Familiär in Amt und Würden | FLZ.de

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Veröffentlicht am 25.06.2022 19:51

Familiär in Amt und Würden

Vertreter von Politik, Kirchen und Justiz waren gestern bei der Amtseinführung von Friedrich Weitner gekommen, der anschließend im Innenhof des evangelischen Gemeindezentrums umlagert wurde. (Foto: Patrick Lauer)
Vertreter von Politik, Kirchen und Justiz waren gestern bei der Amtseinführung von Friedrich Weitner gekommen, der anschließend im Innenhof des evangelischen Gemeindezentrums umlagert wurde. (Foto: Patrick Lauer)
Vertreter von Politik, Kirchen und Justiz waren gestern bei der Amtseinführung von Friedrich Weitner gekommen, der anschließend im Innenhof des evangelischen Gemeindezentrums umlagert wurde. (Foto: Patrick Lauer)

Die Ehefrau am Klavier, der Schwager und der jüngste Sohn abwechselnd an der Trompete: Bei seiner offiziellen Amtseinführung als Direktor der Neustädter Amtsgerichts genoss Friedrich Weitner (52) ein reiches Maß an familiärer Unterstützung bei den musikalischen Zwischenspielen.

Wirklich gebraucht dürfte er diese nicht haben, denn zum einen ist er bereits seit dem 1. April im Amt und nach übereinstimmenden Aussagen aller Beteiligter auch schon „gut angekommen“, zum anderen wurde ihm beim gestrigen Festakt im evangelischen Gemeindezentrum der Stadt „Kompetenz, Durchsetzungsvermögen, Empathie für seine Mitarbeiter und souveränes Auftreten“ bescheinigt. Von Roland Glass, Präsident des Landgerichts Nürnberg-Fürth wurde er als „Idealbesetzung“ bezeichnet, Dr. Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichtes, nannte ihn gar „meinen Wunschkandidaten“.

Vor allem Dickert kann man dabei bescheinigen, die Arbeitsweise und fachliche Qualifikation Friedrich Weitners bestens einschätzen zu können, arbeiteten die beiden doch in den vergangenen Jahren „Tür an Tür“. Denn seit 2016 fungierte Weitner – seit Oktober 2000 in Diensten der bayerischen Justiz – als Leiter der Justizpressestelle, die er in herausragender Weise neu aufgestellt und in moderne Zeiten überführt habe, wie sein Vorgesetzter betonte. Insofern sei es ihm auch nicht leicht gefallen, so Dickert, Weitner einfach ziehen zu lassen. Doch dieser habe sich den Karrieresprung redlich verdient.

Der solcherart Gelobte begann seine kurze Ansprache mit einer privaten Note: Auf den Tag genau vor 17 Jahren sei er in der Entbindungsstation des Neustädter Krankenhauses gesessen und habe als stolzer und glücklicher Vater seinen ältesten Sohn Felix in den Armen gehalten. Für seinen zukünftigen Weg in der Justiz habe dies zwar keine Auswirkung gehabt, für ihn selbst jedoch habe das Datum nun gleich in zweifacher Hinsicht eine ganz persönliche Bedeutung bekommen.

Motivierte Mitarbeiter, extrem belastet

Das Amtsgericht Neustadt habe er in den ersten Wochen seiner Tätigkeit nur von der besten Seite kennengelernt. Effiziente und hoch motivierte Mitarbeiter habe er hier vorgefunden, die in den kommenden Jahren – kaum sind die Corona-Herausforderungen gemeistert – vor großen Aufgaben stünden. Die elektronische Akte werde immer bedeutsamer werden – dafür seien unter anderem auch bauliche Maßnahmen in den Sitzungssälen erforderlich. Darüber hinaus registriere er gerade bei den Ordnungswidrigkeiten eine steigende Anzahl an Verfahren und das Grundbuchamt sei in so hohem Maße belastet, dass die bereits angekündigte personelle Verstärkung hochwillkommen sein werde.

Baulich erinnere das Neustädter Amtsgericht aus seiner Sicht durchaus an eine „Festung“ und wenn es nach ihm gehe, dann solle dies auch sinnbildlich so bleiben: Er begreife den Festungscharakter als Bollwerk gegenüber Angriffen gegen den Rechtsstaat. Andererseits wolle er im Dialog mit Stadt, Landkreis und Polizeibehörden auch für eine Öffnung der Mauern sorgen – beispielsweise mit einem Tag der offenen Tür. Er hoffe in diesem Zusammenhang zudem darauf, jüngeren Menschen die „spannenden und interessanten“ Berufsfelder innerhalb der Justiz näher bringen zu können: aktive Nachwuchswerbung sei in diesen Zeiten durchaus angebracht.

Weitner mit „Kampfansage“

Dass Weitner nicht nur Verwalter, sondern auch ehrgeiziger Gestalter sein will, bewies er kurz vor Ende seiner Ausführungen mit einem einzigen Satz: Mit seinen aktuell 53 Mitarbeitern „mag das Neustädter Amtsgericht zwar das kleinste im Bezirk sein, das heißt aber noch lange nicht, dass wir nicht das beste sein können“. Seine eigens angereisten Kollegen aus Fürth, Nürnberg und Erlangen quittierten diese „Kampfansage“ lächelnd.

Verabschiedet wurde gestern auch Christiane Trabold, allerdings in Abwesenheit. Nur etwas länger als zwei Jahre war sie als Nachfolgerin von Wilfried Westhauser als erste Frau in der Historie des Gerichts in der Verantwortung gestanden und habe dieses unter schwierigsten Bedingungen und völlig neuen Arbeitsabläufen durch die Zeit der Pandemie geführt, so Dr. Thomas Dickert.

Patrick Lauer

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