Jazztime Ansbach mit Leroy Jones und Uli Wunner's Jazz Creole | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.10.2023 09:21, aktualisiert am 29.11.2023 16:52

Jazztime Ansbach mit Leroy Jones und Uli Wunner's Jazz Creole

Subtil und virtuos: Leroy Jones bei der Jazztime Ansbach. (Foto: Thomas Wirth)
Subtil und virtuos: Leroy Jones bei der Jazztime Ansbach. (Foto: Thomas Wirth)
Subtil und virtuos: Leroy Jones bei der Jazztime Ansbach. (Foto: Thomas Wirth)

Eine andere Band hätte sich Walter L. Henne für seinen offiziellen Abschiedvon der Jazztime Ansbach auswählen können, aber eine bessere? Schwer vorstellbar. Die Wahl war sinnig. Sie war beziehungsreich. Uli Wunner’s Jazz Creole ist derzeit mit einem Gast aus New Orleans auf Tour: mit dem Trompeter Leroy Jones.

Groß war die Resonanz auf die Jazztime, die von der Stadt Ansbach in Zusammenarbeit mit der Fränkischen Landeszeitung und Radio 8 veranstaltet wird. Der Grüne Saal der Orangerie war ausverkauft. Ein paar kurzentschlossene Jazzfans mussten an der Kasse umdrehen. Wer einen Platz bekommen hatte, durfte sich auf eine Formation freuen, die New-Orleans-Feeling nicht nur imitierte, sondern lebt.

Jazzstandards vital interpretiert

„A Night in New Orleans“ heißt das Programm, mit dem das Sextett anreiste. Jazzstandards sind da natürlich Pflicht. Die Frage ist, was man daraus macht. Wie bewahrt man gute Traditionen, ihre Idee, ihre Energie? Die Antwort darauf hört man, wenn Leroy Jones zur Trompete greift, das Mundstück an die Lippen setzt und spielt.

„Keeper of the Flame“, wie Jazzfans ihn genannt haben, der Hüter der Flamme des traditionellen Jazz aus New Orleans spielt aus einer modernen Perspektive, kultiviert einen reinen, feinen Ton. Unfassbar mühelos, zart und leise kann er sich in höchste Lagen hinaufschwingen, improvisiert ebenso virtuos wie phantasievoll und elegant.

Entspannt und kollegial

Leroy Jones durchlüftet Standards wie „When My Dreamboat Comes Home“, „Indiana“, „Do You Know What It Means to Miss New Orleans?“ oder „The Saints“. Mit Uli Wunner an der Klarinette, Hank Braun an der Posaune, Thilo Wagner am E-Piano, Karel Algoed am Bass und Stephan Treutter am Schlagzeug hatte er fünf Erzjazzer zur Seite. So souverän und locker, so entspannt und kollegial musizierten sie miteinander, dass die Jazztime zum Rundum-Vergnügen wurde.

Die große Unbeschwertheit, sie war schon mit dem ersten Stück, mit Sam Morgans quicklebendigem „Bogalusa Strut“ eingekehrt – und schwang auch noch mit, als vom Abschied die Rede war, als Walter L. Henne nach der Pause dem Publikum eröffnete, dass er die Verantwortung für die Jazztime abgibt. Unsentimental, aber herzlich sprach und sang er davon.

Verdienste um die Jazzszene

Uli Wunner hatte zuvor Walter L. Hennes Engagement gewürdigt. Vor 50 Jahren habe er ihn beim Jazzfestival in Lugano kennengelernt: „Der junge Mann von damals hat wahnsinnig viel getan für die Jazzszene, nicht nur hier im Umland, sondern tatsächlich für ganz Deutschland, für ganz Europa.“

Hennes Entertainer-Qualitäten und seine markante Bass-Stimme waren noch einmal bei zwei Songs zu erleben. „Zum Abschied reich ich dir die Hände“ hatte er passend zur Jazztime umgetextet. „Let the Rest of the World Go By“ konnte man auch so auf die Reihe beziehen, wenn von einem Ort des Friedens und Freude die Rede ist. Bewegende Momente.

Jazztime auf Radio 8

„A Night in New Orleans“ zum Nachhören

Walter L. Henne, der auf Radio 8 das „Jazzhouse” moderiert, hat zwei Jazzhouse-Sendungen vorbereitet, die dem Konzert mit Leroy Jones und Uli Wunner's Jazz Creole gewidmet sind. „A Night in New Orleans“ wird in zwei Teilen gesendet an den Sonntagen, 3. und 10. Dezember, jeweils um 20 Uhr. Die Sendung am 17. Dezember widmet Walter L. Henne ausschließlich Hamburger Jazzbands – Henne stammt aus der Hansestadt.


    Thomas Wirth
    Thomas Wirth

    Redakteur im Ressort „Kultur“

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