Kirchenmalerei-Fragment kehrt nach Straubing zurück | FLZ.de

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Veröffentlicht am 30.03.2023 15:19

Kirchenmalerei-Fragment kehrt nach Straubing zurück

Das Fragment einer mittelalterlichen Heiligen-Darstellung im Gäubodenmuseum. (Foto: Armin Weigel/dpa)
Das Fragment einer mittelalterlichen Heiligen-Darstellung im Gäubodenmuseum. (Foto: Armin Weigel/dpa)
Das Fragment einer mittelalterlichen Heiligen-Darstellung im Gäubodenmuseum. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Auch knapp 50 Jahre nach ihrem Fund gibt eine Wandmalerei aus der Straubinger Basilika St. Peter Fachleuten Rätsel auf. Seit Kurzem ist das Fragment einer mittelalterlichen Heiligen-Darstellung im Gäubodenmuseum in der niederbayerischen Stadt zu sehen. Archäologen hatten die Überreste des Wandbildes 1974 bei Grabungsarbeiten einen halben Meter unter dem Kirchenboden entdeckt, wie Museumsleiter Günther Moosbauer am Donnerstag berichtete.

Entstanden sein dürfte das Bild, das den Kopf eines bärtigen Mannes in Lebensgröße zeigt, zwischen den Jahren 1030 und 1180. Die Frage, warum es von der Wand geklopft und unter den Bodenfliesen vergraben worden ist, lässt Raum für Interpretation: „Das ist unglaublich spannend. Man weiß es einfach nicht“, sagte Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege in München.

Der Neubau der Basilika habe 1180 begonnen, so Moosbauer. Es sei unklar, ob das Gemälde erst dann an die Wand gebracht worden ist oder schon im Vorläuferbau vorhanden war. Die Bodenfliesen, unter denen die Putzstücke später gefunden wurden, dürften zwischen 1230 und 1280 verlegt worden sein. Zu diesem Zeitpunkt verschwand also das Bild.

Möglicherweise sei das Gemälde „bestattet“ worden, weil man es nicht einfach habe entsorgen wollen - ein Beispiel für eine „deponia pia“, einen „heiligen Müll“, erläuterte Restaurator Jan Menath. Man habe damals wohl Hemmung gehabt, ein Heiligenbild wegzuwerfen. Der Zustand des Fragmentes sei erstaunlich gut. Ihm sei kein vergleichbares Objekt aus dieser Zeit bekannt, so Menath.

Die 92 Putzstücke waren im Landesamt für Denkmalpflege (BLFD) aufbewahrt und 1991 in mehrwöchiger Kleinarbeit zusammengesetzt worden. Von da an diente das Fragment bei Führungen im BLFD als Anschauungsobjekt.

Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) sprach bei der Enthüllung im Gäubodenmuseum von „großer Freude“. Die damalige Idee eines würdevollen Endes sei fantastisch, heute werde vieles einfach achtlos weggeworfen. „Und es zeigt sich, dass das Ende kein Ende ist.“ Denn das Fragment ist jetzt als Dauerleihgabe in Straubing zu sehen.

© dpa-infocom, dpa:230330-99-148274/2


Von dpa
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