Zeekr X und Volvo EX30 nehmen die Auto-Elite in die Zange | FLZ.de

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Veröffentlicht am 21.11.2023 04:19

Zeekr X und Volvo EX30 nehmen die Auto-Elite in die Zange

Neue Zeiten, neue Namen: An Konzernnamen wie Geely oder Marken wie Zeekr müssen sich der ein oder die andere sicher erst noch gewöhnen. (Foto: Zeekr/dpa-tmn)
Neue Zeiten, neue Namen: An Konzernnamen wie Geely oder Marken wie Zeekr müssen sich der ein oder die andere sicher erst noch gewöhnen. (Foto: Zeekr/dpa-tmn)
Neue Zeiten, neue Namen: An Konzernnamen wie Geely oder Marken wie Zeekr müssen sich der ein oder die andere sicher erst noch gewöhnen. (Foto: Zeekr/dpa-tmn)

Die deutsche Auto-Elite bekommt nun auch am unteren Ende ihrer Palette Konkurrenz aus China. Nachdem Nio & Co bislang vor allem in der Oberklasse angegriffen haben, zeigt der Geely-Konzern nun ein weiteres Mal, wie noble Elektroautos für Einsteiger aussehen können.

Denn ein gutes Jahr nach dem kompakten Smart #1 (als Joint Venture mit Mercedes) bringen die Chinesen auf der gleichen Basis noch den Zeekr X und den Volvo EX30 hinterher.

Deutlich kürzer als 4,30 Meter und im besten Fall nicht einmal 40 000 Euro teuer, dafür aber nobel und gut ausgestattet sowie mit alltagstauglicher Technik: So füllen sie damit eine Lücke, die unter Mercedes EQA, BMW iX1 und Audi Q4 e-tron klafft.

Eine Plattform für drei unterschiedliche Autos

Beide Neulinge nutzen die gleiche Plattform, die auch schon den Smart trägt. Allerdings sind die Modelle unterschiedlich konfiguriert. Weil der Volvo mit 36 690 Euro der billigste ist in der Familie, reicht es beim Einstiegsmodell dort nur für einen 51 kWh großen Akku für 344 Kilometer und einen Heckmotor mit 200 kW/272 PS.

Zeekr (sprich: „Sieker“) steigt dagegen oben ein und bietet den X für 44 490 Euro mit einem 69-kWh-Akku. Das langt bei der Version mit Heckantrieb für 445 Kilometer. Das gleiche Paket gibt es bei Volvo für 41 790 Euro.

Beide Modelle gibt's auch mit dem großem Akku und einem 315 kW/428 PS starken Allradantrieb zu kaufen: Für 49 490 Euro (Zeekr) und 48 490 Euro (Volvo).

Gemütlich oder verbindlich - so unterschiedlich fahren die beiden

Stark und schnell sind beide Stromer. Immerhin lassen sie mit bestenfalls 3,8 Sekunden Beschleunigung von 0 auf 100 km/h so manchen klassischen Sportwagen stehen. Und für ein E-Auto sind 180 km/h Spitze auch nicht schlecht.

Doch die Auslegung der beiden Autos ist ganz unterschiedlich. Wo der Zeekr gediegen und komfortabel fährt - also wie in der alten Welt eher ein Mercedes -, da will der Volvo präzise sein, vorhersehbar und ein bisschen strammer und sportlicher. Wie ein Audi also, um im Bild zu bleiben. Wie passend, dass der Smart als drittes und wildestes Mitglied der Familie dann am ehesten BMW ins Visier nimmt.

Nur beim Laden schwächeln die Newcomer: Zwar bieten sie wie alle bis zu 22 kW Leistung am Wechselstrom, sind aber am Gleichstrom auf bestenfalls 153 kW limitiert. Da sind mittlerweile selbst manche Volumenhersteller in niedrigeren Preissegmenten besser. Aber ohne echte Konkurrenz in seiner Klasse hat Geely da natürlich auch keinen Druck.

