Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück ist tot. Der CSU-Politiker starb am Montag rund einen Monat nach seinem 84. Geburtstag in einer Münchner Klinik, teilte der Landtag unter Berufung auf Glücks Familie mit. Dem Vernehmen nach hatte sich sein Gesundheitszustand in den vergangenen Tagen rapide verschlechtert.
Glück hat in seinem Leben auf vielfältige Weise Verantwortung übernommen: Journalist, Abgeordneter, Fraktionschef, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Vorsitzender der Bergwacht Bayern, Landtagspräsident. Dabei war dem zweifachen Vater eine politische Karriere nicht in die Wiege gelegt.
Glück wuchs auf dem elterlichen Bauernhof im oberbayerischen Hörzing (Landkreis Traunstein) auf. 1970 zog er erstmals für die CSU in den Landtag ein. Von 1994 bis 2007 war er Chef des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern. Unter seiner Leitung wurde auch das Grundsatzprogramm der CSU erarbeitet.
Glücks Hauptaugenmerk lag auf der Sozialpolitik. Von 1974 bis 1986 war er Vorsitzender des Ausschusses für Landesentwicklung und Umweltfragen. Nach zwei Jahren als Staatssekretär übernahm er 1988 den CSU-Fraktionsvorsitz und sorgte nach den Worten von CSU-Chef Markus Söder für eine „gute Balance“ in der Regierungszeit von Ministerpräsident Edmund Stoiber. 38 Jahre hatte er ein Landtagsmandat inne, 15 davon als Fraktionschef.
„Auch wenn Alois Glück nie Ministerpräsident oder Parteivorsitzender war, gehörte er wohl zu den prägendsten und bedeutendsten Persönlichkeiten, die die CSU in den letzten Jahrzehnten gehabt hat“, betonte Söder. „Er war stets ein Vordenker, ein Ausgleichender, ein Führender. Einer, der mit großer Empathie, aber auch mit dem richtigen Wertekompass Land und CSU mit begleitet und geprägt hat.“
In der Tat fehlt in Glücks politischer Karriere ein großes Regierungsamt. Seiner politischen Bedeutung auch außerhalb der CSU hat dies aber nicht geschadet. 2003 wurde er zum Landtagspräsidenten gewählt. Bei der Wahl 2008 trat er nicht mehr an. 2011 berief die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Glück in die Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung.
2018 machte Söder dann seinen Parteifreund mit fast 80 Jahren zum Leiter des Runden Tischs Artenschutz in der Bayerischen Staatskanzlei. Ein kluger Schachzug, denn Glück hatte damals den Ruf, Söder nicht unkritisch gegenüberzustehen. Am Ende gelang es Glück nicht nur den Zwist zwischen den Landwirten in Bayern und den Forderungen des erfolgreichen Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zu versöhnen. Sein Wirken in die CSU hinein half auch, die Partei für mehr Tier-, Natur- und Artenschutz zu öffnen. In der Folge lobten sogar Politiker von Grünen und ÖDP Glücks Einsatz und erfolgreiche Arbeit.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) zeigte sich bestürzt über die Todesnachricht. „Er war ein außergewöhnlicher Politiker, der sich jahrzehntelang vor allem in der Umwelt- und Sozialpolitik als Vordenker und Pionier einen Namen gemacht hat.“
Der gelernte Landwirt und leidenschaftliche Bergwanderer engagierte sich bis zuletzt in zahlreichen Ehrenämtern. Ob als Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern oder im Netzwerk Hospiz Südostbayern - für Glück war der Einsatz für die Menschen ein festes Fundament in seinem Wirken, wie es in der Würdigung des Landtags hieß. Ab 1983 war er auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken aktiv, von 2009 bis 2015 war er dessen Präsident.
Dementsprechend überschlugen sich nach dem Bekanntwerden von Glücks Tod die Trauerbekundungen - partei- wie konfessionsübergreifend und alle mit dem gleichen Tenor: Mit Glück verliere Bayern einen ganz Großen, einen Vordenker, Brückenbauer, überzeugten Christen, Naturschutzpreisträger, Mitstreiter für Freiheit sowie ein Vorbild und einen Freund. Wie sehr er auch außerhalb seiner Partei respektiert wurde, zeigte die Bandbreite der Kondolierenden: Von Kardinal Reinhard Marx über CDU-Chef Friedrich Merz, Bund Naturschutz-Chef Richard Mergner bis hin zu Imam Benjamin Idriz, Vorsitzender des Münchner Forums für Islam - Glücks Tod sorgte allerorten für Bestürzung.
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