Pfarrer Martin Reutter ist der Vorgesetzte von mehr als 400 Mitarbeitern. Er ist der neue geschäftsführende Vorstand des Diakonischen Werks Ansbach. In Sachen Finanzen richtet er einen Appell an die öffentliche Hand. Aber: „Diakonie steht auch vor Herausforderungen“, stellt er fest. Ein Thema rangiert für ihn ganz oben.
Verbunden ist mit Reutters Aufgabe die Geschäftsführung für die Landesherrliche Hospitalstiftung St. Johannis Ansbach und das Evangelische Kinderheim Ansbach. Ganz neu ist der frisch amtierende Chef dann doch nicht: Seit Juni amtierte er schon kommissarisch als zweiter Vorstand des Diakonischen Werks. Dabei „habe ich wieder Diakonie-Luft geschnuppert“.
Für ihn persönlich schließt sich nämlich ein Kreis, wie er sagt: Die ersten neuneinhalb Dienstjahre habe er bei der damaligen Diakonie Neuendettelsau verbracht.
„Ich bin da ziemlich schnell ins Diakoniemanagement hineingerutscht und habe sehr bald das gesamte Krankenhauswesen übernommen“, blickt er zurück.
Was erwartet ihn bei der Ansbacher Diakonie? Das Diakonische Werk übernehme zum Beispiel die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit, auch in Außenstellen. Es handelt sich um ein Beratungsangebot als erste Anlaufstation. Reutter nennt überdies Beratungsstellen – von der Suchtberatung über den Sozialpsychiatrischen Dienst bis zur Schwangerschaftsberatung.
„Dann haben wir zwei Kindertagesstätten, Lummerland und Dombachknirpse.“ Hinzu kämen die Kinder-Jugend-Familienhilfe Ansbach Kastanienhof und das Seniorenzentrum Hospital. Weitere Aufgaben seien Wärmestuben- und Tafelarbeit, das ambulant betreute Wohnen und das Tageszentrum.
An oberster Stelle steht für den neuen geschäftsführenden Vorstand das Thema Personalnot. Es gehe einerseits darum, Mitarbeiter zu binden, und andererseits darum, neue Fachkräfte zu gewinnen.
Ein Anliegen ist dem Theologen, mit Netzwerkpartnern zusammenzuarbeiten. „Ich bin froh und dankbar, dass jetzt auch wieder eine Kooperation mit der Stadt stattfinden konnte – bezüglich Tagesaufenthalt und Wärmestube.“
Gerade mit den Beratungsstellen sei das Diakonische Werk auf Zuschussgeber angewiesen. Schwierig werde es, „wenn zum Beispiel in einer Migrationsarbeit zwar Planstellen geschaffen werden, sie aber nur zu 90 Prozent finanziert sind“. Er appelliert deshalb an die öffentliche Hand, „dass ein Sozialunternehmen adäquat finanziert wird“.
Mit den Beratungsstellen versuche das Diakonische Werk, ein Netzwerk anzubieten, damit Menschen den Weg zurück ins Leben finden. Es ist nach Reutters Worten eine gebeutelte Welt, die sich in vielerlei Hinsicht verändert und Krisen durchmacht. Da brauchten Menschen Stabilität und Halt. Corona spiele eine Rolle, aber nicht allein.
Wichtig ist dem geschäftsführenden Vorstand, das Denken über Fachabteilungen hinweg zu fördern – dass etwa Kindergarten, Sozialpsychiatrischer Dienst und Suchtberatung zusammenarbeiten. Wenn jemand merke, dass in einer Familie ein Problem steckt, solle man auf kurzem Weg helfen.
Martin Reutter formuliert drei Säulen, die das Diakonische Werk ausmachen: „die Fachlichkeit unserer Mitarbeitenden, eine Wirtschaftlichkeit und eine Konfessionalität, dass man sich mit dem diakonischen Auftrag identifiziert“. Die Mitarbeiter leisteten ihre Arbeit wirklich mit diakonischem Herzblut.