Bei den Stadtwerken Bad Windsheim macht sich verhaltener Optimismus breit. So rechnet Werkleiter Thomas Hartlehnert damit, dass im kommenden Jahr die Preise für Strom und Gas wieder gesenkt werden können. Aktuell sieht er aber „keinen Spielraum für eine Anpassung nach unten“. Das erklärte er in der jüngsten Werkausschuss-Sitzung.
Trotzdem appellierte Hartlehnert mit Nachdruck an die Kunden, den Stadtwerken, dem regionalen Versorger vor Ort, treu zu bleiben und nicht wegen attraktiverer Tarife kurzfristig den Anbieter zu wechseln und zum Schnäppchenjäger zu werden. Denn das hat wirtschaftliche Folgen für die Stadtwerke und damit für alle anderen Endkunden.
So seien zum Beispiel im vergangenen Jahr, als die Preise für Strom und Erdgas in die Höhe geschnellt sind, rund 100 Kunden zu den Bad Windsheimer Stadtwerken gewechselt. Und sie wurden problemlos aufgenommen, weil die Stadtwerke als Grundversorger dazu verpflichtet sind. Das führte allerdings auch dazu, dass die Stadtwerke zum Beispiel in 2022 mehr Gas einkaufen mussten, um alle Abnehmer in 2023 gut versorgen zu können.
Aktuell kündigen nun aber einige Kunden ihre Verträge wieder und wechseln zum nächsten günstigen Anbieter. Für die Stadtwerke hat diese Schnäppchenjagd zur Folge, dass sie nun eigentlich zu viel Gas eingekauft haben. „Wir müssen dieses Gas nun wieder verkaufen und haben dadurch Verluste. Das ist die Krux“, sagte Hartlehnert und erklärte, dass die Stadtwerke mit den aktuellen Marktpreisen nicht wie ein Fähnchen im Wind und somit wie andere Anbieter mitgehen können.
Sie müssten längerfristig planen und kalkulieren. Im vergangenen Jahr habe die Beschaffung von Gas im Oktober geendet. Zuvor sei man rund 18 Monate lang mit dem Einkauf beschäftigt gewesen. Dabei hätten einige Mengen günstig eingekauft werden können, andere aber hätte man teuer erwerben müssen. Eine Preisspitze sei zum Beispiel im August 2022 erreicht worden. Damals hätte beim Gas eine Megawattstunde rund 300 Euro gekostet. Momentan könne man mit rund 63 Euro pro Megawattstunde kalkulieren.
Dass einige Verbraucher auf Schnäppchen spekulieren würden, sei Bürgermeister Jürgen Heckel zufolge „nicht gut“. Teil einer Solidargemeinschaft zu sein, bedeute immer auch, dies „in guten wie in schlechten Zeiten zu sein“. Deswegen müsse man hier auch an die Moral der Bürger appellieren. Diese wiederum sollten sich Heckel zufolge einmal klarmachen, was die Stadtwerke als regionaler Dienstleister vor Ort alles bieten und stemmen würden, darunter Arbeitsplätze sowie den Betrieb des Freibades.
„Als regionaler Anbieter garantieren wir zudem Sicherheit in der Versorgung“, betonte Werkleiter Hartlehnert und erklärte, dass die Beschaffung des Gases für 2024 derzeit „planmäßig“ laufe und das Preisniveau insgesamt geringer sei. Deswegen konnte er nun eine Preissenkung für das kommende Jahr in Aussicht stellen. Im laufenden sei diese leider nicht umsetzbar.
Der Entlastungsbetrag hingegen werde selbstverständlich an die Kunden weitergegeben, versicherte Hartlehnert. Voraussichtlich Ende März werden sie ein Schreiben mit den dann entsprechend angepassten Abschlagszahlungen erhalten. So rechnet der Werkleiter damit, dass die Stadtwerke Bad Windsheim für das erste Quartal des Jahres 2023 voraussichtlich rund 870.000 Euro vom Staat einfordern und an die Kunden weitergeben werden.
Damit das alles so reibungslos läuft, hatte man auch in Bad Windsheim auf die dafür bereitgestellte Software vertraut. „Bis heute können wir die Entlastungsbeiträge nicht in die Software einpflegen“, erklärte Hartlehnert. Es habe immer wieder Softwareprobleme gegeben, bis zu zwei Updates täglich seien nötig gewesen, „und es läuft noch nicht fehlerlos“.
CSU-Stadtrat Horst Allraun beklagte die „fehlerhafte“ Software, für die „gutes Geld“ gezahlt werden müsse. Er forderte, die Softwarefirmen diesbezüglich „nicht ungeschoren“ davon kommen zu lassen und zu prüfen, ob „eine Chance auf Regress“ bestehen könnte. Werkleiter Hartlehnert erklärte, für die Softwarefirmen „eine Lanze brechen zu müssen“.
Die Firmen haben eigentlich mindestens zwei Jahre Zeit, um neue Software zu programmieren. Diesmal sollten sie die Aufgabe innerhalb von zwei Monaten bewältigen, weil das Gesetz zeitnah umgesetzt werden musste. Zudem hätten die Softwarehäuser sogar die Hälfte der Entwicklungskosten getragen.