Viva Voce macht sich auf nach Veitshöchheim | FLZ.de

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Veröffentlicht am 04.02.2023 16:34

Viva Voce macht sich auf nach Veitshöchheim

Reist mit Filmmelodien in Veitshöchheim an: Viva Voce (von links), Bastian Hupfer, Andreas Kuch, David Lugert und Heiko Benjes.  (Foto: Cristopher Civitillo)
Reist mit Filmmelodien in Veitshöchheim an: Viva Voce (von links), Bastian Hupfer, Andreas Kuch, David Lugert und Heiko Benjes. (Foto: Cristopher Civitillo)
Reist mit Filmmelodien in Veitshöchheim an: Viva Voce (von links), Bastian Hupfer, Andreas Kuch, David Lugert und Heiko Benjes. (Foto: Cristopher Civitillo)

Bei der „Fastnacht in Franken“ sind sie fast schon alte Hasen: die Sänger von Viva Voce. Für ein paar Tage zieht jetzt die Ansbacher A-cappella-Band nach Veitshöchheim. Nächste Woche geht die heiße Probenphase los. Die Spannung steigt. Am Freitag bei der Livesendung soll ja alles rund laufen.

Die Voces sind nicht die einzigen Künstler aus Westmittelfranken. Auch wenn die komplette Besetzung der Kult-Sendung noch nicht bekannt ist, steht eines fest: Der Schillingsfürster Kabarettist Christoph Maulwird zum ersten Mal als Sitzungspräsident eine ganze Prunksitzung leiten – was nach seinem Debüt im vergangenen Jahr noch ein Debüt ist. Viva Voce hat das längst hinter sich. Die Gruppe singt zum vierten Mal bei der „Fastnacht in Franken“.

Wirkliche Narren sind die vier nicht. Heiko Benjes, der Mann mit dem Samtbass, kommt immerhin aus einer Fastnachtshochburg, aus dem Saarbrücker Stadtbezirk Dudweiler. Als Schüler hat er bei „M’r sin nit so!“, dem saarländischen Fernsehpendant zur „Fastnacht in Franken“, mitgeholfen. Er ist am Mischpult gestanden – „nur bei der Generalprobe“, erzählt er. 300 Mark hat er damals verdient. „Ende der Neunziger war das richtig viel Geld.“

Als Familienvater an Faschingstraditionen angeknüpft

David Lugert denkt als Weidenbacher bei Faschingshochburg hingegen an Ornbau. „Meine Tochter tanzt Garde, tatsächlich“, erzählt der Tenor. „Jetzt als Familienvater bin ich dann doch ein bisschen in die Faschingstradition gehüpft.“

Dass Viva Voce bei der „Fastnacht in Franken“ dabei ist, darauf sind die Voces durchaus stolz. Die Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken gilt seit Jahren als die erfolgreichste Sendung des BR Fernsehens. Kunststück: „Du hast wirklich von jedem so ziemlich das Beste, was es in Franken gibt“, sagt David Lugert.

Für jeden aus der Unterhaltungsbranche ist ein Auftritt in Veitshöchheim Gold wert. Die Prunksitzung, meint der Sänger, „ist ein Katapult für den Bekanntheitsgrad“. Er hat es selbst erlebt. „Ich habe im Sommer auf diversen Festen Leute getroffen, die mich angesprochen haben“, erzählt er mit einem Schmunzeln, „Leute, hier aus dem Landkreis Ansbach, die Viva Voce nicht gekannt haben, aber jetzt sagen: Dich kenne ich doch, du bist doch von dem Faschingszeug da.“

Um einen solchen Satz richtig einschätzen zu können, muss man wissen, dass Viva Voce seit 25 Jahren besteht. Über 2000 Konzerte haben die Voces gegeben, 20 Alben veröffentlicht, Dutzende Fernsehauftritte absolviert und stets vor vollen Sälen gespielt. „In Franken sind wir eigentlich fast immer ausverkauft“, schätzt David Lugert. Trotzdem, „Fastnacht in Franken“ macht selbst die Bekannten und Beliebten noch populärer – was auch die Politprominenz weiß; sie lacht daher gern in die Veitshöchheimer Fernsehkameras.

Debüt in Veitshöchheim kurz vor dem Lockdown

Viva Voce konnte bisher von diesem besonderen Popularitätsschub nicht allzu sehr profitieren. Die Gruppe gab ihr Fastnachtsdebüt vor drei Jahren – am 14. Februar 2020. Vier Wochen später fiel die Republik mit dem ersten Lockdown in Schockstarre. 2021 sangen die Voces vor leeren Reihen, 2022 vor ausgedünntem Publikum und Pappkameraden. Der vierte Auftritt nun in den Mainfrankensälen wird erst der zweite unter normalen Bedingungen sein.

Die Messlatte liegt hoch. Bastian Hupfer sagt es so: „Was man bei der Fastnacht abliefert, ist ein bisschen das Aushängeschild fürs ganze Jahr. Von daher ist wichtig, dass eine gewisse Qualität dahinter steht.“ Was auch heißt: Eine fade Nummer hängt einem nach.

Was Viva Voce dieses Jahr zum Besten gibt, wie sich die Sänger kostümieren – das ist noch geheim. Wie überhaupt bei dieser Sendung sehr vieles sehr lang ein gut gehütetes Geheimnis ist. Klar ist: „Halt mer zam“, der Corona-Solidaritäts-Song, 2021 extra als emotionaler Höhepunkt für die Sendung geschrieben, bleibt draußen. Was nicht gegen das Lied spricht, erklärt David Lugert, aber: „Die Leute verbinden es mit Corona, mit dieser schlimmen Zeit.“

Filmmelodien satirisch umgetextet

Was singen die Voces dann? So viel darf die Band herauslassen: Sie wird „bekannte Weltmelodien der Filmmusik neu interpretieren“. Aufgeführt haben die Voces dieses Medley noch nie. Gut zehn Minuten werden die drei Teile ergeben. Die Originalverse biegen dabei in Richtung Gegenwart ab. „Bissig“, findet Bastian Hupfer, dürften die Umtextungen ruhig genannt werden. In einer Nummer will David Lugert direkt Markus Söder ansingen – was selbst ihm, dem erfahrenen Bühnenprofi, ein bisschen Mut abverlangt.

So oder so werden die Voces am Freitag bei der Livesendung alles geben. David Lugert fällt ein Vergleich mit der Streif ein, der Skirennstrecke bei Kitzbühel. Sie gilt als eine der gefährlichsten Pisten der Welt. Wenn Skirennfahrer von der Herausforderung sprechen, die eine Abfahrt dort mit sich bringt, gehe es viel darum, „in diesem Moment da zu sein, nach vorn zu gehen und die Balance zu finden“. Das lässt sich für David Lugert auf die Bühne übertragen: „In dem Moment, wo du rausgehst, das richtige Maß zu finden, nicht zu überpacen, aber voll da zu sein. Das ist, glaube ich, die große Kunst.“


Thomas Wirth
Thomas Wirth

Redakteur im Ressort „Kultur“

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