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Veröffentlicht am 20.05.2022 07:17

Noch kein Raum für Behinderte

Das Scheinfelder Freibad mit seinem Betriebsgebäude, in dessen Nordflügel (im Foto rechts) ein Sanitärraum für Menschen mit Behinderung geplant ist. (Foto: Andreas Reum)
Das Scheinfelder Freibad mit seinem Betriebsgebäude, in dessen Nordflügel (im Foto rechts) ein Sanitärraum für Menschen mit Behinderung geplant ist. (Foto: Andreas Reum)
Das Scheinfelder Freibad mit seinem Betriebsgebäude, in dessen Nordflügel (im Foto rechts) ein Sanitärraum für Menschen mit Behinderung geplant ist. (Foto: Andreas Reum)

Deutliche Kritik an der Behindertenausstattung des Scheinfelder Freibads hat eine Bürgerin in der Stadtratssitzung in dieser Woche geübt. Insbesondere mangle es – trotz umfassender Sanierung – an einer behindertengerechten Toilette und Dusche.

Das Freibad selbst sei „wunderschön“ und „ein Traum“, sagte die selbst von einer Gehbeeinträchtigung betroffene Rednerin. Sie lobte zudem das durch die Bank „zuvorkommende Personal“.

Doch trotz der seit Jahren laufenden Modernisierung – die Rede war von drei Jahren, tatsächlich sind es inzwischen über fünf – sei das Bad noch immer nicht behindertengerecht. Auch sah sie darin ein Betätigungsfeld für die städtische Behindertenbeauftragte Gabriele Jakob. „Nach drei Jahren muss das Ganze so weit sein, dass die Behindertentoilette beschriftet ist und offen“, fand die Bürgerin. Sie beantragte, wenigstens einen Handlauf zu installieren, damit sich Gehbehinderte auf dem bisweilen nassen Pflaster sicherer fortbewegen können. Auch im Hallenbad vermisste sie eine behindertengerechte Ausstattung.

Eigentlich, so nahm Stadtwerkeleiter Helmut Wiesinger Stellung, verfüge das Freibad inzwischen über eine Räumlichkeit für eine Behindertentoilette. Doch sei diese übergangsweise dem Personal vorbehalten, bis dessen neue Sanitäranlage errichtet ist. Fürs ebenfalls derzeit in Sanierung befindliche Hallenbad sei eine behindertengerechte Umkleide vorgesehen, versicherte Wiesinger. Er verwies darauf, dass das Freibadgebäude „ein Bestandsbau“ sei.

Fürs Personal verpflichtend

Im ursprünglichen Gebäude seien weder für Mitarbeiter noch für Behinderte Sanitärräume eingerichtet gewesen, erläuterte der Stadtwerkeleiter gegenüber unserer Redaktion. Fürs Personal sei derlei inzwischen jedoch vorgeschrieben. Für Behinderte sei dies in Bestandsbauten nicht verpflichtend; dennoch wolle man deren Bedürfnissen Rechnung tragen und habe einen entsprechenden Sanitärraum geschaffen, der sobald als möglich – in Abhängigkeit vom Sanierungsfortschritt wohl spätestens zum Start der nächsten Saison – nutzbar sein wird.

„Selbstverständlich ist eine Behindertentoilette inzwischen Standard“, befand auch Bürgermeister Claus Seifert. Doch musste man beim Sanierungsprojekt schrittweise vorgehen; es fehle beispielsweise nach wie vor auch ein Sonnensegel im Kleinkinderbereich, merkte Seifert an: „Wir sind Stück für Stück dabei.“

Die Bürgerin war sich gewiss, dass sie nicht die Einzige sei, die auf eine barrierearme Infrastruktur angewiesen ist. „Es gibt noch mehr als mich“, sagte sie und verwies auf einen fundamentalen Grundsatz: „Jeder hat das Recht, am öffentlichen Leben teilzunehmen.“ Bürgermeister Seifert räumte angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft ein, dass Barrierefreiheit stets wichtiger wird, denn „grundsätzlich wissen wir, dass dieser Teil der Bevölkerung wächst“.

Schwierig sei dabei, der Vielfalt von Behinderungen Rechnung zu tragen, fand Seifert. Die Behindertenbeauftragte Jakob warb im Gespräch mit unserer Zeitung um die Einsicht, dass das Scheinfelder Freibad wohl nie gänzlich behindertengerecht gestaltet werden könne.


Andreas Reum
Andreas Reum

Redakteur

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