Ansbach: OB Deffner über Projekte, Ziele und Herausforderungen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 11.11.2025 06:00

Ansbach: OB Deffner über Projekte, Ziele und Herausforderungen

OB Thomas Deffner (2. v. l.) besucht mit Christoph Albrecht, Leiter der Wirtschaftsförderung (links), informiert sich regelmäßig über die Situation in Ansbacher Betrieben, wo auch schon mal ein Hund für gute Stimmung sorgt. (Foto: Anna Beigel)
OB Thomas Deffner (2. v. l.) besucht mit Christoph Albrecht, Leiter der Wirtschaftsförderung (links), informiert sich regelmäßig über die Situation in Ansbacher Betrieben, wo auch schon mal ein Hund für gute Stimmung sorgt. (Foto: Anna Beigel)
OB Thomas Deffner (2. v. l.) besucht mit Christoph Albrecht, Leiter der Wirtschaftsförderung (links), informiert sich regelmäßig über die Situation in Ansbacher Betrieben, wo auch schon mal ein Hund für gute Stimmung sorgt. (Foto: Anna Beigel)

Unsere FLZ-Wirtschaftsbeilage geht in die nächste Runde! In der aktuellen Ausgabe berichten wir über starke lokale Firmen, Städte und Gemeinden. Den Anfang macht Ansbachs OB Thomas Deffner zu Projekten, Chancen und Herausforderungen der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt.

Herr Oberbürgermeister Deffner, wie steht Ansbach wirtschaftlich aktuell da?

Thomas Deffner: Ansbach ist ein stabiler und attraktiver Standort, trotz der vielen Herausforderungen –das zeigen auch die Zahlen. Im Prognos Zukunftsatlas, der die Zukunftsperspektive von Städten untersucht, belegen wir Rang 51 von 400 unter-suchten Städten und Landkreisen. Seit 2013 haben wir uns um rund 30 Plätze verbessert. Besonders stolz sind wir auf unsere Handelszentralität: Laut Nielsen GfK liegen wir deutschlandweit auf Platz 7 der attraktivsten Einzelhandelsstandorte. Das spricht für unsere Innenstadt und die Kaufkraft.

Wie wirkt sich die demografische Entwicklung auf die Stadt aus?

Deffner: Als Oberzentrum von Westmittelfranken haben wir seit Jahren eine stabile Bevölkerungsentwicklung. Die Zahl der Arbeitsplätze ist seit 2005 um 6.000 gestiegen –bei knapp 41.000 Einwohnern haben wir rund 30.000 Arbeitsplätze. Außerdem haben wir einen Pendlerüberschuss von über 12.000. Allerdings deutet dies seit Corona nicht mehr, dass diese Menschen auch jeden Tag nach Ansbach kommen, das Pendlerverhalten hat sich verändert: Viele arbeiten im Homeoffice, oft sogar bundesweit, für Unternehmen in Ansbach.

Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage in den Unternehmen?

Deffner: Die konjunkturelle Lage macht auch vor Ansbach nicht halt. Besonders im Handel, in der Bauwirtschaft und im Handwerk spüren wir eine Eintrübung. Leider erleben wir im Bereich der Automobilwirtschaft aktuell eine wirkliche Krise. Wir beobachten, wie Unternehmen in neue Markt- und Geschäftsfelder investieren und ihre Abhängigkeit von der Automobilwirtschaft reduzieren. Gleichzeitig beobachten wir nach wie vor Unternehmen, die sehr erfolgreich am Markt agieren und weiterhin über gute Geschäftsentwicklungen berichten.

Wie sieht es mit verfügbaren Gewerbeflächen in Ansbach aus – können sich Unternehmen hier noch ansiedeln oder erweitern?

Deffner: Ja, definitiv. Im Gewerbepark Ansbach-West können wir Unternehmen, die Wachstumsbedarf haben, noch Grundstücksflächen bis zu 5.000 Quadratmeter an-bieten. Das ist besonders für ortsansässige Betriebe interessant, die expandieren möchten, aber auch für neue Unternehmen, die Ansbach als Standort ins Auge fassen. Wir achten dabei auf eine nachhaltige Entwicklung und eine gute Mischung aus Branchen. Zudem steht im Gewerbegebiet Brodswinden noch eine größere Fläche zur Verfügung. Wenn Nachfragen kommen, sind wir bereit, sie zu bedienen.

Und wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus?

