Cellistin Nectaria Delgadillo: Erfolg ist nicht alles, was zählt | FLZ.de

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Veröffentlicht am 22.08.2022 00:00

Cellistin Nectaria Delgadillo: Erfolg ist nicht alles, was zählt

Das Cello ist Nectaria Delgadillos Leidenschaft. (Foto: Helena Makarenko)
Das Cello ist Nectaria Delgadillos Leidenschaft. (Foto: Helena Makarenko)
Das Cello ist Nectaria Delgadillos Leidenschaft. (Foto: Helena Makarenko)

Es ist dieser besondere Klang, der Nectaria Delgadillo direkt im Herz trifft, irgendetwas mit ihr macht. Zu ihrem Cello hat die 27-Jährige eine ganz besondere Verbindung. An der Kreismusikschule in Neustadt versucht sie, diese Liebe an Kinder und Erwachsene zu vermitteln.

Nectaria Delgadillo ist in den USA, genauer in Phoenix in Arizona aufgewachsen, stammt aus einer musikalischen Familie und lebt heute in Nürnberg. Ihre Großmutter hatte Klavier studiert. Jeden Abend vor dem Essen spielte sie für ihre Lieben, beispielsweise Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart, und sie tanzten dazu, erinnert sich die 27-Jährige.

Jedes ihrer Kinder sollte einen Sport ausüben und ein Instrument erlernen, so die Vorgabe von Nectaria Delgadillos Mutter. Ihre Schwester und ihr Bruder spielten bereits Streichinstrumente, das Cello war noch übrig. „Das klingt cool“, dachte sich die damals Neunjährige.

Stets unterstützt

Ihre Mutter habe sie stets unterstützt am Ball zu bleiben, auch wenn sie mal einen Durchhänger hatte. Delgadillo nahm Unterricht, spielte im Orchester ihrer High School mit, entschied sich beim Wahlfach jedes Jahr erneut für das Streichensemble und sammelte Erfahrungen beim Musizieren auf der Straße mit Freunden. Auch war sie Teil des Phoenix Youth Symphony Orchestras.

Ein Leben und eine Jugend rund um die Musik und das Cello. Nach der High School ging es für die heute 27-Jährige direkt zum Studieren: 2012 an die University of Northern Colorado für einen Bachelor of Music Degree in Instrumental Performance. „Die Lehrer dort hatten einen guten Einfluss“, sagt Delgadillo aus heutiger Sicht, ihre Liebe zum Instrument sei während dieser Zeit noch mehr gewachsen. Für den Master of Musical Arts in Cello Performance führte sie ihr Weg auch an die Texas Tech School of Music.

Doch das Cellospielen ist nicht die einzige Kunst, die Delgadillo fasziniert. Mittlerweile habe sie auch das Malen für sich entdeckt. Für Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei gestaltete sie beispielsweise mehrere Album-Cover. Ein Talent, über das sie sich erst spät bewusst wurde.

Seit drei Jahren in Deutschland

In Deutschland lebt die 27-Jährige seit drei Jahren. „Anfangs kannte ich niemanden“, neue Menschen kennenzulernen war schwierig, herrschte doch die Corona-Pandemie. Von Hundert auf Null – sowohl im sozialen als auch im musikalischen Bereich. Nicht einfach für Nectaria Delgadillo. Zum ersten Mal alleine in Europa sei sie vor dem Start ihres Masterstudiums gewesen, als sie in den Ferien nach Italien reiste, um dort auf einem Festival zu spielen. Es gefiel ihr.

Auch nach dem Abschluss ihrer Studien wollte sie noch weiter lernen, nahm mit verschiedenen Lehrerinnen in Deutschland und der Schweiz Kontakt auf, reiste so in einem Sommer von Süd- nach Norddeutschland, um Unterricht zu nehmen.Der Gedanke, in die Bundesrepublik zu ziehen, schlich sich ein, doch noch war sie der deutschen Sprache kaum mächtig. Also kam Nectaria Delgadillo im Jahr 2019 als Au-Pair nach Deutschland, bewarb sich später an verschiedenen Musikschulen, um Cello-Unterricht zu geben, Geld zu verdienen und überhaupt erstmal zu merken: Gefällt es mir hier überhaupt?

Mit Spaß Ehrgeiz entwickeln

Bis heute ist sie geblieben. Wichtig für die Cellistin war und ist es nach wie vor ein Netzwerk aufzubauen, neue Menschen kennenzulernen. Immer wieder tritt sie mit wechselnden Musikern auf, spielt beispielsweise als Gastcellistin im Jazz-Quartett Souvenir mit.

Mittlerweile unterrichtet die 27-Jährige neben der Kreismusikschule in Neustadt/Aisch auch in Würzburg, Neuenburg und gibt private Stunden. Der Unterricht selbst sei nicht das Hauptziel, sondern viel mehr einen „Charakterzug“ bei ihren Schülern zu bilden: Sich mit Spaß auf eine Sache zu konzentrieren, Ehrgeiz zu entwickeln und sich natürlich auch zu verbessern.

Jeder Schüler sei anders, Erfolg sei nicht immer das, was zähle. Nectaria Delgadillo will ein „positives Gefühl“ vermitteln. „Struktur ist wichtig, aber Verständnis auch.“ Der Schüler solle schließlich da sein wollen – vor allem ganz ohne jeglichen Druck.


Anna Franck
Anna Franck

Redakteurin in Bad Windsheim

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