Citywerkstatt bastelt an der Zukunft | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 29.12.2022 21:47

Citywerkstatt bastelt an der Zukunft

Die Regenschirme in der Neustadt sind ein Blickfang. (Foto: Larissa Haug)
Die Regenschirme in der Neustadt sind ein Blickfang. (Foto: Larissa Haug)
Die Regenschirme in der Neustadt sind ein Blickfang. (Foto: Larissa Haug)

Der Stadt die Chance auf eine bessere Zukunft geben, den Unternehmern eine Perspektive und für die Gäste Ansbachs eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen: An diesem Bild mit unzähligen Puzzleteilen wird unter Hochdruck gearbeitet – auch von der Citywerkstatt.

Im Mai diesen Jahres kam Gregor Heilmaier erstmals mit Ansbachern ins Gespräch. Der Mittvierziger vom Niederrhein, der in Nürnberg lebt und dort ein Beratungsunternehmen lenkt und leitet, kümmert sich federführend um die Citywerkstatt.

Dieser für jedermann offene Verbund wurde von der Ansbacher Geschäftsstelle der IHK und der Stadt ins Leben gerufen, um die vor sich hin darbende Altstadt mittels verschiedener Aktionen zu beleben. Neue Ideen sollen schnell umgesetzt werden. Prototypen firmieren als Versuchsballons – funktioniert der Ansatz, wird er ohne bürokratische Hürden weiterverfolgt. Funktioniert ein Projekt nicht, wird es eben eingestampft.

Schnelle Umsetzung
ist Trumpf

„Es ist nicht unser Anspruch, etwas ganz Fertiges hinzustellen. Wir haben keine langwierigen Prozesse, sondern suchen uns Themen, die wir schnell umsetzen können“, beschreibt Heilmaier die Herangehensweise der Teilnehmer der Citywerkstatt. Dieses Konzept trifft auf fruchtbaren Boden. „Viele Menschen haben richtig Bock, sich einzubringen. Sie opfern ihre Freizeit, weil sie etwas bewegen wollen.“

Den vielzitierten Ansbach-Faktor, nachdem viele Ideen nicht probiert würden, weil sie ja angeblich ohnehin zum Scheitern verurteilt wären, hat der mit seiner Firma national und international tätige Rheinländer so nicht festgestellt. Er sieht das Problem nicht lokal, sondern eher grundsätzlich in der deutschen Seele verwurzelt. „Wir neigen dazu, den Fokus auf das zu legen, was nicht funktioniert und nicht darauf, was gut läuft.“

Von Ansbachern für Ansbacher

Tatsächlich sind in der Ansbacher Innenstadt in der jüngeren Geschichte viele Dinge nicht wirklich gut gelaufen. Stagnation statt Entwicklung, neidisches Gegen- statt fruchtbares Miteinander. Diese von nicht wenigen Ladenbesitzern oft gehörte Meinung mag Heilmaier gar nicht bestreiten, seine Perspektive ist jedoch eine andere. Der Vorsitzende des IHK-Fachausschusses Handel und Dienstleistung fokussiert sich als Moderator der Citywerkstatt stattdessen darauf, wie Vorschläge am simpelsten umzusetzen sind. Frei nach dem Motto: von Ansbachern für Ansbacher, und darüber hinaus.

Die erste Aktion, passend zur Eröffnung der Bayerischen Landesausstellung und zum ersten verkaufsoffenen Sonntag seit 2018, waren die bunten Regenschirme, die seitdem die Straßen in der Altstadt als Blickfang überspannen. Um die Aufenthalts- und Erlebnisqualität zu steigern, sind weitere Projekte in Arbeit.

„Nette Toilette” in der Umsetzung

Als nächstes soll die Idee der „Netten Toilette“ umgesetzt werden, mit der Wirte und Einzelhändler über Aufkleber an der Eingangstür ihres Ladens oder über eine im Netz abrufbare Karte auf die Möglichkeit eines stillen Örtchens zur kostenlosen öffentlichen Nutzung hinweisen. Im Gegenzug gibt es eine Aufwandsentschädigung von der Stadt, die sich ihrerseits erhebliche Kosten für eigene öffentliche Toiletten spart.

Wer derweil mit Kinderaugen durch die Innenstadt spaziert, wird nicht viele Punkte entdecken, die zu einem zwanglosen Halt einladen, lässt Heilmaier durchblicken: „Da geht deutlich mehr.“ Weshalb im Frühjahr 2023 Hüpfspiele wie Himmel und Hölle mittels abwaschbarer Farbe an bestimmten Stellen der Stadt angeboten werden sollen.

Selfie-Motiv als Magnet

Ein Buchstabenzug mit Ansbach als Hauptmotiv soll ferner dazu anregen, Erinnerungsfotos zu schießen. Landen die im Netz, ist das beste Werbung. Das Fotomotiv soll auf einem Betonsockel stehen, aber mobil sein, um mal vor dem Schloss, mal auf dem Martin-Luther-Platz die Menschen zu einem Schnappschuss zu motivieren.

Ein weiteres Projekt ist zur Bachwoche im nächsten Jahr angedacht: Dabei soll Ansbachs bunte Musikerszene in der Stadt aufspielen. „Von Klassik bis Techno an der nächsten Straßenecke kann ich mir alles vorstellen“, erklärt Heilmaier augenzwinkernd. Die nächste Werkstattrunde wird im ersten Quartal 2023 stattfinden. Neue Ideen inklusive. „Wer Lust hat, sich bei den verschiedenen Themen einzubringen, ist herzlich willkommen.“


Florian Pöhlmann
Florian Pöhlmann

Nach der journalistischen Grundausbildung beim Fernsehen rief 1999 die große weite Welt des Sports, die ich in Nürnberg in nahezu allen Facetten kennenlernen und in verantwortlicher Position gestalten durfte. Erst der verlockende Ruf aus Ansbach und die Aussicht, im fortgeschrittenen Alter Neues zu wagen, sorgten ab 2021 für einen Neustart in der Lokalredaktion.

north