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Veröffentlicht am 07.02.2022 15:39

Zwei Banken teilen sich einen Automaten

Noch ist der Bildschirm dunkel. Doch ab Freitag könnenKunden der Sparkasse und der VR-Bank an diesem neuen Automaten am Dombühler Bahnhof gebührenfrei Bargeld ziehen.  (Foto: Wolfgang Grebenhof)
Noch ist der Bildschirm dunkel. Doch ab Freitag könnenKunden der Sparkasse und der VR-Bank an diesem neuen Automaten am Dombühler Bahnhof gebührenfrei Bargeld ziehen. (Foto: Wolfgang Grebenhof)
Noch ist der Bildschirm dunkel. Doch ab Freitag könnenKunden der Sparkasse und der VR-Bank an diesem neuen Automaten am Dombühler Bahnhof gebührenfrei Bargeld ziehen. (Foto: Wolfgang Grebenhof)

Gemeinsame Sache machen die Sparkasse Ansbach und die VR-Bank Mittelfranken West eG in Dombühl: In der 1750-Einwohner-Gemeinde betreiben die Geldinstitute künftig zusammen einen Bargeldautomaten. Das andernorts schon länger praktizierte Modell hat im Landkreis Ansbach Premiere, könnte aber bald auch hier Schule machen.

Der kriminellen Energie eines bis heute nicht gefassten Quartetts ist es zu verdanken, dass die beiden Banken in dem Dorf im Westen des Landkreises schon seit Jahresbeginn kooperieren. An Weihnachten 2020 sprengten die Räuber, zu denen der Polizei weiterhin eine heiße Spur fehlt, den Geldautomaten der Dombühler Filiale der VR-Bank und plünderten ihn.

Die benachbarte Sparkasse half unbürokratisch aus: Seither dürfen VR-Kunden dort gebührenfrei Banknoten ziehen. Dass es in Dombühl auf Dauer einen gemeinsamen Automaten gibt, ist allerdings nicht das Verdienst des Sprengkommandos. „Das hat nichts miteinander zu tun“, betont Sparkassen-Vorstandsmitglied Dieter Mai: „Das hatten wir sowieso geplant.“ Erste Gespräche lägen bereits über ein Jahr zurück.

„Wir tun den Kunden einen Gefallen“

Der Hintergrund: Die Banken stehen unter „enormem Kostendruck“, erklärt Janina Langohr, Marketing-Leiterin bei der VR-Bank. Gerade in kleineren Gemeinden seien Geldautomaten „nicht rentabel“, fügt Mai hinzu – und präzisiert: Bis zu 85 000 Transaktionen schaffe ein Scheine-Spender pro Jahr. Doch an Standorten „in der Fläche“ komme man gerade mal auf 7000 bis 30 000 Auszahlungen. Deshalb habe es Sinn, dass sich Banken zusammentun und so die Kosten für einen Automaten halbieren. Langohr: „Wir wollen ja weiter für unsere Kunden vor Ort da sein.“ Und Mai: „Wir tun den regionalen Kunden einen Gefallen.“

In Dombühl heißt das konkret: Die beiden Filialen mitten im Ort schließen. Dafür gibt es am etwas abseits gelegenen Bahnhof, wo eben erst ein Dorfladen und ein Café entstanden sind, ab kommenden Freitag einen neuen, gemeinsamen Geldspucker.

Betrieben wird er von der Sparkasse, die VR-Bank zahlt für die Mit-Nutzung durch ihre Kunden eine Pauschale. „Und beim nächsten Mal machen wir es andersrum, dann gleicht sich das wieder aus“, sagt Dieter Mai – und blickt damit in die Zukunft: „Das wird nicht der letzte Automat sein, den wir gemeinsam betreiben.“ Man sei gerade dabei, geeignete Standorte für dieses Modell zu ermitteln. Auch von Seiten der VR-Bank bestehe daran großes Interesse, so Janina Langohr: „Wenn sich das bewährt, geht es weiter.“

Schließlich ist es mit den reinen Anschaffungskosten für die Geräte, die Mai mit 20 000 bis 30 000 Euro beziffert, nicht getan. Teuer seien der Anschluss und der Unterhalt. Bevor man den Standort eines ausmusterungsreifen Banknotenspenders wegrationalisiert, sucht man lieber den Schulterschluss mit dem Mitbewerber – und sorgt so dafür, dass das Cash-Service-Netz nicht noch löchriger wird.

Wolfgang Grebenhof

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