ein unkontrollierter Blackout abgewendet werden.
Nein, es wurden nur Abläufe für eine Abschaltung simuliert, ohne dass tatsächlich eine Abschaltung vorgenommen wurde. Der große Stromausfall in Paris hing mit einem defekten Transformator zusammen.
Grund für die Gefahr von Versorgungsengpässen ist die verzögerte Wartung etlicher Atomkraftwerke. Am Freitag waren 16 der 56 französischen Meiler nicht am Netz. Bei einem harten Winter wird im Januar befürchtet, dass die Stromerzeugung die Nachfrage zu bestimmten Momenten möglicherweise nicht wird decken können.
Im Gegenteil, die betroffene Region wird am Vortag detailliert informiert. Dazu soll die zentrale Warn-App namens „ÉcoWatt“ dienen, die Auskunft über die Belastung des Stromnetzes gibt. Drei Tage im Voraus ist zu sehen, ob das Netz stark belastet sein wird. Dann wird die Bevölkerung um besondere Anstrengungen gebeten - die Waschmaschine oder der Backofen sollen dann nicht zu Belastungsspitzen eingeschaltet werden.
Die Notwendigkeit einer Unterbrechung könnte sich zwischen 8 und 13 Uhr sowie zwischen 18 und 20 Uhr ergeben, nicht aber am Wochenende. Die Unterbrechung soll maximal zwei Stunden dauern und lokal beschränkt sein.
Für Krankenhäuser und andere sensible Einrichtungen wie Industrieunternehmen etwa gibt es Ausnahmen, sie bleiben am Strom. Weil sich in Paris wichtige Institutionen häufen, wären in der Hauptstadt deshalb nur 20 Prozent der Abnehmer von einer Unterbrechung betroffen, hieß es.
Zu vielen Aspekten arbeiten die Behörden die Abläufe noch im Detail aus. Klar ist, Züge sollen nicht auf offener Strecke stehen bleiben, bei einer Stromabschaltung wird der Verkehr zuvor unterbrochen. Schulen bleiben möglicherweise morgens geschlossen. Mit der Abschaltung des Stroms werden auch Telefon-Sendemasten ausfallen, im ländlichen Bereich wird befürchtet, dass der Notruf nicht erreichbar sein kann. Dort sollen andere Vorkehrungen getroffen werden.
Im November bereits hat die Bevölkerung ihren Stromverbrauch um zehn Prozent gesenkt. Einige Versorger belohnen ihre Kunden auch finanziell, wenn sie ihren Verbrauch reduzieren.
Das Land setzt auf einen massiven Ausbau der Atomkraft. „Frankreich muss Weltmeister bei der Atomkraft bleiben, wir sollten stolz sein auf unserer Atomkraft“, sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Freitag beim Besuch eines AKW. „Wir müssen zu einer massiven nuklearen Stromerzeugung zurückkehren.“ Die Entscheidung für die Atomkraft sei auch eine Entscheidung für den Klimaschutz.
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