Studentenbuden sind in Ansbach Mangelware | FLZ.de

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Veröffentlicht am 30.12.2022 08:48

Studentenbuden sind in Ansbach Mangelware

In Ansbach gestaltet sich die Suche nach bezahlbarem Wohnraum für Studierende oft schwierig.  (Foto: Jim Albright)
In Ansbach gestaltet sich die Suche nach bezahlbarem Wohnraum für Studierende oft schwierig. (Foto: Jim Albright)
In Ansbach gestaltet sich die Suche nach bezahlbarem Wohnraum für Studierende oft schwierig. (Foto: Jim Albright)

Maria Siepmann von der Studierendenvertretung der Hochschule Ansbach schlägt Alarm, weil sich die Situation immer mehr zuspitze. „Dieses Jahr haben wieder etliche Erstis keinen bezahlbaren Wohnraum in Ansbach gefunden“, sagt die 24-Jährige. Sie studiert Ressortjournalismus und ist vor einem Jahr von Osnabrück nach Ansbach gekommen. Zwei Monate hat sie sich nach einer bezahlbaren Wohnung umsehen müssen, ehe ihr ein Wohnheimzimmer eines privaten Anbieters zugesagt worden ist. „Dabei hatte ich noch Glück, dass ich von so weit her nach Ansbach gezogen bin. Ich wurde deswegen bei der Zimmervergabe priorisiert“, erläutert sie.

Regelmäßig werde die Studierendenvertretung von Studierenden angesprochen und um Hilfe bei der Suche nach bezahlbaren Wohnungen gebeten. „Wir können aber nicht mehr machen, als dem Thema Aufmerksamkeit zu verschaffen“, sagt Maria Siepmann.

Zugespitzt habe sich die Situation als im Wintersemester 2020 der Studiengang Angewandte Wirtschafts- und Medienpsychologie (AWM) eingeführt worden ist. „Er war nicht beschränkt und somit kamen mit einem Schlag an die 400 Erstis zusätzlich nach Ansbach“, erzählt die 24-Jährige.

Michael Lang, dem Pressesprecher, der Hochschule, sind in Ansbach als günstige Unterkünfte das Wohnheim des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg am Nordgelände der Hochschule, das Wohnheim des Evangelischen Siedlungswerks in der Hölderlinstraße, die Einrichtung in der Schwabedastraße, das Augustiner-Wohnheim und diverse Komplexe mit mehreren Wohneinheiten in direkter Nähe zur Hochschule bekannt. Doch die Wohnheimplätze reichen laut Maria Siepmann nicht aus. Und auch nicht die bezahlbaren Unterkünfte privater Vermieter in der Stadt. „Viele Vermieter größerer Wohnungen wollen diese nicht an Studenten vergeben“, weiß die 24-Jährige. Neue Wohngemeinschaften zu gründen, sei in Ansbach schwer.

Kein Semesterticket, hohe Spritpreise

Daher müssen etliche Studenten außerhalb unterkommen und pendeln. Doch das ist angesichts der derzeitigen Spritpreise und mangels Semesterticket teuer.

Max Rothenhöfer kann ein Lied davon singen. Der 29-Jährige stammt aus Fürth und sucht seit Juli vergeblich eine Wohnung in Ansbach. Bevor er im Sommer sein Studium des Ressortjournalismus in Ansbach aufgenommen hat, hat er zehn Jahre gearbeitet und dadurch etwas Geld gespart. Seine Schmerzgrenze für eine Ein-Zimmer-Wohnung in Ansbach liegt bei 600 Euro warm. In eine WG will er nicht ziehen. Damit habe er schlechte Erfahrungen gemacht, sagt der junge Mann.

„Ich habe zig Bewerbungen für Wohnungen in Ansbach geschrieben und auch tatsächlich viele besichtigt“, erzählt er. Aber danach habe er von den meisten Vermietern nie wieder etwas gehört und selbst auf Nachfrage keine Antworten mehr erhalten. Er ist frustriert. Denn so muss er von Fürth aus täglich fast 50 Kilometer einfach zu seinen Vorlesungen in Ansbach pendeln. Ein eigenes Auto hat er nicht. Somit bleibt ihm nichts anderes übrig als monatlich 197 Euro für ein Ticket des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) zu zahlen. Er würde gerne in Ansbach wohnen und sich das Geld und die Zeit, die die Pendelei kostet, sparen.

Maria Siepmann kennt viele junge Frauen und Männer, die in Ansbach studieren und in ihrer Verzweiflung schlussendlich nach Nürnberg ziehen, wo es mehr günstigen Wohnraum gebe, und von dort aus pendeln.

Zimmervergabe bei der Einschreibung

Doch warum können Studierende der Hochschule Ansbach nicht wenigstens von einem vergünstigten Semesterticket für öffentliche Verkehrsmittel profitieren? Lang erläutert, bei einer Umfrage unter den Studierenden vor einigen Jahren sei ein Semesterticket mehrheitlich abgelehnt worden. Im Sommersemester 2022 seien die Studierenden erneut befragt worden und hätten zum Großteil Interesse an einem Semesterticket bekundet. Daher seien Verhandlungen mit dem VGN aufgenommen worden und es liege auch schon ein Angebot vor. „Über dieses müsste die Studierendenschaft erneut abstimmen“, sagt Lang. Allerdings werde mit dem 49-Euro-Ticket ein vermutlich deutlich attraktiveres und preislich vergleichbares Angebot ab April 2023 erwartet. Das werde die Ausgangssituation grundlegend ändern.

In Neuendettelsau, dem Standort der Augustana-Hochschule, gibt es nach Angaben des Studierendenpfarrers Dr. Janning Hoenen derzeit genügend Studentenzimmer. „Wir haben auf dem Campus drei große Wohnheime und weitere kleinere Wohneinheiten. Insgesamt können hier 100 Studierende wohnen“, lässt er wissen. Außerdem gebe es einige WGs, die über die Hochschule vermietet werden. Darin finden nochmals bis zu 25 Studierende Platz. Nur ganz wenige Studierende hätten eine private Unterkunft in Neuendettelsau, weiß Hoenen.

Die Zimmervergabe sei mit der Immatrikulation verknüpft, niemand müsse selbst suchen. Die meisten Zimmer haben Dusche und WC auf dem Gang und kosten nach Auskunft des Studierendenpfarrers 130 bis 170 Euro warm im Monat. Dazu komme ein monatlicher Heizkostenzuschlag von 35 Euro. „Was das Wohnen betrifft, so herrschen in Neuendettelsau ziemlich paradiesische Zustände“, stellt Hoenen klar.

Auch in Triesdorf sei die Wohnungslage für Studenten „relativ entspannt“, sagt Matthias Beck von der Campusverwaltung der örtlichen Hochschule, an der rund 2100 Männer und Frauen eingeschrieben sind. Das sei vor allem auf den Bau mehrerer privat geführter Wohnheime in Weidenbach und Umgebung und eine generelle Angebotsausweitung durch private Vermieter zurückzuführen. Bei ihm seien noch keine Studenten aufgeschlagen, die keine Unterkunft finden. Die Zimmerpreise seien bei Kaltmieten ab 220 Euro moderat.


Kristina Schmidl
Kristina Schmidl
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