Versorgung in Krankenhäusern droht Zusammenbruch wegen Krise | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 08.09.2022 13:22

Versorgung in Krankenhäusern droht Zusammenbruch wegen Krise

Eine Pflegekraft geht auf einer Intensivstation über den Flur. (Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild)
Eine Pflegekraft geht auf einer Intensivstation über den Flur. (Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild)
Eine Pflegekraft geht auf einer Intensivstation über den Flur. (Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild)

Bayerns Kliniken fürchten, dass die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern angesichts der aktuellen Krise zusammenbrechen könnte. „Die Kostenexplosion trifft die Kliniken mit voller Wucht“, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Roland Engehausen, am Donnerstag in München. Gesetze, die der Bund dringend anpassen müsse, verhinderten, dass Kliniken die hohen Kosten ausgleichen könnten.

Engehausen forderte für die Krankenhäuser einen Inflationsausgleich in Form von vier Prozent Aufschlag auf alle Krankenhausrechnungen. Danach müssten die Kliniken in die Lage versetzt werden, „ohne jeden Deckel“ über einen Ausgleich zu verhandeln.

Problematisch seien vor allem die steigenden Energiepreise, für die es keine Umlage gebe. Auch Medizinartikel würden immer teurer. Die derzeitige Gesetzeslage verhindere jedoch, dass die Krankenhäuser mit den Kassen überhaupt über einen Ausgleich verhandeln dürfen, sagte Engehausen. In diesem Jahr dürften die Kliniken die Kosten je Behandlung lediglich um 2,3 Prozent anheben, während sogenannte Sachkosten im Schnitt um 8 Prozent gestiegen und die Energiekosten sich mehr als verdoppelt hätten.

Der Geschäftsführer der München Klinik, Axel Fischer, sagte, die Krankenhäuser seien seit Längerem in einer Krise. Das Personal arbeite unter hoher Last. „Wir sind im Moment in einer Mangelwirtschaft.“ Anders als private Unternehmen könnten Krankenhäuser ihr Angebot jedoch nicht einfach verkleinern und auf lukrativere Angebote verlegen. Sparmaßnahmen seien den Krankenhäusern nicht zuzumuten, denn diese würden bedeuten, dass das ohnehin knappe Personal abgebaut oder die Aussattung verringert werden müsste.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte seine Unterstützung für Forderungen an die Bundesregierung. Beim Entlastungspaket habe die Ampel die Kliniken ignoriert. Auch er forderte einen Aufschlag auf Krankenhausrechnungen als Inflationsausgleich. Andernfalls drohe ihnen „eine existenzbedrohende wirtschaftliche Schieflage“.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte unterdessen ein Hilfspaket für die Kliniken an. Dafür sollten in den nächsten Wochen konkrete Vorschläge vorgelegt und mit den Ländern beschlossen werden. Es gehe um kurzfristige Lösungen, damit Kliniken jetzt nicht in unüberbrückbare Schwierigkeiten durch Liquiditätsprobleme kommen. Er hob als weitere politische Schwerpunkte auch Neuregelungen zur Entlastung von Pflegekräften hervor.

© dpa-infocom, dpa:220908-99-679110/3

north