Deffner: Die Zahl der Arbeitslosen ist in diesem Jahr, wie überall, gestiegen, was die wirtschaftliche Lage widerspiegelt. Dennoch suchen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Dies konnte man auch bei der diesjährigen Ausbildungsstellenbörse sehen. Sie war ein voller Erfolg – mit Rekordbeteiligung auf Unternehmensseite.

Welche Rolle spielt die Hochschule Ansbach in diesem Kontext?

Deffner: Eine sehr zentrale. Die Hochschule wächst kontinuierlich und zählt mittlerweile über 4000 Studierende, zum Semesterstart waren es rund 1200 neue Erstsemesterstudierende, trotz fehlendem Abiturjahrgang in Bayern aufgrund der Umstellung auf G9. In Rankings belegt die Ansbacher Hochschule Spitzenplätze – Platz 15 von 102 Hochschulen laut Studierendenbefragung. Toll ist auch die Zusammenarbeit mit der Stadt: Es gibt regelmäßige Abstimmungen mit der Hochschulleitung, gemeinsame Projekte und vor einigen Monaten ist die Gründungsberatung ins ANsWERK eingezogen. Hier ist ein echter Gründungshub für Ansbach entstanden.

Was tut sich im ANsWERK konkret?

Deffner: Im Digitalen Gründerzentrum ANsWERK tut sich viel. Wir haben neue Räumlichkeiten, eine neue Netzwerkmanagerin und analysieren bestehende Angebote. Dazu zählen unter anderem kleinere Formate wie ANsWERK Connect, welches wiederbelebt werden soll. Ich denke hier aber auch an neue Formate. Wir wollen Wissensvermittlung rund ums Gründen etablieren. Die Nachfrage ist groß – neue Unternehmen und Teams interessieren sich bereits für die Räume.

Zuletzt konnten wir den Verein FabLab begrüßen. Das FabLab bietet Angebote für alle, die den Umgang mit Elektronik und Geräten zum Erschaffen von konkreten Dingen erlernen wollen. Besonders freut es mich, dass sich diese sowohl an Technik-Profis als auch an absolute Einsteiger wenden und jede Altersgruppe ansprechen – egal ob Kind oder Senior. Die junge Generation haben wir auch bei der Zusammenarbeit mit Schulen im Blick, hier ist das ANsWERK bereits sehr aktiv.

Wie entwickelt sich die Innenstadt?

Deffner: Wir setzen auf Aufenthaltsqualität und pragmatische Lösungen. Kleine Maß-nahmen werden unbürokratisch ausprobiert, zum Beispiel im Rahmen der Citywerkstatt Ansbach, gemeinsam mit der IHK Ansbach und weiteren Akteuren. Ich denke hier beispielsweise an die Ansbach-Buchstaben, die dank der Firma Guttendörfer mit einem Herz erweitert wurden oder eine Wassersprühanlage, die wir an heißen Tagen vor dem Rathaus aufgestellt hatten.

Diese Projekte zeigen, dass Initiativen aus der Citywerkstatt Ansbach mit den verschiedenen Akteuren etwas in der Innenstadt voranbringen. Wichtig ist uns zudem der Dialog mit Eigentümern und Einzelhändlern. Dank des neuen Ladenschlussgesetzes können lange Einkaufsnächte nun auch ohne Anlass stattfinden – das stärkt den lokalen Handel. Verkaufsoffene Sonntage können weiterhin nur unter besonderen Umständen stattfinden. Exemplarisch möchte ich hier Brodswinden nennen, wo rund um die Messe „Nature & Family“ eine Sonntagsöffnung möglich ist.

Für die Eigentümer von Innenstadtimmobilien haben wir ein eigenes Format entwickelt, die Veranstaltungsreihe „Eigentümerdialog“. Diese ist im Juli gestartet und wird noch im Jahr 2025 mit einer weiteren Veranstaltung fortgesetzt. Ziel ist es, die Eigentümer bei Fragen, wie, wie groß ist der Sanierungsbedarf, welche Nutzungsperspektiven habe ich und was muss ich tun, um die Immobilie auch in Zukunft ertragreich nutzen zu können. Neue Perspektiven für die Altstadt können so entstehen. Auch freue ich mich sehr darüber, dass sich ein Kreis von Händlern in der Altstadt gebildet hat und nun eigenständige Aktionen organisiert.

Gibt es konkrete Verbesserungen für Pendler und Touristen?

