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Veröffentlicht am 31.07.2023 16:31

Mit dem Spektiv ins Wohnzimmer gucken

Die Infotafel am Schwalbenhaus steht und wurde eingeweiht durch (von links): Erich Taube, Hanne Weiß, Jürgen Heckel, Sebastian Göttfert, Anne Billenstein und Margareta Loscher. (Foto: Hans-Bernd Glanz)
Die Infotafel am Schwalbenhaus steht und wurde eingeweiht durch (von links): Erich Taube, Hanne Weiß, Jürgen Heckel, Sebastian Göttfert, Anne Billenstein und Margareta Loscher. (Foto: Hans-Bernd Glanz)
Die Infotafel am Schwalbenhaus steht und wurde eingeweiht durch (von links): Erich Taube, Hanne Weiß, Jürgen Heckel, Sebastian Göttfert, Anne Billenstein und Margareta Loscher. (Foto: Hans-Bernd Glanz)

Die Sommermonate in Bad Windsheim verbringen und von Herbst bis Frühjahr die warme Zeit in Afrika genießen: So sieht für viele Vögel ihr Leben aus. Wobei die Beschreibung „genießen“ nicht so ganz passt: Der Flug ist gefährlich und es sterben viele der gefiederten Freunde.

Mehlschwalben und andere Nachbarn haben im Schwalbenhaus bereits eine Unterkunft gefunden. Seit Kurzem ist am Standort in der Wiebelsheimer Straße, direkt gegenüber der Einfahrt zur Schwebheimer Straße, nun auch eine von der Lokalen Aktionsgruppe Aischgrund (LAG) geförderte Infotafel mit Wissenswertem rund um die Bewohner aufgestellt.

Erich Taube ist Vater des Projekts

Zur Einweihung waren der „Vater des Projektes Schwalbenhaus“, Erich Taube, und Anne Billenstein (LAG) sowie Margareta Loscher und Hanne Weiß vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), Stadtrat sowie Referent für Natur und Umwelt Sebastian Göttfert und Bürgermeister Jürgen Heckel erschienen, um den Hintergrund des Projektes Schwalbenhaus, das es seit 2016 gibt, für die Öffentlichkeit nochmals hervorzuheben.

Erich Taube, der von seinem Wohnhaus mit einem Spektiv quasi in die Wohnzimmer der eleganten Flieger gucken kann, berichtete, dass unter anderem bereits brütende Stare, Kohlmeisen und der Hausrotschwanz das Haus als Brutstätte auserkoren hätten. Derzeit seien rund 20 Mehlschwalbenpaare und einige Mauersegler „eingezogen“.

Nistplätze bei Neubauten schaffen

Heckel zeigte sich aus kommunaler Sicht sehr zufrieden damit, dass sich Einwohner, wie beispielsweise Erich Taube, aber auch Vereine für den Natur- und Umweltschutz engagieren. Die Stadt unterstütze diese Maßnahmen, hier im konkreten Fall mit dem Aufstellen der Infotafel und mit dem Säubern der Nester nach der Brutzeit. Eine Anregung vor Ort – den Wunsch nach einer Ruhebank in unmittelbarer Nähe – nahm der Bürgermeister gleich auf: „Wenn noch eine vorhanden ist, dann steht sie nächste Woche.“

Margareta Loscher, LBV-Kreisvorsitzende, erwartet sich von der Tafel eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Probleme der Vögel, passende Nistgelegenheiten zu finden. Ihr Lösungsvorschlag: Kommunen und Baubehörden sollten bei Neubauten entsprechende Nistmöglichkeiten an Hausfassaden vorschreiben, die im Übrigen nicht zu einer Verschmutzung der Wände führen würden.

Die Mehlschwalbe nistet an Felswänden oder höheren Gebäuden, bei denen aber im Zuge von Sanierungen häufig Nistmöglichkeiten wegfallen. Der knapp 15 Zentimeter große Vogel verspeist Fluginsekten und Blattläuse. Der Mauersegler dagegen ernährt sich ausschließlich von im Flug gefangenen Insekten. Er verbringt den Großteil seines Lebens im Flug und muss nur zur Brut und Aufzucht der Jungen landen. Nach dem Ende der Fortpflanzungszeit sind die knapp 18 Zentimeter großen Ausdauerflieger dann monatelang in der Luft.

Die Tiere könnten in Bad Windsheim weitere neue Wohnstätten bekommen. Im Zuge der Landesgartenschau will Heckel prüfen, ob sich in diesem Rahmen weitere Schwalbenhäuser verwirklichen lassen.


Von Hans-Bernd Glanz
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