Paukenschlag bei der Bahn: Österreicher kaufen Go-Ahead | FLZ.de

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Veröffentlicht am 12.10.2023 14:13

Paukenschlag bei der Bahn: Österreicher kaufen Go-Ahead

Die Privatbahn Go-Ahead betreibt unter anderem die Regionalzüge zwischen Würzburg, Ansbach und Treuchtlingen. (Foto: Thomas Schaller)
Die Privatbahn Go-Ahead betreibt unter anderem die Regionalzüge zwischen Würzburg, Ansbach und Treuchtlingen. (Foto: Thomas Schaller)
Die Privatbahn Go-Ahead betreibt unter anderem die Regionalzüge zwischen Würzburg, Ansbach und Treuchtlingen. (Foto: Thomas Schaller)

Große Überraschung auf der Schiene: Die Privatbahn Go-Ahead Deutschland bekommt einen neuen Besitzer. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben am Donnerstag einen Kaufvertrag unterschrieben, berichtet Go-Ahead in einer Pressemitteilung.

Das britische Privatunternehmen, das in der Region die Nahverkehrszüge auf den Strecken Nürnberg-Ansbach-Stuttgart und Würzburg-Ansbach-Treuchtlingen betreibt, wandert damit in die Hände der ehemaligen österreichischen Staatsbahn. Beide Firmen sprechen von einer „Zukunftspartnerschaft”. Go-Ahead soll als eigenständige Gesellschaft in der ÖBB erhalten bleiben.

Bis zur endgültigen Übernahme müssten „unter anderem noch wettbewerbsrechtliche Genehmigungen abgewartet werden”, heißt es. Über den Preis schweigen sich die Geschäftspartner aus.

Go-Ahead startete um Ansbach nicht gerade glücklich

Die Briten, die erst seit 2019 im deutschen Nahverkehr auf der Schiene aktiv waren, ziehen damit offensichtlich die Reißleine. Der Betrieb der in Ausschreibungen gewonnenen, durchaus großen Verkehrsnetze holperte immer wieder von Panne zu Panne.

In der Region sind seit Monaten zum Teil Ersatzzüge unterwegs, bestehend aus veralteten Waggons. Zuvor hatten Fahrzeugdefekte und Personalmangel reihenweise zu ausgefallenen Verbindungen geführt. Im Winter fuhr der Konzern zwischen Würzburg und Treuchtlingen über Wochen nur einen Not-Fahrplan, nachdem viele Fahrzeuge von Blitzeis beschädigt worden waren. Go-Ahead spricht selbst in einer weiteren Pressemitteilung auf Englisch von übersetzt „sehr herausfordernden Umständen” in den vergangenen Jahren.

Für die ÖBB wiederum ist Nahverkehr in Deutschland zwar kein Neuland, aber im Inneren der Republik dennoch ungewohntes Terrain. Bislang betreiben die Österreicher Regionalzüge im Grenzgebiet, hinzu kommen Fernzüge wie der „Railjet” und Schlafwagen-Garnituren als „Nightjet”.

Endlich der ersehnte Deutschland-Start für die ÖBB

Zuletzt hatten die ÖBB eine Ausschreibung der Regio-Verkehre zwischen München und Prag gewonnen, verloren den Zuschlag nach erfolgreichem Einspruch des unterlegenen Bieters jedoch wieder. Nun folgt also der Neustart im deutschen Gebiet auf anderem Weg. Die Verkehre von Go-Ahead böten die „ideale Möglichkeit für den Markteintritt”, heißt es vom Bahnkonzern.

„Das Ziel ist klar: wir wollen gemeinsam in Deutschland wachsen“, erklärt ÖBB-Personenverkehrs-Chefin Sabine Stock. „Go-Ahead Deutschland wird ihre bisherige Eigenständigkeit bewahren und gleichzeitig von der Expertise und dem Know-how der ÖBB-Personenverkehr AG profitieren.“

An Fahrplänen und Angeboten ändere sich damit nichts. Geschäftsführung und Management sollen bleiben.


Johannes Hirschlach
Johannes Hirschlach

Redakteur für Digitales

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