Wanderung zur Biodiversität: Unscheinbare Faszinosa | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 14.06.2022 08:04

Wanderung zur Biodiversität: Unscheinbare Faszinosa

Richard Ittner (links) ließ unter anderem Landrat Helmut Weiß (rechts, mit Hirschkäfer auf der Hand) an seinem Fachwissen teilhaben. (Foto: Anna Beigel)
Richard Ittner (links) ließ unter anderem Landrat Helmut Weiß (rechts, mit Hirschkäfer auf der Hand) an seinem Fachwissen teilhaben. (Foto: Anna Beigel)
Richard Ittner (links) ließ unter anderem Landrat Helmut Weiß (rechts, mit Hirschkäfer auf der Hand) an seinem Fachwissen teilhaben. (Foto: Anna Beigel)

Der Landschaftspflegeverband und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises veranstalteten im Rahmen der „BayernTourNatur“ eine Wanderung unter dem Motto „Erlebe die Artenvielfalt von Mittelwald und Schafweide im Naturpark Steigerwald“. Teilnehmende entdeckten dabei seltene Pflanzen und Insekten.

Landrat Helmut Weiß lud zu der geführten Wanderung von etwa fünf Kilometern Strecke ein und zeigte sich in seiner Begrüßung erfreut über „so viele Naturbegeisterte und Interessierte“, die zusammengekommen waren. Knapp 30 Personen lernten unter der fachkundigen Anleitung von Hobby-Biologe Richard Ittner und Biologe Heinrich Beigel die artenreiche Vielfalt des Weigenheimer Mittelwaldes und der Schafweide bei Ulsenheim kennen. Auch der Markt Nordheimer Bürgermeister Harald Endreß war bei der Wanderung dieser Tage dabei.

Kleine Löcher, große Bedeutung

Direkt zu Beginn wies Richard Ittner an einem Weg auf kleine, fast unscheinbare Löcher im Boden hin, die von Laien gerne übersehen werden. Diese Löcher sind jedoch die tiefgelegenen Nester von Furchenbienen, die ausschließlich im Boden nisten. Der Weigenheimer Landwirt verdeutlichte, dass durch das Betonieren solcher Wege folglich die Nistmöglichkeiten mancher Insekten eingeschränkt würden.

Neben unscheinbaren Insekten durften die Teilnehmenden aber auch sehr auffällige, große Exemplare sehen – und am eigenen Leibe spüren. Gleich mehrere Hirschkäfer – sowohl tote als auch lebendige – waren auf dem Wanderweg zu finden. Auch Politiker Weiß zeigte sich interessiert und nahm ein totes Männchen auf seine Hand. Wie Ittner erklärte, leben die seltenen Käfer nur wenige Wochen in ihrem Endstadium.

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung waren die Orchideen. Unerwarteterweise entdeckten die Teilnehmenden vor Ort gleich vier verschiedene Arten. Die sogenannte Pyramidenorchis, eine Rote-Liste-Art, überraschte sogar die Experten. Wie Heinrich Beigel erklärte, war sie zuvor nur im Taubertal gewachsen. Es habe wohl „einer von Millionen Samen hierher auf geeigneten Boden gefunden“.

Nur eine Hand voll im Landkreis

Er schätzte diese seltene Art auf etwa eine Hand voll bekannter Vorkommen im gesamten Landkreis. Zwei davon würden in einem Uffenheimer Privatgarten stehen. Nur aufgrund der Tatsache, dass der aufmerksame Eigentümer „nicht jedes Wochenende mäht“, habe er „die tollsten Orchideen“, erklärte Beigel.

Ein wichtiges Anliegen war es den beiden Fachmännern Beigel und Ittner, zu betonen, dass die hohe Biodiversität geschützt werden müsse. So kritisierte Richard Ittner vor allem, dass die Streifen zwischen Weg und Acker oft zu früh gemulcht würden – und damit die Artenvielfalt in Gefahr wäre. „Die Leute wollen alles zu sauber haben“, erläuterte er. „Wenn da jetzt einer mit dem Mulchgerät kommt, dann ist alles tot.“ Denn beispielsweise Faltern würde das zu frühe Mulchen die Möglichkeit zur Eiablage nehmen.

Um den Erhalt von Orten mit hoher Biodiversität – wie dem Weigenheimer Mittelwald – zu fördern, stellt der Bayerische Naturschutzfonds für die insgesamt 60 Gebietsbetreuungen in der laufenden Förderperiode (2021 bis 2024) fast neun Millionen Euro zur Verfügung. So geht es aus einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hervor.


Anna Beigel
Anna Beigel

Nach dem Bachelor-Abschluss im Journalismus seit Juni 2023 Volontärin bei der FLZ

north