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Veröffentlicht am 21.02.2022 12:44

Drei Dutzend Verdächtige hinter Gittern

Zwei Kartons im Kofferraum machten einen Autofahrer in Ansbach verdächtig. Bei ihm fand die Kripo rund sieben Kilo Marihuana und rund 70 000 Euro in bar. Foto: Polizeipräsidium Mittelfranken
Zwei Kartons im Kofferraum machten einen Autofahrer in Ansbach verdächtig. Bei ihm fand die Kripo rund sieben Kilo Marihuana und rund 70 000 Euro in bar. Foto: Polizeipräsidium Mittelfranken
Zwei Kartons im Kofferraum machten einen Autofahrer in Ansbach verdächtig. Bei ihm fand die Kripo rund sieben Kilo Marihuana und rund 70 000 Euro in bar. Foto: Polizeipräsidium Mittelfranken

Domino spielt die Ansbacher Kripo mit einer Drogenbande. Einer nach dem anderen fällt um. Zwischenstand: 36 Personen hinter Gittern, 100 Personen im Visier, ein Schlüsselwurf in die Rezat. Die weitere Spieldauer ist völlig offen.

„Westwind“ heißt die Ermittlungskommission mit dem Blick auf das benachbarte Baden-Württemberg. Von dort kamen Drogen, Händler und Abnehmer in den Landkreis Ansbach. Die erste Spur nahmen die Polizisten vor einem knappen Jahr auf. Ein 17-Jähriger hatte Ende März einen Suizidversuch mit Amphetaminen überlebt. Danach offenbarte er seinen Lieferanten, einen 20-Jährigen ebenfalls aus dem Kreis Ansbach.
Dieser hatte den Stoff im Internet geordert. Auch die Kripo gab eine Bestellung auf und holte mitsamt dem Rauschgift bei der Übergabe auch den Verkäufer ab. Über diesen landete sie in der alten Grenzstadt Rothenburg, einer traditionellen Drehscheibe für Handel aller Art mit Baden-Württemberg.
Während die Ermittlungskommission „Westwind“ die gefundenen Fäden verfolgte, gingen weitere Hinweise ein. Ein 34-Jähriger hatte Angst, weil ihn sein Drogenlieferant bedrohte. Die Handschellen wurden darauf für einen 25-Jährigen im Ostalbkreis, der an den Landkreis Ansbach grenzt und unter anderem Ellwangen und Aalen umfasst, gezückt.

Jede Menge Beweise gesichert

Der junge Mann war von einem Trio überfallen, verletzt und beraubt worden, das wiederum im Landkreis Ansbach festgenommen wurde. Dann rückte Rothenburg wieder ins Blickfeld, weil dort einige Linien der Ermittler zusammenliefen. Ende Oktober arbeiteten 100 Polizeibeamte zusammen, nahmen an verschiedenen Orten weitere dringend Tatverdächtige fest und sicherten bei Wohnungsdurchsuchungen viele Beweise, darunter neben Drogen Handys, Computer, Bargeld und Waffen.
Zuletzt gelang einer Streife der Polizeiinspektion Ansbach die Festnahme eines Tatverdächtigen, der inzwischen ebenfalls dem Großverfahren zugeordnet wird. Die Beamten hatten den 27-Jährigen am 7. Februar abends mit seinem Pkw in der Ansbacher Alexanderstraße kontrolliert. Ihnen kamen zwei Kartons im Kofferraum verdächtig vor. Daraufhin schlug der Mann die Heckklappe zu, verschloss den Wagen und warf den Fahrzeugschlüssel in die Rezat auf der anderen Straßenseite.

13 Haftbefehle nach einer Aussage

Den Beamten konnte er nicht entkommen, und auch sein Wagen und seine Wohnung waren schnell durchsucht. Neben rund sieben Kilogramm Marihuana wurden 70 000 Euro in bar und weitere Beweise für den Handel mit Betäubungsmitteln gefunden. Das reichte, um ebenfalls hinter Gitter zu wandern.
Polizei und Staatsanwaltschaft verzichteten gestern auf eine Pressekonferenz und beließen es bei einer gemeinsamen Erklärung. Von „Westwind“-Erfolgen wird sicher bald wieder die Rede sein. Mehrere Tatverdächtige haben angekündigt, ebenfalls Aussagen machen zu wollen. Was das heißt, zeigt ein junger Mann aus Rothenburg. Als er plauderte, hatten die Ermittler auf einen Schlag 30 neue Verdächtige, von denen gegen 13 Haftbefehle ergingen.

Manfred Blendinger

Der Artikel erschien erstmals am 19. Februar 2022 in der FLZ

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