Nordisch nüchtern oder schillernd elegant

Auch im Aufbau unterscheiden sich Zeekr und Volvo - nicht nur, weil der X mit 4,43 Metern 20 Zentimeter länger ist als der EX30 und auf der Rückbank entsprechend mehr Platz bietet.

Sondern wo der eine verspielt, schillernd und mit Details wie dem Leuchtenband oder den zackig geschnittenen Lichtern um Aufmerksamkeit heischt, gibt sich der andere nordisch nüchtern und ein bisschen kühl. Und innen geht es genau so weiter.

Der Zeekr will ein Schmuckkästchen sein, setzt auf nobles Material und auf eine kuschelige Ambientebeleuchtung, während der Volvo funktional sein will und vor allem nachhaltig.

Es gibt dort riesige Türtaschen, weil alle Lautsprecher in der Soundbar unter der Frontscheibe zusammengefasst sind. Es gibt eine multifunktionale Armlehne mit einer Schublade für Becher und eine Bodenklappe als Handygarage.

Dazu kommt eine Materialauswahl, die Recycling bewusst inszeniert: Von den Flachsfasern auf dem Armaturenbrett bis zum groben Kunststoffgranulat in den Türen. Und obwohl der Volvo das kleinere Auto ist, wirkt er zumindest in der ersten Reihe geräumiger und man sitzt etwas luftiger.

Viele praktische Details

Praktische Details haben dabei beide zu bieten - auf bisweilen ganz unterschiedliche Art - elektronisch verspielt bei Zeekr und findig beim Volvo: So lockt der X mit Computerspielen beim Laden, mit Karaoke und Video-Konferenzen und hat selbst außen ein kleines Display, auf dem man etwa den Ladestand ablesen kann.

Und beim Volvo entdeckt man irgendwann zum Beispiel die Grafik in der Schublade zwischen den Vordersitzen, in der Hinterbänkler ihren Krimskrams verstauen können - und schmunzelt über eine Waldlandschaft, aus der freundlich ein Elch grüßt.

Wieder beide haben einen Frunk. Also die elektrische Eigenheit in Form einer Ablage unter der Fronthaube, die bei den deutschen Herstellern noch immer nicht so recht angekommen ist. Der fasst zwar offiziell nur sieben Liter, schluckt aber trotzdem das Ladekabel und den üblichen Kleinkram.

Ein paar Besonderheiten irritieren

Aber es gibt auch ein paar Besonderheiten, an die man sich erst gewöhnen muss: Dass man Lenkrad und Spiegel beim Zeekr zum Beispiel nur über den Touchscreen einstellen kann, genau wie sich das Handschuhfach des Volvo nur über den Bildschirm öffnen lässt.

Und wer sonst auf den Tacho hinter dem Lenkrad geschaut hat, der starrt jetzt irritiert ins Leere. Denn um den Preis zu drücken, hat sich Volvo das Display gespart und alle Fahrdaten auf den Touchscreen verbannt.

Fazit: Zwei Kleine mit großem Potenzial

Na also, es geht doch. Mit dem Zeekr X und dem Volvo EX30 zeigt Geely, dass man auch in der Premium-Liga sehr wohl attraktive Einstiegsmodelle für die Generation E auf die Räder stellen kann. Und zwar mit Finesse, Charme und einer alltagstauglichen Technik. Und was Volvo mit Tradition und gewachsenen Händler-Strukturen am Vertrauen bietet, das kontert Zeekr mit dem Reiz des Neuen.

Das große Potenzial der beiden kleinen dabei nur auf die chinesische Herkunft zu schieben und damit die Lücke bei den Deutschen zu entschuldigen, wäre übrigens ein Fehler. Denn zumindest Volvo baut den EX30 nicht nur im Fernen Osten, sondern hat ihn auch nach Gent in ein europäisches Werk geholt.

Datenblatt: Volvo EX30 | Zeekr X

© dpa-infocom, dpa:231120-99-13978/2


Von dpa
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