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Veröffentlicht am 25.04.2024 00:42

Mit Kindern essbare Wildpflanzen entdecken

So blüht die Stulle auf: Butterbrot mit Gänseblümchen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)
So blüht die Stulle auf: Butterbrot mit Gänseblümchen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)
So blüht die Stulle auf: Butterbrot mit Gänseblümchen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa)

Draußen scheint die Sonne, trotzdem sind die Kinder nicht vor die Tür zu locken. Spazierengehen? Klingt langweilig. Kräuter suchen, die man essen kann, hört sich schon spannender an. „Kinder lassen sich schnell begeistern, wenn man aus dem Spaziergang ein kleines Projekt macht“, sagt Anja Fischer. 

Die ausgebildete Kräuterpraktikerin aus dem Salzburger Land gibt ihr Wissen in Workshops und Büchern an Kinder und Erwachsene weiter. Dabei ist sie immer wieder aufs Neue fasziniert, was im eigenen Garten, am Wegrand, im Wald oder auf Brachflächen alles wächst.

Nicht an stark befahrenen Straßen oder Gassi-Strecken sammeln

Heimische Kräuter gibt es fast überall, auf dem Land ebenso wie in den Städten. Ein paar Regeln sollte man beim Sammeln aber beachten. „An stark befahrenen Straßen, gedüngten und gespritzten Feldern oder auf beliebten Gassi-Strecken für Hunde würde ich auf keinen Fall etwas pflücken“, sagt Fischer. Auch geschützte Pflanzen, wie in Deutschland etwa die Schlüsselblume, müssen stehen bleiben. 

Anja Fischer sammelt am liebsten im eigenen Garten. Selbst auf kleinen Flächen hinter dem Haus oder im Balkonkasten können Wildpflanzen gedeihen – wenn man sie lässt und nicht gleich alles ausrupft.

Genau hinsehen und wachsen lassen, das ist Anja Fischer wichtig. Bei ihren Workshops erklärt sie auch, warum viele Insekten die Kräuter als Nahrungsquelle brauchen. „Die Kinder verstehen dann schnell, dass man immer nur kleine Mengen pflücken sollte“, so Fischer. Ihr Tipp: sich schon zu Hause überlegen, wie viele Blüten oder Blätter man für ein Rezept oder eine Bastelidee benötigt und passgenau ernten. „So kann die Pflanze weiterwachsen und auch andere Kräuterfans finden etwas.“ 

Ausgestattet mit einem Stoffbeutel für die Schätze geht es los. Das Tolle am Kräutersammeln: Wenn nicht gerade Schnee liegt, findet man fast zu jeder Jahreszeit etwas. Selbst altbekannte Pflanzen sorgen für Überraschungen. Das Gänseblümchen zum Beispiel streckt schon früh im Jahr sein Köpfchen der Sonne entgegen und blüht bis in den Winter hinein. 

Geschmackstest: Blüten der Gänseblümchen leicht nussig

Gänseblümchen sehen nicht nur schön aus, sie sind auch essbar und haben heilende Kräfte. Salben und Tinkturen aus dem Pflanzenextrakt wirken entzündungshemmend. Außerdem stecken im Gänseblümchen schleimlösende Saponine. „Darum eignen sich die Blüten prima für einen Hustentee, insbesondere für Kinder“, sagt Claudia Bacholke, Heilpraktikerin und Pflanzenheilkundlerin aus Oldenburg. Lecker sind Gänseblümchen im Salat oder auf dem Butterbrot. Die Blätter schmecken säuerlich, die Blüten leicht nussig. Wer es gern süß mag, kann aus den Blüten einen Sirup kochen. 

Der Löwenzahn mit seinen gelb leuchtenden Blüten ist schnell entdeckt. Er wächst an Wegrändern, auf Wiesen und in Gärten. Seine gezackten Blätter erinnern an die Zähne eines Löwen. Und die Pflanze strotzt nur so vor gesunden Inhaltsstoffen. Löwenzahn enthält viel Vitamine C und A sowie Bitterstoffe. „Man kann alle Bestandteile der Pflanze verwenden, von der Blüte bis zur Wurzel“, sagt Claudia Bacholke. 

Klarstellung: Stängel vom Löwenzahn ist nicht giftig

Tees aus den Blättern und der Wurzel sollen die Verdauung anregen. Brät man die Knospen zusammen mit Sonnenblumenkernen in Olivenöl, schmecken sie lecker zu gekochter Pasta. Junge Blätter passen in einen gemischten Salat, die gelben Blütenblättchen werden abgezupft und als Deko darüber gestreut. Dass die Stängel des Löwenzahns giftig sind, stimmt übrigens nicht. „Das ist nur ein Gerücht“, so Bacholke. Vielleicht wollten Eltern ihre Kinder damit vom Pflücken der Pflanze abhalten, vermutet sie. Denn der Saft des Löwenzahns hinterlässt hartnäckige Flecken in der Kleidung. 

Etwas versteckter wächst die Gundelrebe. Sie mag es schattig, und ihre Stängel ranken sich oft weit über den Boden. Die dunkelgrünen, herzförmigen Blätter können einen dichten Teppich in Beeten, am Wegrand oder auf schattigen Rasenflächen bilden. Gärtnerinnen und Gärtner sind davon nicht immer begeistert. Von April bis Juli bildet die Pflanze kleine, violette Blüten. „Gundelrebe wirkt entzündungshemmend und wird zum Beispiel bei schlecht heilenden Wunden verwendet“, erklärt Bacholke. Man kann die Blätter und die Blüten aber auch einfach so essen. 

Weniger ist mehr: Gundelrebe für die Kräuterbutter

Weil Gundelrebe sehr kräftig schmeckt, gilt beim Kochen: Weniger ist mehr. Die kleingeschnittenen Blätter geben Kräuterbutter oder Suppe eine besondere Würze. Mit Zartbitterschokolade wird aus den Blättern eine pikante Süßigkeit. Dafür erhitzt man die Schokolade in einem Wasserbad, taucht die Blätter hinein und lässt sie auf einem Teller oder Backpapier abkühlen. Anja Fischer hat das ausprobiert und dekoriert die Schokoblätter außerdem noch mit den kleinen lila Blüten. 

Gundermann, Gänseblümchen, vor allem aber Spitzwegerich und Breitwegerich helfen auch unterwegs bei kleinen Verletzungen. Aufgeschürfte Haut oder ein Mückenstich sind schnell mit einem Kräuterpflaster verarztet. „Dafür zerreibt oder kaut man die Pflanze und gibt den Pflanzenbrei auf die verletzte Stelle“, so Bacholke. 

Viele Blätter und Blüten können Kinder auch gleich unterwegs naschen. Wer möchte, macht daraus ein kleines Spiel. Das Kind schließt die Augen und erhält eine Blüte oder ein Blatt. Nun heißt es: erst fühlen, dann riechen und schließlich schmecken. Welche Pflanze ist das? Selbstverständlich sollten nur bekannte und ungiftige Kräuter verwendet werden. Wer Gänseblümchen, Löwenzahn oder Gundelrebe bereits selbst gesammelt hat, wird sie schon bald blind erkennen.

© dpa-infocom, dpa:240425-99-798150/2


Von dpa
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