Vom Nazi-Ort zur evangelischen Bildungsstätte | FLZ.de

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Veröffentlicht am 05.06.2022 19:23

Vom Nazi-Ort zur evangelischen Bildungsstätte

Die Gründung des Evangelischen Bildungszentrums (EBZ) auf dem Hesselberg nach dem Zweiten Weltkrieg war laut der
Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski ein bewusstes Zeichen gegen Hass und ein Bekenntnis zu Jesus Christus.

Nach der NS-Zeit, in der Parteikundgebungen und die sogenannten Frankentage von Julius Streicher auf dem Hesselberg stattfanden, wollte die bayerische evangelische Landeskirche dieser „unrühmlichen Geschichte“ ganzheitliche evangelische Bildung entgegensetzen, sagte Bornowski am Sonntagabend.

Das EBZ, damals noch nach dem skandinavischen Vorbild Landvolkshochschule genannt, war 1951 mit dem Leitsatz „Kein Bauer wählt mehr braun“ gestartet, sagte Bornowski bei einer Andacht zur Gründung des EBZ vor 71 Jahren laut Redemanuskript. Eigentlich wollte das EBZ sein 70-jähriges Bestehen bereits im vergangenen Jahr begehen – wegen der Corona-Pandemie wurde das Ganze auf dieses Jahr verschoben. Auf dem Hesselberg sei seither viel Gutes geschehen – und von dort aus habe auch viel Gutes in die ganze Landeskirche und in die Gesellschaft hinein gewirkt.

Regionalbischöfin Bornowski listete in ihrer Andacht etwa die landwirtschaftliche Familienberatung, die Betriebsberatung, die Schuldnerberatung oder auch die Dorf- und Betriebshilfe auf. Bei der Andacht wurden auch die beiden Ausstellungen „Was bleibt?“ und „Hesselberger Schatzkästlein“ eröffnet. Sie thematisieren das Stiften für wohltätige Zwecke übers eigene Lebensende hinaus und die Wirkkraft der EBZ-Bildungsarbeit vom Hesselberg aus. „Es gehört viel hinein ins Hesselberger Schatzkästlein“, sagte Bornowski, für sie etwa Freizeiten mit Frauengruppen oder Kirchenvorständen.

Das EBZ Hesselberg wurde am Pfingstmontag 1951 vom früheren bayerischen Landesbischof Hans Meiser eingeweiht. Die Kirche wollte der „braunen Geschichte“ des Berges – zu den Frankentagen von Nazi-Hetzer Julius Streicher pilgerten in der NS-Zeit bis zu 100.000 Menschen – einen Bildungsort entgegensetzen. Es galt, eine ganze Region zu entnazifizieren: In Westmittelfranken hatte die NS-Ideologie besonders viele Anhänger.

epd 00/2034/05.06.2022

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