Zwei Blitze, der Nachthimmel grell erleuchtet: Ein spektakuläres Phänomen konnten Menschen am Montagabend über Franken beobachten: Mutmaßlich ein Meteoroid zog seine Bahn durch die Atmosphäre und verglühte aufsehenerregend am Himmel.
„Ich war am Balkon und es war einfach plötzlich für eine ganz kurze Zeit unglaublich hell, wie ein riesiger Blitz ohne Gewitter”, berichtet etwa eine Anwohnerin, die das Geschehen vom Weinbergplateau in Ansbach aus wahrnahm. „Hatte mich schon gewundert, weil kein Donnergrollen zu hören war”, erzählt eine Augenzeugin aus Herrieden. „Ich bin so erschrocken”, sagt eine Anwohnerin aus Neuendettelsau.
Auch FLZ-Redakteure beobachteten den Vorgang und meldeten Sichtungen etwa aus Rothenburg und Feuchtwangen.
Ebenso bemerkt wurde der glühende Gesteinskörper in Uffenheim: Eine Social-Media-Nutzerin erkundigte sich in einer örtlichen Facebook-Gruppe nach den von ihr beobachteten Blitzen - was andere User dazu anregte, munter von „Feuerwerk in Kitzingen” bis hin zu Ufos und „grünen Männchen” zu spekulieren.
Die Leuchtspur aufgezeichnet hat eine Webcam aus Pilsen in Tschechien: Mehrere Sekunden lang ist darauf gegen 22.45 Uhr ein weißglühendes Objekt zu sehen, das in Richtung Boden rast. Es folgen ein langes und ein kurzes helles Aufblitzen.
Wolfgang Fürstenhöfer, der in Langenfeld eine private Sternwarte betreibt, ist überzeugt, dass es sich um einen Meteoroiden handelt. „Da passen alle Aspekte dazu”, sagt der Hobby-Astronom, der das Phänomen selbst nicht selbst beobachten konnte, aber Videos sichtete. „Man nennt das eine Feuerkugel”, präzisiert er. Ein Hinweis sei „die helle Leuchterscheinung, die langsam grün wird”. Auch ein lauter Knall, den wohl manche vernommen haben, sei typisch. Feuerkugeln in dieser Größenordnung seien aber „schon etwas Außergewöhnliches”, ordnet Fürstenhöfer ein.
Gesteinskörper dringen Tag und Nacht in die Erdumlaufbahn ein. Kleine Teile verglühen dabei sichtbar zu Sternschnuppen. Selten erreichen größere Brocken den Boden. Ob von der aktuellen Sichtung Bruchstücke die Erde erreicht haben, ist bislang nicht bekannt. Fürstenhöfer verweist auf das Feuerkugel-Netzwerk: eine Anordnung von Messstationen in Europa, die solche Leuchtspuren erfassen. In Kombination der verschiedenen Daten können Forscher so präzise ermitteln, in welche Richtung ein Objekt unterwegs war.
Als offiziellen Meteoritenfall im Freistaat, also mit dokumentiertem Aufschlag in Bayern, vermerkte das Bayerische Landesamt für Umwelt zuletzt einen Gesteinsbrocken aus 2016, der bei Stubenberg in Niederbayern auf die Erde schlug.
Anmerkung: In einer ersten Textversion war von einem Meteoriten die Rede. Tatsächlich sind nur am Boden aufgeschlagene Überreste ein Meteorit, während Meteoroiden die in die Atmosphäre eintretenden Stücke sind. Wir haben den Text an den entsprechenden Stellen angepasst.