Sprengstoff statt Gas | FLZ.de

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Veröffentlicht am 07.02.2022 22:02

Sprengstoff statt Gas

Massive Schäden verursachte die Sprengung eines Geldautomaten in Lichtenau.  (Foto: NEWS5 / Bauernfeind)
Massive Schäden verursachte die Sprengung eines Geldautomaten in Lichtenau. (Foto: NEWS5 / Bauernfeind)
Massive Schäden verursachte die Sprengung eines Geldautomaten in Lichtenau. (Foto: NEWS5 / Bauernfeind)

Die Täter nutzen vermehrt Festsprengstoff statt Gas. Darauf verwies das Landeskriminalamt in einer bayernweiten Bilanz zur Sprengung von Geldautomaten.

Mit Festsprengstoff war am Mittwoch, 26. Januar, auch ein Geldautomat der VR-Bank in Lichtenau attackiert worden. Ende 2020 hatte eine Bande in Dombühl dagegen Gas für ihren Coup verwendet. Bei Sprengungen mit Gas ermittelt die Kripo – hier die in Ansbach. Wird Festsprengstoff verwendet, ist dagegen das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) zuständig. Dies teilte gestern auf FLZ-Anfrage Aldo Verbole von der Pressestelle des BLKA mit.

Welcher Art war die Bombe, mit der am frühen Morgen ein Geldautomat in die Luft gejagt wurde, der sich in Lichtenau im Erdgeschoss eines Wohn- und Geschäftshauses befand? „Es handelt sich um einen selbst gebauten Sprengkörper, der sich derzeit noch zur genaueren Untersuchung im kriminaltechnischen Institut des BLKA befindet,“ so Aldo Verbole gestern zum Vorgehen der Täter.

Bei dem Raubzug wurde zwar niemand verletzt, doch es entstand ein Sachschaden von rund 125 000 Euro. Die Beute der unbekannten Täter betrug „mehrere tausend Euro“, teilte die Ansbacher Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier mit.

Sowohl im Falle von Dombühl als auch Lichtenau sind die Täter noch nicht gefasst. Im Hinblick auf die Sprengung eines Geldautomaten der VR-Bank in Dombühl in der Nacht zum 24. Dezember 2020 teilte gestern Mirjam Werner vom Polizeipräsidium Mittelfranken mit: „Es sind keine Hinweise eingegangen, die zu einer Ergreifung der Täter geführt hätten.“
Den seinerzeit entstandenen Sachschaden bezifferte die Polizeisprecherin auf Nachfrage auf rund 51 000 Euro. Zur Höhe der Beute wollte sie keine Angaben machen.

Keine Angaben zu Ermittlungen

Ähnlich schilderte BLKA-Sprecher Aldo Verbole den Sachstand zur Tat von Lichtenau. „Da laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Nähere Auskünfte kann ich derzeit nicht geben, um die Ermittlungen nicht zu gefährden“, betonte er.

Abgesehen von der Verwendung von Gas oder Festsprengstoff war die Vorgehensweise der Täter in Lichtenau und Dombühl sehr ähnlich. In Dombühl waren kurz vor 3 Uhr am 24. Dezember 2020 in der Einsatzzentrale der Polizei mehrere Notrufe eingegangen, nachdem Anwohner in der Frankenstraße bei der Sprengung des Geldautomaten durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen wurden.

Mehrere Zeugen konnten beobachten, wie insgesamt vier bislang unbekannte und vermummte Täter in eine Limousine einstiegen und mit hoher Geschwindigkeit davonfuhren. Der ohrenbetäubende Knall in Lichtenau war gegen 3.20 Uhr zu hören, und ein Zeuge sah wenig später noch, wie mehrere Täter mit einem dunklen Fahrzeug, vermutlich mit einem Audi, in Richtung der nicht weit entfernten Autobahn A6 davonbrausten.

Indes listete das BLKA für ganz Bayern die Taten auf. Die Gesamtbeute war stets beträchtlich. 2019 belief sich diese auf rund 900 000 Euro, wobei die Täter bei elf von 27 Coups an Geld in den Automaten kamen. 2020 machten die Unbekannten in 15 Fällen insgesamt rund 1,8 Millionen Euro Beute – neunmal gingen sie leer aus.

Im Jahr 2021 war die Gesamtbeute in zehn vollendeten Fällen etwas mehr als eine Million Euro – siebenmal flohen die Täter mit leeren Händen. Heuer wurden bayernweit bisher fünf Geldautomaten gesprengt. Viermal erbeuteten die Täter, so wie auch in Lichtenau, dabei Geld.

Kurt Güner

Der Artikel erschien erstmals am 8. Februar in der FLZ

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