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Veröffentlicht am 06.12.2022 08:01

Franken Brunnen passt sich an die veränderten Umstände an

Tausende von Flaschen werden bei Franken Brunnen täglich abgefüllt. Aber der Rohstoff Glas wird immer teurer. (Foto: Frankenbrunnen)
Tausende von Flaschen werden bei Franken Brunnen täglich abgefüllt. Aber der Rohstoff Glas wird immer teurer. (Foto: Frankenbrunnen)
Tausende von Flaschen werden bei Franken Brunnen täglich abgefüllt. Aber der Rohstoff Glas wird immer teurer. (Foto: Frankenbrunnen)

Die hohen Energiepreise, Materialknappheit und unterbrochene Lieferketten stellen die Unternehmen in Westmittelfranken vor große Herausforderungen. Mit welchen Ideen und Strategien sie diesen Schwierigkeiten begegnen, stellen wir in der Serie „Wege durch die Krise“ vor.

„Man kann natürlich sagen, das Wasser kommt aus der Erde“, sagt Michael Bartholl. „Aber Wasser ist nur ein Teil unseres Produktes“, weiß der Geschäftsführer von Franken Brunnen. Deshalb ist auch der Getränkehersteller von der aktuellen Lage stark betroffen.

Das gilt vor allem für alles, was mit Verpackung zu tun hat, und in diesem Bereich wiederum in erster Linie für Glas, dessen Herstellung nach den Worten von Bartholl sehr energieintensiv ist. Die Kapazitäten seien in den vergangenen Jahren „wesentlich weniger geworden“. Jetzt hätten sich die Preise für Glasbehältnisse verdreifacht bis vervierfacht. Ähnliches gilt für die Alternativen aus PET-Plastik und für die Grundstoffe für das Erfrischungsgetränke-Sortiment. Mehrweg-Glas verbraucht besonders viel Energie, weil die Flaschen gereinigt werden müssen.

Der Trend zum Glas ist unterbrochen

„Glas war der Trend der letzten Jahre“, erläutert der Diplom-Betriebswirt Bartholl. „Wir hatten da sehr positive Entwicklungen, auch weil wir viel in neue Anlagen investiert haben.“ Das habe sich in der Folge des Ukraine-Krieges geändert, auch weil Glas teilweise schwer verfügbar war. PET-Einweg, das vorher in der Kritik gestanden sei, habe nun wieder stark angezogen. Das hänge auch mit dem Preis zusammen. „Die Leute merken, dass sie weniger im Portemonnaie haben und greifen dann zu günstigeren Marken.“ Werte wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz spielten auf einmal eine untergeordnete Rolle.

Im Vergleich zu den Vorjahren, als Preissteigerungen von zwei bis drei Prozent zu verzeichnen waren, sei das „gewaltig“. Insgesamt mache das einen „hohen Millionenbetrag“ aus.

Franken Brunnen passt seine Strategie an die veränderten Umstände an. Preiserhöhungen sind nach den Worten des Geschäftsführers trotz des Widerstands des Handels unumgänglich, um nicht „bei jeder Flasche etwas drauflegen“ zu müssen. Das werde man auch am Absatz merken. Es gebe aber keine Alternative zur Weitergabe der Kostensteigerungen. Mit einer „guten Marke“ gelinge es nach einer gewissen Zeit, die Menge wieder zurückzuholen.

Die Energieversorgung wurde umgestellt

Innerhalb des Unternehmens wurde die Energieversorgung so weit wie möglich von Gas auf Öl umgestellt, und es wurden Kombibrenner für beide Energieträger angeschafft, um weiter produzieren zu können, falls der Gasnotfallplan greift. Die Beleuchtung wird auf LED umgestellt. Auf dem Dach der Unternehmenszentrale in Neustadt gibt es zudem schon eine Photovoltaikanlage.

Künftig sollen noch stärker erneuerbare Energien genutzt werden. Das sei aber „kurzfristig keine Antwort“, weil dafür viel Geld nötig sei und Solarpaneele kaum verfügbar seien. Perspektivisch will sich Franken Brunnen von fossilen Energieträgern unabhängig machen. Alles müsse in einem „wirtschaftlich vernünftigen Maß zusammenpassen“.

Der Krieg hat auch dafür gesorgt, dass Lkw-Fahrer knapp geworden sind, denn gerade in Osteuropa kommen viele von ihnen aus der Ukraine und wurden zum Militär eingezogen. Um die Lücken in der Logistikkette zu stopfen, wurden polnische Fahrer in ihre Heimat zurückgerufen – ein Dominoeffekt.

Dominoeffekt in der Logistik

In der Krise liege aber auch die Chance, Entscheidungen schneller zu treffen und so zu Wettbewerbsvorteilen zu kommen. „Wir sind in stürmischer See“, so der 60-Jährige. „Das Schiff muss so ausgestattet sein, dass man da einigermaßen durchkommt“. Außerdem müsse man Kurs halten, denn „einige Dinge sind sehr temporär“, andere Veränderungen würden aber bleiben. „In Deutschland haben wir von unserer Basarwirtschaft profitiert“, indem viele Vorprodukte ins Ausland verlagert worden seien.

In der Produktion wirkte sich aus, dass die Herstellung von Kohlendioxid wegen der hohen Energiepreise unwirtschaftlich wurde. Entsprechend war der Rohstoff knapp und kurzzeitig konnten an einigen Standorten keine sprudelnden Produkte mehr abgefüllt werden. Das habe aber durch eine Umstellung auf stille Getränke kompensiert werden können. Manche Neueinführungen wurden verschoben, so Bartholl.

Franken Brunnen: Daten zum Unternehmen

Geschäftsfeld: Mineralwasser und Erfrischungsgetränke. .
Jahresproduktion: Sieben Millionen Hektoliter.
Umsatz: Ca. 180 Millionen Euro pro Jahr.
Mitarbeiter: Etwa 700, davon knapp 300 in Neustadt.


Thomas Schaller
Thomas Schaller

Redaktion Westmittelfranken/Landkreis Ansbach

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