Nach Museumsschließung in Coburg: Was wird aus 2000 Puppen? | FLZ.de

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Veröffentlicht am 30.05.2023 05:48

Nach Museumsschließung in Coburg: Was wird aus 2000 Puppen?

Charakterpuppen sind im Puppenmuseum in Coburg zu sehen. (Foto: Nicolas Armer/dpa/Archivbild)
Charakterpuppen sind im Puppenmuseum in Coburg zu sehen. (Foto: Nicolas Armer/dpa/Archivbild)
Charakterpuppen sind im Puppenmuseum in Coburg zu sehen. (Foto: Nicolas Armer/dpa/Archivbild)

Rund 2000 Puppen aus dem ehemaligen Puppenmuseum Coburg sind derzeit heimatlos. Zunächst sollte eine private Stiftung aus Rödental bei Coburg die Sammlung als Dauerleihgabe erhalten und ausstellen - doch die Stiftung habe ihr Angebot inzwischen zurückgezogen, sagte Louay Yassin, Pressesprecher der Stadt Coburg: „Plan A hat sich zerschlagen, jetzt müssen wir einen Plan B finden.“ Dabei wolle sich die Stadt Zeit lassen und sich von Museumspädagogen und weiteren Experten beraten lassen.

Die Puppen werden weiterhin im früheren Museumsgebäude in der Coburger Altstadt aufbewahrt, wie Sprecher Yassin sagt. Zugänglich ist die Ausstellung aber nicht mehr, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Puppenmuseums sind seit der Schließung zum Jahresende 2022 nicht mehr dort beschäftigt. Sie nun nochmal auf Abruf einzustellen, lohne sich nicht, sagt Yassin.

Ein Grund, warum das Museum schließen musste, war die fehlende Barrierefreiheit - ein entsprechender Umbau des jahrhundertealten Hauses in der Coburger Rückertstraße scheiterte am Denkmalschutz. Außerdem waren die Besucherzahlen zuletzt deutlich zurückgegangen. Für Schulklassen, die einen großen Anteil der Besucher ausmachten, sei das Haus wenig geeignet gewesen, sagt Louay Yassin: „Es besteht aus lauter kleinen Räumen. Es gab keinen Raum, in dem sich eine ganze Klasse versammeln konnte.“ Mehrere Tausend Ausstellungsstücke wie Puppen, Puppenhäuser und -accessoires waren in mehr als 30 Zimmern auf zwei Etagen untergebracht.

Im November 2022 beschloss der Coburger Stadtrat, das Museum am Standort Rückertstraße zu schließen. Damals war die Stadt in aussichtsreichen Verhandlungen mit der Horst Ludwig Weingarth Stiftung aus Rödental. Man sei traurig, dass es nicht geklappt habe, sagt Yassin: „Der Standort hätte sehr gut gepasst. Rödental ist eine Puppenstadt, Coburg nicht.“

Horst Ludwig Weingarth, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, sagte auf Nachfrage, dass die Stiftung erhoffte Fördergelder für das große geplante Fränkisch-Thüringische Kulturforum, welches auch das Puppenmuseum beinhalten sollte, nicht erhalten habe. Daher habe man sich gezwungen gesehen, das Projekt abzusagen, obwohl die Stiftung bereit gewesen wäre, die Hälfte der entstehenden Kosten zu übernehmen. Dennoch sei man in gutem Kontakt mit der Stadt Coburg und arbeite weiterhin auch im kulturellen Bereich eng mit der Stadt Coburg zusammen.

Die historischen Ausstellungsstücke im Puppenmuseum Coburg stammen etwa aus dem Zeitraum von 1800 bis 1960. Ein Großteil der Exponate wurde in Franken oder Thüringen hergestellt. In dem Museum kann man erleben, wie das Bürgertum Spielzeug zur Kindererziehung einsetzte.

Im Juli 1987 hatte das Ehepaar Carin und Hans Lossnitzer das Coburger Puppenmuseum zunächst als privates Museum eröffnet. Damit machten sie ihre private Puppensammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Das Ehepaar Lossnitzer lebte bis dahin in Ettlingen bei Karlsruhe. Da zwei Drittel der Puppen, die sie gesammelt hatten, aus der Region Nordfranken-Südthüringen stammten, beschlossen sie, das Museum in Coburg zu eröffnen. Ab 2007 war das Puppenmuseum in städtischer Hand.

© dpa-infocom, dpa:230530-99-872244/2


Von dpa
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