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Veröffentlicht am 25.01.2022 06:30

Letzte Ruhe unter Bäumen

Blick über den oberen Teil des neueren Friedhofs zum alten Friedhof mit der Jodokuskapelle. Zusätzlich wünscht sich die Stadt nun noch eine Begräbnisstätte auf einem Waldgrundstück. (Foto: Andreas Reum)
Blick über den oberen Teil des neueren Friedhofs zum alten Friedhof mit der Jodokuskapelle. Zusätzlich wünscht sich die Stadt nun noch eine Begräbnisstätte auf einem Waldgrundstück. (Foto: Andreas Reum)
Blick über den oberen Teil des neueren Friedhofs zum alten Friedhof mit der Jodokuskapelle. Zusätzlich wünscht sich die Stadt nun noch eine Begräbnisstätte auf einem Waldgrundstück. (Foto: Andreas Reum)

In Scheinfeld soll ein Friedhof im Wald angelegt werden. Obwohl es derlei inzwischen bundesweit zuhauf gibt, wäre die Stadt im hiesigen Landkreis – auch wenn es andernorts schon diesbezügliche Überlegungen gab – die erste, hieß es am Montagabend bei der Ratssitzung.

Bislang handelt es sich nur um eine Absichtserklärung. Diese verabschiedete das Ratsgremium einstimmig. Über eine Zeitschiene für die Umsetzung war man sich noch nicht ganz im Klaren. Zunächst soll sich der Bauausschuss – voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung – mit der Standortfrage befassen.

Bürgermeister Claus Seifert verwies auf die gewandelte Bestattungskultur. Nicht einmal jede zweite Beerdigung sei heutzutage noch eine Sargbestattung. Auf dem seit längerem bestehenden Friedwald auf dem Schwanberg seien auch schon etliche Scheinfelder beigesetzt, merkte Seifert an. Das belege das Interesse an dieser Bestattungsform. Doch sei er nun erst einmal gespannt, welche Reaktionen aus der Bevölkerung auf die städtische Absichtserklärung folgen.

Einigkeit unter den drei Ratsfraktionen

Aus den drei Ratsfraktionen kam ausnahmslos Zustimmung. SPD-Sprecher Dominic Treuheit befand: „Die Zeit ist reif, dass wir das anbieten.“ Zu klären sei, ob ein Planer benötigt wird. Theo Schell fügte seitens der CSU an: „Wir stehen geschlossen dahinter.“ Und die ÜWG steht dem Vorhaben „grundsätzlich wohlwollend“ gegenüber, sagte Obmann Dr. Gerhard Heim.

Heim zweifelte jedoch, ob das Vorhaben in den kommenden zwei, drei Jahren umsetzbar ist. Man betrete „ein Stück weit Neuland“, da es die erste Bauleitplanung dieser Art im Landkreis“ sei. Seifert hielt die Planung für nicht so schwierig, zumal es andernorts Vorbilder gebe. Allerdings müsse zum Beispiel die betreffende Fläche auch aus der Jagd herausgenommen werden.

Bürgermeisterstellvertreter Klaus Luckert (CSU) hoffte angesichts der „Überschaubarkeit des Bauvorhabens“, dass die Umsetzung schneller geht, „auch wenn wir es nicht in der Hand haben“. Heim konterte: „Die Erfahrungen bei anderen Geschichten sind so, dass wir zurückhaltend sein sollten.“ Den Scheinfeldern sei vorerst zu raten: „Ihr müsst’s halt länger leben.“ Welche „Geschichten“ der ÜWG-Rat im Sinn hatte, blieb unausgesprochen; offenbar meinte er welche, bei denen es der Mitwirkung übergeordneter Behörden bedarf.

Neue Satzung kommt in der nächsten Sitzung

Die Waldbestattungen sollen jedenfalls bereits in die Friedhofssatzung aufgenommen werden. Deren Neufassung war schon für den April des vergangenen Jahres angekündigt, allerdings mehrmals verschoben worden. Inzwischen sei man aber „eigentlich so weit, dass wir sagen können, in der nächsten Sitzung legen wir das vor“, kündigte Seifert am Montag an.

Damit verbunden ist auch eine neue Gebührenordnung. Zur gewandelten Friedhofskultur gehörte für den Bürgermeister zum Beispiel auch, dass die Ansprüche an die Stadt in punkto Friedhofspflege gestiegen seien. Seifert deutete die anstehenden Preiserhöhungen mit einem Vergleich an: „Wer das schnellere Auto fahren will, muss das schnellere Auto bezahlen.“


Von Andreas Reum (a.reum@flz.de)
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