Deffner: Ja. Wir haben die Radabstellanlagen am Bahnhof erneuert und die Anzahl verdoppelt und auch in der Innenstadt wurden an einigen Stellen noch weitere aufgebaut. Zudem besteht für Autofahrer, die mit dem Auto nach Ansbach pendeln oder die Bahnverbindungen ab dem Bahnhof nutzen wollen, die Möglichkeit, für den innenstadtnahen Parkplatz in der Feuerbachstraße Monatstickets oder Jahrestickets zu lösen.

Für Touristen wurde unser Fahrradwegenetz besser beschildert, mit der Citywerkstatt Willkommensschilder für Radler aufgestellt und der Wohnmobilstellplatz hat sich zu einem sehr gut frequentierten Angebot entwickelt. Ansbach wurde zudem erneut als Genussort prämiert – das freut uns sehr. Das frisch sanierte Herrieder Tor kann künftig wieder besichtigt werden. Es freut mich sehr, dass wir das Tor unseren Gästen von außen und innen präsentieren können. Zudem werden wir auch in Zukunft viele Gäste mit Veranstaltungen nach Ansbach locken.

Das junge Publikum steht zunehmend im Fokus, was wir in diesem Jahr mit dem Graffiti Festival „Urban Impressions“, DJ Zonen beim Ansbacher Altstadtfest und dem Jazzfestival im Herbst mit Workshopformaten in den Schulen sehr gut erreicht haben. Die Ansbacher Hotellerie und Gastronomie setzen wir gezielt bei Kampagnen des Tourismusverbandes Franken in Szene, so z.B. „Genuss Erlebnisse“ oder„Musikzauber Franken“, wo wir Ansbacher Spezialitäten und veranstaltungsgebundene Pauschalen kommunizieren. Die neue touristische Website der Stadt Ansbach sowie die verstärkte Arbeit in der Social Media Kommunikation vergrößern die überregionale Reichweite und Präsenz auch von kleineren Betrieben, z.B. „Jazzd bei uns“ in der Ansbacher Gastronomie im Rahmen des Festivals Jazzarise.

Welche Veranstaltungen sind geplant, um das Stadtleben zu beleben?

Deffner: Wir haben ein neues Konzept für das Frühlingsfest, welches auch im Jahr 2026 umgesetzt werden soll. Zudem setzen wir auf mehrtägige Events, sowohl städtisch als auch privat organisiert. Ich denke hier natürlich an unser beliebtes Altstadtfest, „Die Ziegenwiese“ oder das Weinfest, welches mittlerweile auch schon fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders ist. Zudem dürfen wir uns 2026 auch wieder auf das Ansbach Open und die Grüne Nacht freuen. Die Kulturstrategie setzt die Stärkung des Kulturangebotes für die Zukunft in Gang – so steht auch die kulturelle Bildung gemeinsam mit den Ansbacher Schulen auf dem Programm. Das Retti-Palais öffnet seine Türen und wird damit unsere Sehenswürdigkeiten um ein barockes Juwel bereichern.

Ein attraktives Umfeld ist auch für Familien wichtig. Wie steht es um die Kinderbetreuung in Ansbach?

Deffner: Wir haben in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert – und das zahlt sich jetzt aus. Erstmals zum Start des neuen Kindergartenjahres im September konnten wir allen Kindern einen Platz anbieten. Es gibt keine Wartelisten mehr. Das ist ein Meilenstein für unsere Stadt und unterscheidet uns deutlich positiv von anderen Städten. Auch unser Angebot für die Mittags- und Hausaufgabenbetreuung wird sehr gut angenommen. Diese Entwicklung zeigt, dass unsere Maßnahmen greifen. Wir wissen, wie wichtig verlässliche Betreuung für Familien und berufstätige Eltern ist –und wir werden auch künftig weiter in Qualität und Kapazitäten investieren.

Wie machen Sie Ansbach fit für die Zukunft?

Deffner: Hier möchte ich nur auf ein paar Punkte eingehen. Wir haben die kommunale Wärmeplanung an die Stadtwerke vergeben. Bürger wurden über einen Bürgerrat aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden. Und unsere Verwaltung wird digitaler: Ummeldungen können jetzt komplett online erledigt werden, inklusive Passfotoanpassung. Das spart Zeit und macht uns moderner. Zudem treiben wir die Entwicklung des Neubaugebietes Weinbergplateau II entschieden voran und investieren in das Ganztagesangebot an Ansbacher Grundschulen. Und auch für den Klinikverbund ANregiomed konnten wir einen Kompromiss zur Zukunft der Standtorte im Verwaltungsrat finden.

Info: Stadt Ansbach/C. Treffer

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