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Veröffentlicht am 23.12.2022 10:09

Mit dem Scooter zur Arbeit: Behinderung macht Frau zu schaffen

Mit diesem Elektromobil ist die 48-Jährige zu ihrer Arbeitsstelle unterwegs. Für etwa drei Kilometer braucht sie gut 40 Minuten. (Foto: Oliver Herbst)
Mit diesem Elektromobil ist die 48-Jährige zu ihrer Arbeitsstelle unterwegs. Für etwa drei Kilometer braucht sie gut 40 Minuten. (Foto: Oliver Herbst)
Mit diesem Elektromobil ist die 48-Jährige zu ihrer Arbeitsstelle unterwegs. Für etwa drei Kilometer braucht sie gut 40 Minuten. (Foto: Oliver Herbst)

Sie hat es vom Beginn ihres Lebens an nicht leicht gehabt. Eine Behinderung wirkt sich auf Hüfte, Beine und Arme einer 48-Jährigen aus. Um sich fortzubewegen, braucht sie Krücken oder ein Scooter-Elektromobil. Trotz aller Widrigkeiten ist ihr die Arbeit wichtig. Die Wünsche der Frau für das nahe Weihnachtsfest sind bescheiden.

Bis zu ihrem 21. Lebensjahr musste sich die Büromitarbeiterin immer wieder Operationen unterziehen. Sie sollten ihren Zustand verbessern, brachten den gewünschten Erfolg aber nicht. War das Gehen vor dem 13. Lebensjahr noch ohne Krücken möglich gewesen, musste sie sich fortan mit ihnen anfreunden – zunächst nur für weite, später auch für kurze Strecken.

ÖPNV ist mit Scooter nicht möglich

Den öffentlichen Personennahverkehr kann die 48-Jährige mit ihrem Scooter nicht nutzen. Um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen, begibt sie sich mit dem Elektromobil auf die Strecke. Für die ungefähr drei Kilometer in einen nahe gelegenen Ort benötigt sie mit dem sechs Stundenkilometer schnellen (oder langsamen) Gefährt gut 40 Minuten und muss zeitweise von Wegen auf die Straße wechseln.

Ihre Situation macht der allein lebenden Frau psychisch zu schaffen. Dank Geldern von Jobcenter und Rentenversicherung konnte sie den Führerschein erwerben und ein günstiges Auto anschaffen, wie sie sagt. Dieses bekam sie ein Dreivierteljahr nach dem Führerschein. Als sie sich dann hinters Lenkrad setzte, passierte ihr nach nur vier Tagen am Steuer ein kleiner Unfall.

Seither drehte sie den Zündschlüssel wegen Panikattacken nicht wieder um. Insgesamt betrachtet, fühlt sie sich aber bei ihrer Hausärztin und einer Neurologin, die sie jüngst fand, nach langer psychisch bedingter Leidensphase gut aufgehoben.

Dennoch fällt es der 48-Jährigen durch ihre Lebenssituation schwer, Arbeit zu finden. Derzeit hat sie im Rahmen einer Wiedereingliederung eine geförderte Beschäftigung – wobei die Förderung 2024 ausläuft. Damit ist unklar, wie lange das Arbeitsverhältnis noch läuft.

Leben am Existenzminimum

Mehr als fünf Stunden am Tag kann sie nicht tätig sein, wie sie erzählt. Obwohl sie berufstätig ist, bekommt sie monatlich nur etwas über 1000 Euro. Sie befinde sich am Existenzminimum, schildert sie freimütig. Die Miete in ihrer gemütlich eingerichteten Wohnung ist mit knapp 400 Euro warm recht günstig. Übrig bleibt trotzdem wenig.

Die materiellen Wünsche der Fränkin sind klein. In einer Reha merkte sie, wie wohl ihr eine gute Matratze und ein entsprechender Lattenrost tun. Für beides rechnet sie mit etwa 700 bis 800 Euro. Dies würde ihr helfen, findet sie. Sie plagen Schlafstörungen, eine Oberkörperhälfte ist nachts verspannt und schmerzt und die Beine schwellen an.

Wenn sie dagegen ausgeruht aufwacht, kommt sie ganz anders aus dem Bett, wie sie darlegt. Sie will auch fit für die Arbeit bleiben. „Nur daheim rumzuhocken, das bin ich nicht, das war ich noch nie.”

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Oliver Herbst
Oliver Herbst

... schreibt seit seinem 16. Lebensjahr für die Fränkische Landeszeitung. In über 30 Jahren lernte er dabei viele Menschen und ihre Geschichten kennen - von Burghaslach bis Mönchsroth und von Windsbach bis Schnelldorf. Seit 2014 gehört er zum Team der Lokalredaktion Ansbach.

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