Im Handwerk hat sich die konjunkturelle Lage insgesamt verbessert - zunehmende Probleme aber gibt es im Bausektor. „Noch haben die Betriebe im Bausektor gut zu tun, doch wegen steigender Zinsen und höherer Finanzierungskosten brechen die Auftragsvorläufe teils deutlich ein“, sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), der Deutschen Presse-Agentur.
Er forderte die Politik zum Gegensteuern auf. „Wenn die im Baubereich in den vergangenen Jahren mühsam aufgestockten Kapazitäten nicht wegbrechen sollen, muss Politik die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen, für eine verlässliche Förderkulisse sorgen sowie für insgesamt geeignete Rahmenbedingungen zum Beispiel bei Steuern.“
Wohnungsbau und energetische Gebäudesanierung würden nur mit genügend Beschäftigten im Bausektor möglich sein, so Schwannecke. Die Politik müsse nun entschieden daran mitwirken zu verhindern, dass diese Beschäftigten in andere Branchen ausweichen.
Nach dem aktuellen ZDH-Konjunkturbericht wird vor allem im Wohnungsbau das geschäftliche Umfeld zunehmend geprägt durch die infolge schlechterer Finanzierungskonditionen rückläufigen Bauinvestitionen. Stabilisierend wirkten die in den Vorjahren aufgebauten hohen Auftragsbestände. Die Auftragsbestände aber nehmen ab. Die traditionelle Belebung am Bau im Frühjahr werde voraussichtlich nur schwach ausfallen.
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe kommentierte in dem Konjunkturbericht, insbesondere im Wohnungsbau gehe die Nachfrage zurück. Als Gründe genannt wurden das deutlich erhöhte Niveau der Immobilien-Finanzierungskosten bei abgesenkter Förderung, aber zugleich gestiegenen Energieeffizienzanforderungen. „Seit Juni letzten Jahres sind Baugenehmigungen und Order im Wohnungsbau im Rückwärtsgang und das mit zunehmendem Tempo.“ Die Bauunternehmen verzeichneten demnach im Februar einen Rückgang der Aufträge im Wohnungsbau von 37 Prozent.
„Die Auftragsbestände gehen jetzt zügig in die Abarbeitung, Anschlussaufträge für die Betriebe fehlen“, hieß es. „Damit wächst die Gefahr der Unterauslastung der Baubetriebe akut. Bauunternehmen greifen jetzt teilweise auf Kurzarbeit zurück.“ Angesichts des knappen Wohnraums sei das eine völlig falsche Entwicklung. Es brauche deutliche Investitionsimpulse in der Förderpolitik.
Die großen Wohnungsbauverbände hatten bereits deutlich gemacht, dass sie den Neubau in Deutschland vor dem Kollaps sehen. Der Staat müsse seine Fördergelder für den Wohnungsbau deutlich aufstocken.
Im Handwerk haben sich insgesamt die Geschäftserwartungen erholt, wie der ZDH-Konjunkturbericht ergab. Staatliche Entlastungsmaßnahmen für Energie, eine Entspannung der Lieferketten und ein sich abzeichnender Rückgang der Inflation stützten die Geschäftslage.
Es gebe aber nach wie vor erhebliche konjunkturelle Risikofaktoren, so Schwannecke - die Sicherheit der Energieversorgung, die Inflation und die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen. „Unter all diesen Vorzeichen ist daher keine starke Konjunkturbelebung im Handwerk in diesem Jahr zu erwarten, bestenfalls ein in der zweiten Jahreshälfte 2023 einsetzender Aufwärtstrend.“ Umso wichtiger sei, dass die Bundesregierung mit ihren Entscheidungen den Betrieben keine zusätzlichen Belastungen aufbürde.
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